aviso 3 | 2014
Bayern-Südtirol
aviso Einkehr
EINKEHR
D i e s c h ö n s t e n d e n k m a l g e -
schützten Wirtshäuser und Gast-
höfe in Bayern sind (noch) nicht
so be k ann t w i e v i e l e unser er
Schlösser, Burgen und Kirchen.
Das muss sich ändern! In »
aviso
Einkehr« stellen wir Ihnen des-
halb die schönsten kulinarisch-
bavarischenMusentempel vor: alle
respek table und authent i sche
Zeugnisse unserer reichen Bau-
kultur und: In allen kann man her-
vorragend essen, in manchen auch
übernachten.
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besten Grundstoffen ausgehend, phantasievoll und geschmacksintensiv
ist, dazu ausgezeichnete Weine. »Wenn ich nicht kochen darf, bin ich
nur ein halber Mensch« – man glaubt Klaus Eglseder aufs Wort. Die
raffiniertenMenüs und À-la-carte- Gerichte – alle sechs Wochen wechselt
die Karte saisonal – haben ihren gerechtfertigten Preis, aber auch en-
passant-Gäste, die im Biergarten mit Burgtürmeblick nur einen »sauer
marinierten Bergkäs mit Kernöl und Zwiebeln«, Rindfleischsalat oder
»Dreierlei Brotaufstriche« brotzeiten wollen, sind natürlich willkommen.
Zur Hoftaferne gehört
aber auch die ganze Neuburg. Einige
Räume sind von der Universität Passau und der Landkreisgalerie belegt,
der Rest wird von der Taferne »bespielt«. Man muss Klaus Eglseder auf
einem Rundgang folgen, um die Begeisterung des jungen Wirts für die
imposante und wildromantische Anlage, über Jahrhunderte gewachsen,
und ihre große Historie nachzufühlen. Vom reizenden Barockgärtleinmit
seinermuschel- und tuffsteininkrustiertenGrotte und den Zwergerlfiguren
nach Callot-Stichen, Rest einer riesigenGartenanlage des 17. Jahrhunderts
und heute für Sektempfänge beliebt, geht es in die Vorburg mit ihren
mächtigen Türmen, hier kann man in der Mälzerei und einem anderen
Wirtschaftsbau auch komfortabel übernachten. Über eine Hochbrücke,
mit wunderbarem Tiefblick auf den Inn und ins österreichische Land
hinein, betritt man beim Bergfried den Bereich der Hauptburg. Eine
schöne Arkadentreppe, ein barockes Sonnenuhrfresko, bemooste Mauern,
ein alter Steinbrunnen – auch hier kann von Tafernengästen gefeiert oder
gehochzeitet werden, mit Landschaftspanorama von den Südbastionen.
Unvergesslich dürften solche Festlichkeiten in den »Marmorsälen« sein:
einzigartig erhaltenen Renaissanceräumen mit prächtigen Akanthus-
Deckenmalereien, reichem Terracotta-Zierat und illuionistischen
Landschaftsmalereien im »Grünen Salettl«. Zum Schluss zeigt Klaus
Eglseder seinen »Lieblingsort«: den Söller vormhochgelegenen Rittersaal
der Neuburg. Und wie er da steht, in seiner braunen Küchenchefjacke,
gewissermaßen »auf seines Daches Zinnen (…) mit vergnügten Sinnen«
und über die Innenge, den großen Neuburger Laubwald bis zur fernen
Alpenkette weist, da hat er durchaus was von einem stolzen Burgherrn.
Und als sein heutiger Gast kann man nur hoffen, dass dieser bayerisch-
bürgerliche Vilshofener Koch der Neuburg erhalten bleibt – möglichst so
lange wie die Grafen von Vornbach, von Salm, von Sinzendorf, und wie
die wechselnden adeligen Burgherrschaften alle hießen.
Renate Just
arbeitet als freie Journalistin,
gegenwärtig vor allem für »Die Zeit«. Die Ernst-
Hoferichter-Preisträgerin hat einige Bücher
veröffentlicht, vor allem die mehrbändige Reihe
der regionalen »Reise(ver)führer« (SZ) »Krumme
Touren - Reisen in die Nähe«.
Wegbeschreibung
Von der Autobahn A 3 gelangt man nach Neuburg
am Inn nach Abfahrt »Passau Mitte« zunächst auf
der Pionierstraße bis zur St 2110, die dann als
Passauer Straße nach Neuburg führt. Oder man
verlässt die A 3 mit Abfahrt »Pocking« und fährt
dann auf der St 2110 als Schärdinger Straße
nach Neuburg. Dort zweigt von der St 2110 das
Sträßlein »Am Burgberg« ab. Die Hoftaferne in
Neuburg am Inn ist in der Burg gelegen.
OE Gastronomie GmbH
Am Burgberg 5 | 94127 Neuburg am Inn
Telefon: 085 07. 923120 Telefax: 085 07. 92312-120
Geöffnet Dienstag bis Sonntag ab 11:30 Uhr