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MINERVA INFORMATICS EQUALITY AWARD

Im Rahmen der Jahrestagung der Informatics Europe, die im Septem-

ber im schwedischen Göteborg stattfand, wurde zum dritten Mal der

Minerva Informatics Equality Award vergeben. Nach dem University

College London (UCL) und der Radboud Universität in Nijmegen

wurde mit der Universität Bamberg zum ersten Mal eine deutsche

Universität mit diesem renommierten Preis ausgezeichnet. Prof. Dr.

Ute Schmid, die die Maßnahmen als Frauenbeauftragte der Fakultät

von 2005 an systematisch auf- und ausgebaut hat, nahm den Preis

gemeinsam mit ihrer Kollegin Prof. Dr. Daniela Nicklas, die sie seit

2014 aktiv unterstützt, aus den Händen von Beate List (Google) ent-

gegen. Google sponsort den Preis mit 5000,- Euro. Prof. Dr. Pana-

giota Fatourou von der Universität Kreta begründete als Vorsitzende

der Jury die Entscheidung. Sie hob hervor, dass das Programm eine

große Vielfalt von äußerst ausgereiften Maßnahmen sowohl zur Re-

krutierung als auch zur Unterstützung von Studentinnen beinhaltet.

Der erreichte Anteil von Studentinnen stellt das beeindruckende

Ergebnis einer langwährenden Anstrengung dar und die Zahlen

belegen die Nachhaltigkeit der Maßnahmen.

Professorin Dr. Ute Schmid

hat die Professur für Angewandte

Informatik, insbes. Kognitive Systeme an der Fakultät

Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik an der Otto-

Friedrich-Universität Bamberg inne.

Das Interview führte

Dr. Elisabeth Donoughue.

sind, was die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten betrifft,

wurde auf Initiative der Mitarbeiterin Silvia Förtsch ein

Coaching-Programm aufgebaut. Unser Maßnahmenbündel

zur Gewinnung von Studentinnen wollen wir auf dem gege­

benen Niveau halten. Aktuell arbeiten wir daran, Angebote

für Studentinnen auszubauen, insbesondere wollen wir Kon­

takte zwischen Studentinnen und Absolventinnen fördern.

aviso:

Welche Ergebnisse haben Ihre Maßnahmen für die

Fakultät?

Schmid:

Im Jahr 2014 waren erstmals mehr als 30% der

Erstsemester-Studierenden an der Fakultät für Wirtschafts­

informatik und Angewandte Informatik an der Universität

Bamberg weiblich und Studentinnen entsprechend nicht mehr

als Minorität zu betrachten. Seither ist dieser Prozentsatz

sogar jährlich immer weiter angestiegen. Neben den zahl­

reichen Maßnahmen, die auch sehr gut nach außen kom­

muniziert werden, trägt sicher auch das Profil der Fakultät

Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik nicht

unwesentlich dazu bei, dass der Standort attraktiv für Frauen

ist: Die Fakultät hat deutschlandweit ein einzigartiges Profil,

in dem alle Studiengänge mit Informatikanteilen unter einem

Dach vereint sind. Üblicherweise werden Informatikstudien­

gänge mit Ingenieurs- oder Naturwissenschaften gebündelt

und Bindestrichstudiengängen mit den entsprechenden An­

wendungsfächern. So ist andernorts Wirtschaftsinformatik

in den Wirtschaftswissenschaften oder Geoinformatik in

den Geowissenschaften angesiedelt. Besonders der Master­

studiengang

Computing in the Humanities

, der sich speziell

an Studierende mit einemBachelorabschluss in einem nicht-

technischen Fach richtet, zieht viele Studentinnen an. Die

Kombination aller Studiengänge mit Informatikbezug an

einer Fakultät erlaubt es, dass alle Studierenden die grund­

legenden Informatikveranstaltungen gemeinsam besuchen.

Diese Kernveranstaltungen haben entsprechend einen deut­

lich höheren Frauenanteil, als es typischerweise der Fall ist.

aviso:

Warum ist das so?

Schmid:

Vermutlich wird durch diese Struktur der Effekt

abgeschwächt, dass Frauen davon ausgehen, dass diese pro­

grammierlastigen und mathematischen Inhalte ohnehin bes­

ser von Männern verstanden werden. Entsprechend könnte

der häufig inMINT-Fächern in der Schule beobachtete nega­

tive Effekt von Erwartung auf Motivation und Leistung (self-

defeating prophecy) reduziert werden. Durch Bündelung

aller Informatikstudiengänge wird zudem wesentlich deut­

licher, wie vielfältig die Anwendungsbereiche der Informa­

tik sind und dass diese keineswegs auf technische Bereiche

beschränkt sind.

aviso:

Welche Bedeutung hat für Sie der

Minerva Informa­

tics Equality Award

?

Schmid:

Es macht mich sehr stolz, dass die Universität Bam­

berg die erste deutsche Universität ist, die diesen renommier­

ten Preis erhält. Zudem sind die beiden vorangegangenen

Preisträger – das University College London und die Radboud

Universität in Nijmwegen – zwei Standorte mit großen tech­

nischen Fakultäten und deutlich mehr finanziellen Mitteln

als die Universität Bamberg. Ich sehe den Preis aber nicht

nur als eine Auszeichnung für schon Geschafftes, sondern

auch als Verpflichtung für die Zukunft, unsere Maßnahmen

für Schülerinnen aller Altersstufen auf dem jetzigen hohen

Niveau zu halten und unsere Maßnahmen für Studentinnen

weiterzuentwicklen und auszubauen.

aviso:

Vielen Dank für dieses Interview.

oben

Verleihung des

Minerva Informatics Equality Award

an

die Universität Bamberg (v.l.n.r.): Prof. Dr. Panagiota Fatourou (Vor-

sitzende der Jury), Beate List (Google), Prof. Dr. Ute Schmid und

Prof. Dr. Daniela Nicklas (Universität Bamberg) sowie Prof. Enrico

Nardelli (Präsident von Informatics Europe).