aviso 3 | 2014
Bayern-Südtirol
Colloquium
|38|
Text:
Michael Horling
Egal ob es
nie mehr Kriege, einMittel gegen die weltweite
Hungersnot geben oder eines gegen Krebs entdeckt wird.
Auch wenn jemand kostenfreies Heizen erfindet, Gratisstrom
bis ans Ende aller Tage, wenn jemand rausfindet, dass alle
Aliens nett sind und quasi schon direkt vor der Türe stehen.
Die Nachricht des Jahres 2014 ist schon längst draußen:
Dolomiti ist wieder da!
Ja, genau, das ist dieses Eis von Langnese mit der dreifachen
Spitze, die wahrscheinlich die drei Zinnen in den Dolomiten
darstellen soll, womit sich irgendwie auch der Name erklärt.
Weiß ist das obere Drittel des Eises am Stiel, in Rot strahlt
der mittlere Teil, unten rundet ein Grün das leckere Ding ab.
Zitrone, Himbeere und Waldmeister sind die Geschmacks-
richtungen. Den holzigen Stiel kann nach dem Schlecken so
herrlich in den Mund stecken und sich von der Mutter anhö-
ren: »Pass auf, dass Du ihn nicht verschluckst!« Auch noch
mit 45 Jahren.
Dolomiti – ich geb’s
zu: Ich hab’s geliebt früher, mehr
als Äpfel, Butterbrote und Pommes Frites zusammen. Kein
Schnitzel der Welt konnte so gut schmecken. Noch nicht mal
Kinder-Schokolade. Wobei: Die vielleicht doch. Manchmal.
Dolomiti war jedenfalls Pflicht damals, das leckerste Wasser-
Eis der Welt. Am besten jeden Tag. Keine Ahnung, warum es
irgendwann nicht mehr auf der Langnese-Tafel stand. Direkt
neben dem Braunen Bär war es früher abgebildet und in
einem anderen Jahr schräg über dem Grünofanten und
unterhalb des Kilimandscharo.
50 Pfennige kostete damals das Dolomiti und eigentlich war
es zum Frühling hin beim heiß begehrten ersten Blick auf die
neue Karte im kleinen Edeka-Laden gegenüber nie ein The-
ma, dass das Dolomiti mal nicht mehr darauf zu sehen sein
sollte. Zwei, drei neue Sorten gab es jedes Jahr. Keine war so
gut wie Dolomiti. Nur das Capri-Orangen-Wassereis konnte
da noch mithalten. Na gut, an manchen Tagen leisteten wir
uns schon mal ein »Nogger Dir einen!« für eine Mark. Aber
das dann doch eher selten.
Und eines Tages
war es plötzlich weg und die Kindheit
war vorbei. Langnese ließ das Dolomiti sterben. Weil es
dafür keinen Grund gab, beschloss ich damals, von dem Tag
an kein Eis mehr zu mögen. Gefühlte 30 Jahre hielt ich das
schon durch. Aber jetzt das: Nach gesammelten 2,67 Millio
nen Unterschriften weltweit hat Langnese dem Drängen
endlich nachgegeben. Die Online-Petitionen
der letzten Monate hatten ihr Übriges geleistet.
Als Markus Lanz – selbst ein Südtiroler, wie das
Dolomiti – neulich in seiner Sendung das Come-
back forderte und Thomas Gottschalk für den Fall
der Nicht-Wiederauflage ein Comeback bei »Wet-
ten, dass...?« androhte, ließen die Eisgötter sich er-
weichen. Dolomiti ist ab sofort wieder da. Und mit
dem Traumeis die lustigen Figuren, die auf dem
oberen, weißen Drittel skifahren und mit demEis-
pickel klettern. Zumindest in der Werbung.
Der Sommer kann
kommen! Da passt es, dass
bei uns der kleine Dorfladen wieder eröffnet hat.
Wir können zu Fuß einkaufen gehen, machen das
nahezu täglich, besorgen frisch das, was wir brau-
chen. Dazu gehört nun das Dolomiti. Die erste
Lieferung hatte ich nach wenigen Tagen wegge-
schleckt. Und dann das: Zur Nachbestellung brach-
te Langnese Sechserpacks! Nein!!! Ich will mein
Dolomiti doch nicht nach Hause mitnehmen. Ich
will es im Laden kaufen, einzeln, jeden Tag. Und
auf dem Heimweg die Zunge erst weiß, dann rot
und schließlich grün einfärben. Wieder erst musste
ich Langnese und dem Laden drohen, kündigte
einen Sitzstreik an vor dem Eingang, Unterschrif-
tenaktionen und den Gang notfalls bis Rom und
zum Papst. Es klappte: Nun gibt’s Dolomiti wieder
in Einzelpackungen in der Eistruhe. Für’s tägli-
che Aufreißen gleich nach der Kasse imDorfladen.
Und zum nächsten Sommer fordern wir die Rück-
kehr vom Braunen Bär! Mit Karamellgeschmack!
Michael Horling
lebt in Schonungen bei Schwein-
furt und arbeitet seit 25 Jahren als hauptberuf-
licher Journalist mit inzwischen dem eigenen Portal
– und er ist Dolomiti-Fan seit
frühester Kindheit!
Das Comeback von Dolomiti
Südtirol im Eisformat – eine Kindheitserinnerung