Landesamt für Denkmalpflege Blick in die bayerische Vergangenheit: Außerordentlich gut erhaltenes Reitergrab in Schwaben entdeckt

Wissenschafts- und Kunstminister Bernd Sibler (Mitte) mit Generalkonservator Prof. Dipl.-Ing. Architekt Mathias Pfeil und Archäologin Dr. Ruth Sandner
Wissenschafts- und Kunstminister Bernd Sibler (Mitte) mit Generalkonservator Prof. Dipl.-Ing. Architekt Mathias Pfeil und Archäologin Dr. Ruth Sandner

Im schwäbischen Nordendorf sind Archäologen im Sommer 2019 bei Ausgrabungen auf einen besonderen Fund gestoßen: Es handelt sich um das reich ausgestattete Grab eines Reiterkriegers aus dem Frühmittelalter.

Wissenschafts- und Kunstminister Bernd Sibler
Wissenschafts- und Kunstminister Bernd Sibler

Wissenschafts-und Kunstminister Bernd Sibler betonte bei der Präsentation des Fundes im Landesamt für Denkamlpflege: „Archäologische Funde im Freistaat liefern uns wertvolle Erkenntnisse über die bayerische Landesgeschichte und ermöglichen uns einen anschaulichen Einblick in unsere Kultur, gerade wenn sie aus einer Zeit stammen, über die die schriftlichen Quellen kaum sprechen, die archäologischen aber umso mehr. Die Funde vom Sommer 2019 sind bedeutend: Sie lassen den Fundplatz Nordendorf in der Forschung des Frühmittelalters in einem neuen Licht erscheinen.“

Bei dem untersuchten Grab handelt es sich um die unberaubte Bestattung eines erwachsenen Mannes. Der Verstorbene wurde mit Sax, Spatha, Lanze, Schild und einem Pferdegeschirr bestattet. In Zusammenhang mit einer benachbarten Pferdebestattung interpretieren die Ausgräber das Grab als Reiterbestattung.

Hinweis auf eine hochstehende Persönlichkeit: Goldkreuze im Grab
Hinweis auf eine hochstehende Persönlichkeit: Goldkreuze im Grab

„Interessant sind auch drei unverzierte Goldblattkreuze im Grab. Neben dem reinen materiellen Wert sind sie ein Zeichen der fortschreitenden Christianisierung“, erläuterte Generalkonservator Prof. Dipl.-Ing. Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, diese Funde. „Solche Opfergaben und Riten sind in Europa seit dem 5. Jahrhundert nachweisbar.“ Die Kreuze lassen gemeinsam mit den übrigen Befunden auf das Grab einer hochstehenden Persönlichkeit schließen.

Beigaben im Reitergrab: Koptisches Geschirr
Beigaben im Reitergrab: Koptisches Geschirr

Zu den außergewöhnlichen Funden zählt außerdem sogenanntes koptisches Geschirr. Nördlich der Alpen sind solche Fundstücke bisher selten. In Nordendorf besteht der Geschirrsatz aus einer bronzenen Kanne und einer Griffschale. Bekannte Vergleichsstücke stammen aus der Zeit zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert nach Christus. Die Produktionsstätte des mediterranen Geschirrsatzes wird in Ägypten vermutet, Gefäße dieser Machart können aber auch in Kleinasien oder anderen Mittelmeerländern gefertigt worden sein. Sie lassen auf eine wohlhabende Bevölkerungsgruppe schließen, die auch Fernkontakte unterhielt. Vergleichbare Beispiele sind bekannt aus Wehringen im Landkreis Augsburg, Rain am Lech im Landkreis Donau-Ries oder dem Gräberfeld in Giengen an der Brenz im Kreis Heidenheim in Baden-Württemberg.

Weitere Informationen

Vorlese-Funktion