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meine Leichtigkeit des Lebens«. Es konnte nachgewiesen

werden, dass bei der Gruppe von Menschen, die mit ihrem

Leben am wenigsten zufrieden waren, die Wahrscheinlich-

keit, an einer Krankheit zu sterben, dreimal höher lag als bei

den Zufriedenen. Auch bei älteren Menschen wurde Ähnli-

ches nachgewiesen: in einer ebenfalls finnischen Studie zur

Lebenszufriedenheit mit 320 Teilnehmenden über 80 zeig-

te sich, dass bei Personen mit der größten Lebenszufrieden-

heit das Risiko, in den nächsten zehn Jahren zu sterben, nur

halb so groß war im Vergleich zu denen, die am wenigsten

zufrieden waren.

aviso:

Personen, die häufig ins Museum gehen, sind also

zufriedener mit ihrem Leben?

De Muynck:

Mehr noch! Zu den oben genannten Kategorien tritt

»Selbstwirksamkeit«. Diese ist definiert durch den »Glauben

an das eigene gute Urteilsvermögen, Sicherheit bezüglich der

eigenen Kompetenz auch in kritischen Situationen, die Fol-

gen des eigenen Handelns einschätzen zu können und daran

einiges beitragen zu können« – alles Aspekte der allgemeinen

Resilienz. Resilienz ist ein Begriff, der ursprünglich aus den

Materialwissenschaften stammt und die Fähigkeit etwa von

Metall meint, nach einer elastischen Verformung in den ur-

sprünglichen Zustand zurück zu kehren. In der Psychologie

bedeutet Resilienz psychische Widerstandsfähigkeit, die von

großer Wichtigkeit für die allgemeine Gesundheit ist, zumal

nach Traumata nicht nur zum ursprünglichen Zustand zu-

rückgekehrt wird, sondern sehr oft eine Verbesserung, Ent-

wicklung und Festigung der Persönlichkeit durch psychi-

sches Wachstum erreicht wird. Viele Menschen kennen das,

dass sie aus Krisen gestärkt hervortreten. Es gibt unzählige

wissenschaftliche Belege dafür, dass eine hohe Resilienz und

eine gute Gesundheit eng verknüpft sind.

Eigene empirische Befunde aus meiner Arbeit mit dem ATP,

speziell mit dem Bereich Abgrenzfähigkeit, Nein-Sagen-

Können, zeigen, dass neben der verbesserten Selbstakzep-

tanz Resilienz lernbar ist und einen nachhaltigen Schutz

gegen selbstzerstörerische, aversive Einflüsse bedeutet, etwa

gegen Burnout durch Überbelastung in der Arbeit und/oder

zu hohe eigene Ansprüche.

Auch unsere Gruppe der häufigenMuseumsbesucher ist hoch-

gesichert resilienter.

Als Gegenpol von Resilienz wird Vulnerabilität, Verletzlich-

keit angesehen, hier definiert als »leicht in Panik kommen,

sich unfähig fühlen, mit Schwierigkeiten fertig zu werden,

von Ereignissen überwältigt werden, Rückschläge nicht ein-

fach überwinden können, und leicht von Emotionen über-

flutet werden«. Die Gruppe der häufigen Museumsbesu-

cher ist gesichert weniger vulnerabel. Das deutet darauf hin,

dass es einen engen Zusammenhang gibt zwischen Kunst-

wahrnehmung und Kunstinteresse mit Selbstwirksamkeit

und Widerstandsfähigkeit gegen Gefährdungen und Verlet-

zungen.

In der Skala »Excitement-seeking« zeigen die Museums-

besucher sich auch hier signifikant »aktiver, wagemutiger

und risikobereiter« – ein Hinweis auf die zentrale Bedeu-

tung für Kunst für die auch biologisch und sozial bestätigte

Grundregel: Leben ist Entwicklung und Entwicklung braucht

Offenheit, Veränderung. Umgekehrt bedeutet Stillstand kör-

perlich Rückbildung und biologisch Tod.

aviso:

Die Auseinandersetzung mit Kunst kann sich also ganz

unmittelbar auf den Gesundheitszustand des Einzelnen

auswirken?

De Muynck:

Diese Befunde lassen sich im Zusammenhang mit

anderen Ergebnissen interpretieren, die unsere Erwartungen

in eine bestimmte Richtung lenken. In weiteren Bereichen

der Offenheit – Imagination, künstlerische Interessen, Un-

ternehmungslust, Risikofreude und Toleranz – unterschei-

den sich unsere Museumsbesucher hoch signifikant positiv.

Gleichzeitig zeigen sie sich gesichert mehr interessiert an

Intellekt, definiert als »Suche nach Wahrheit, Erkenntnis,

den Dingen auf den Grund gehen«.

Diese Ergebnisse legen nahe, dass die Gruppe der Museums-

besucher die Welt mit »Kopf und Bauch« wahrnehmen – ein

zentraler Aspekt für die Kunstwahrnehmung. Kunst ist auch

ein Erkenntnismedium, das mit ästhetischen Mitteln ein

Gespür für Ambivalenzen, von kritischen, sich widerstreben-

den Empfindungen und Gefühlen schafft und die Dinge, etwa

gesellschaftliche Konventionen sowie Konflikten hinterfragt.

Eine besondere Rolle spielt hier auch die »Emotionalität«,

definiert als »sich selbst intensiv emotional erfahren und

begreifen«. Die Museumsbesucher zeigen auch hier hoch

signifikante Werte.

© Susanne Hesping

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aviso 2 | 2018

KUNST = MEDIZIN

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