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aviso 2 | 2015
Böhmen und Bayern
Colloquium
mentation über unser Orchester interessiert seien.
Nach einer ersten Kontaktaufnahme war schnell
klar, dass auf beiden Seiten zwar Kenntnisse über
die Geschichte des Orchesters vorhanden waren,
dass aber vieles auf Hörensagen beruhte und zur
Klärung der Fakten umfangreiche Recherchen not-
wendig wären – eine historisch-wissenschaftliche
Arbeit, die wir – das wurde ebenfalls schnell klar –
nicht selbst bewältigen können. Der Zufall wollte es,
dass kurz zuvor eine junge in der Oberpfalz lebende
tschechische Historikerin Studien im Stadtarchiv
Bamberg durchführte, und sie wurde uns vom Lei-
ter des Archivs nun auch für unser musikalisches
Thema empfohlen. Gemeinsammit ihr beauftrag-
ten wir eine Musikwissenschaftlerin in Wien, mit
der wir bereits über die Anfrage des tschechischen
Fernsehens in Kontakt standen, das Archivmate-
rial zu suchen und zu sichten. Sie erhielten Ein-
blick in Archive in Prag, Wien und Reichenberg,
durften im Archiv der Tschechischen Philharmo-
nie forschen und trugen so umfangreiches Mate-
rial zusammen, das wir nun gemeinsam – wie ein
spannendes Puzzle – allmählich zu einem Bild zu-
sammenfügen.
Von groSSer Hilfe
ist dabei Dr. Thomas Keil-
berth, der Sohn von Joseph Keilberth, dem ersten
Chefdirigenten der Bamberger Symphoniker und
früherem Chef des Deutschen Philharmonischen
Orchesters in Prag. Durch den Abgleich der in
den Archiven gewonnenen Erkenntnisse mit den
Tagebuchaufzeichnungen von Joseph Keilberth,
die noch immer im Besitz seines Sohnes sind, drin-
gen wir Stück für Stück in die Vorgeschichte der
Bamberger Symphoniker ein. Immer wieder sind
wir dazu auch am »Ort des Geschehens«, fahren
nach Prag und suchen z. B. in Antiquariaten nach
eventuell noch vorhandenen alten Schallplatten-
aufnahmen. Mitunter finden sich Schätze an un-
vermuteter Stelle: Die Archivare des Tschechischen
oben
Joseph Keilberth, der erste Chefdirigent der Bamber-
ger Symphoniker, der zuvor bereits Chefdirigent des
Deutschen Philharmonischen Orchesters Prag gewesen war.
darunter
Marcus Rudolf Axt, Intendant der Bamberger
Symphoniker – Bayerische Staatsphilharmonie.
Foto: Andreas Herzaur | Archiv Bamberger Symphoniker | Bayerische Staatsphilharmonie