aviso - Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst in Bayern - page 46

|46|
aviso 3 | 2014
Bayern-Südtirol
Resultate
Afrikanische Sprachen als klangvolle
Instrumente im Weltorchester
In Bayreuth zuhause: Wissenschaft über den wechselseitigen
Zusammenhang von Sprachen, Literaturen und Kulturen in Afrika
Rund 2000 Sprachen werden in Afrika und auf den vorge-
lagerten Inseln des Kontinents gesprochen: »Tradiert von
Generation zu Generation und auf kreativeWeise in den Küns-
ten und Literaturen verwendet, bereichern sie die globale
Sprachenlandschaft in einzigartiger Weise«, erklärt die Bay-
reuther Afrikanistin Professorin Dr. Gabriele Sommer und
betont zugleich den innovativen Wandel, dem die Sprachen
in Afrika unterliegen. »Wie überall in der Welt haben sich
Sprachen in Afrika im Laufe der Zeit in ihrem Wortschatz
und ihrer Grammatik verändert, und sie werden – in durch-
aus unterschiedlichem Maße – heute in den neuen Medien
und im Internet verwendet.«
Für die Erforschung
afrikanischer Sprachen ist die
Universität Bayreuth heute der wichtigste Standort im Frei-
staat Bayern. Seit ihrer Eröffnung im Jahre 1975 hat sie die
Afrikastudien zu einem international sichtbaren, multi- und
interdisziplinären Profilfeld in Forschung und Studium wei-
terentwickelt. Beispiele für diese Präsenz afrikanischer Spra-
chen, Literaturen und Kulturen in Oberfranken sind jährliche
Veranstaltungen wie das Swahili-Kolloquium, das Literatur-
festival der Bayreuth International Graduate School of Afri-
can Studies (BIGSAS) und das Filmfestival Cinema Africa!,
aber auch zwei große internationale Konferenzen, die im Juni
Text:
Christian Wißler
2014 auf demBayreuther Universitätscampus stattfanden: der
21. Afrikanistentag und die Tagung »Zukunft Afrika« der Ver-
einigung für Afrikawissenschaften in Deutschland.
Selbstbewusste Vielfalt statt (post-)kolonialer
Fremdbestimmung
Welche herausragende politische, soziale und historische
Bedeutung der Sprachenvielfalt auf dem afrikanischen Konti-
nent zukommt, hat einer der weltweit prominentesten Auto­
ren der Gegenwart, der kenianische Literaturwissenschaftler,
Schriftsteller und Kritiker Professor Ngu˜g˜ wa Thiong’o, wäh-
rend der letzten drei Jahrzehnte immer wieder hervorgeho-
ben. In seiner Streitschrift »Decolonising the mind: The Poli­
tics of Language in African Literature« forderte er Mitte der
1980er Jahre, dass der afrikanische Kontinent sich von der
willfährigen Anpassung an westliche Sprachen und Kulturen
emanzipieren solle, die trotz der politischen Unabhängigkeit
weiterhin einen dominierenden Einfluss hätten. Ein wesent-
licher Teil dieser programmatischen, vielbeachteten Schrift
entstand 1984 in Bayreuth, als der Autor hier eine mehrmo-
natige Gastprofessur wahrnahm. Genau dreißig Jahre später,
im Mai 2014, wurde er für sein Lebenswerk mit der Ehren-
doktorwürde der Universität Bayreuth ausgezeichnet. Die
oben
Schriftsteller, Kritiker und Aktivist: Prof. Ngu˜g˜ wa Thiong’o, einer der einflussreichsten afrikanischen Gegenwartsautoren zu Gast in Bayreuth.
Fotos: Peter Kolb
Text:
Christian Wißler
1...,36,37,38,39,40,41,42,43,44,45 47,48,49,50,51,52
Powered by FlippingBook