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NORA GOMRINGER
DIREKTORIN DES INTERNATIONALEN KÜNSTLERHAUSES
VILLA CONCORDIA
1.
In Bamberg sind wesentlich mehr Frauen als Männer in
den führenden Stellen in der Kultur tätig. Wir schließen uns
im Rahmen eines losen Stammtisches kurz und kennen ein
ander sowieso recht gut, mindestens vom Sehen. Gründe für
disparate Verhältnisse sind das Ausruhen auf alten rhetori
schen Floskeln wie »weil es immer so war, muss es so blei
ben« und wenig Gefühl für den Wandel der Zeit, der ausge
zeichnet ausgebildete Männer und Frauen gegeneinander ins
Rennen schickt, die aber in Vorstellungsgesprächen immer
noch sehr unterschiedlich von sich reden machen.
2.
Wir haben es da einfach. Ein Kuratorium schlägt
potenzielle Stipendiatinnen und Stipendiaten dem Minis
ter, der Ministerin vor. Ich bin nicht in den Auswahlprozess
involviert. Wer bei uns ist, erhält Teile des Budgets, um Ver
anstaltungen mit uns zu planen, die ihn und sie als ausge
zeichnete Künstler dem interessierten Publikum vorstellen.
Es gab Jahrgänge, in denen keine oder nur eine Frau als Sti
pendiatin bei uns eingeladen war, was auch an der Länge
des Aufenthaltes (früher durchgehende 11 Monate) und an
der Herausforderung liegen mag, mit Kindern zu uns zu zie
hen, was wir allerdings gerne unterstützen und nie hindern.
3.
DiesenWunsch klar und sachlich für sich und nach außen
formulieren. Ein Netzwerk aufbauen, das wohlwollend ist
und selbst Mentorin werden. Manchmal überholen sich die
Generationen nämlich und so mancher jüngere Mensch hat
einem älteren schon eine Karrieretür geöffnet. Und… über
raschend sein. Ein ungewöhnliches Hobby nicht ablegen, son
dern pflegen. Manchmal stelle ich jemanden ein oder lade sie
oder ihn zum Gespräch, weil ich die Eigenständigkeit einer
Freizeitbeschäftigung schätze und mich an der Resilienz ei
nes Geistes erfreue.
4.
Laute Worte, Wut oder auch formulierte Enttäuschung
bleiben draußen. Humor, gemeinsame Ziele und Achtung
sind wichtig. Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
sehen, dass ich sehr viel arbeite und hinter ihnen stehe. Es
sind sehr komplexe Gefühle, die in einem kleinen Büro ver
arbeitet werden müssen. Wir halten Distanzen und bauen
freundliche Nähe, wo wir sie brauchen. Auch die Stipendia
tinnen und Stipendiaten und Gäste des Hauses spüren dies.
Ich führe durch Ermutigung und Wahrnehmung, positive
Bestärkung und versuche, den ganzen Menschen zu sehen.
5.
Festivals stehen oft einzelne Männer vor, die von einem
Schwarm ausgezeichnet ausgebildeter Frauen umringt sind,
auf die das Funktionieren der Veranstaltungen zurückgeht.
In der Kultur verdient man wenig, Frauen dann imVergleich
noch weniger als Männer. Frauenmüssen gut verhandeln und
sehr genau auf ihre Renten und Absicherungen schauen. Frau
en werden rein durch die ihnen gegenüber angewendete Rhe
torik klein gehalten. In Franken ist das zum Teil entsetzlich.
Frauen müssen solidarisch mit Frauen und Männern auf
treten, um diese Dinge sichtbar zu machen. Mitunter müs
sen sie eigene Privilegien zurückstellen, um andere weiter zu
bringen. Ich halte dies für eine Pflicht.
6.
Gendergerecht ja, aber mit Vernunft und Respekt
gegenüber der Sprache. Wir vergessen immer, dass die auch
ein »Wesen« hat und von allem Gendern losgelöst funk
tioniert. Ich rede von mir als Dichter, aber als Direktorin.
Darin ist eine leise innere Logik für mich und es ist eher
mein Gefühl, das mir das eingibt. Das eine gibt mir Stärke,
das andere Schläue. Ich weiß, so eine Antwort ist in diesen
Fragen unbefriedigend, aber ich will die Sprache für alle
Fälle elastisch halten.
7.
Da bin ich selbst unentschlossen. Die Quote ist ein gutes
Vehikel über eine gewisse Zeit. Ich wünschte, wir brauch
ten sie nicht.
DR. ANDREA FUNCK
DIREKTORIN DOERNER INSTITUT
1.
Ich denke, in der Regel sitzenMänner auf den entschei
denden Posten zum Thema Verwaltung, Ressourcen und
Ministerien. Nachrangig entscheidende Posten scheinen
ebenfalls häufig mit Männern besetzt zu werden. Frauen
werden eingesetzt, wenn man fleißige, gewissenhafte »Er
ledigerinnen« der delegierten Arbeiten und Aufgaben sucht,
das sind häufig Jobs im mittleren oder unteren Manage
ment. Ich erlebe leider immer noch ein sehr verzerrtes Bild:
Frauen, die hart und durchsetzungsstark sind, wird die
Weiblichkeit aberkannt und erzeugen eher Angst als Res
pekt bei männlichen Kollegen und Vorgesetzten. Schimpft
man oder wird man mal laut, ist man als Frau gleich emo
tional, als Mann durchsetzungsstark. So ist leider immer
© VillaConcordia, Foto Michael Aust