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aviso 1 | 2019
FRAUEN. GLEICHE CHANCEN – ANDERE MÖGLICHKEITEN
COLLOQUIUM
Das erste Women in Science-Symposium an der
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürn
berg bot ein überraschendes Format. Eingela
den hatten Nachwuchswissenschaftlerinnen am
Department Chemie und Pharmazie ausschließ
lich Rednerinnen, die auch über ihre Karrierewege
referierten. Im Interview erklären zwei der sie
ben Organisatorinnen, Dr. Alexandra Burger und
Helen Hölzel, imNamen des Teams, warum dieses
Symposium ein wichtiges Zeichen setzt.
aviso:
Wie sind Sie darauf gekommen, einWomen
in Science-Symposium zu veranstalten?
Burger:
An den meisten Universitäten, vor allem
in den Naturwissenschaften, herrscht nach wie
vor eine unausgewogene Geschlechterverteilung
in Professoren- und Lehrstuhlinhaberposten. Wir
wollten dem Thema mehr Aufmerksamkeit verlei
hen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hatte
uns über den Sonderforschungsbereich SFB 953
finanzielle Unterstützung für Gleichstellungsmaß
nahmen angeboten. So kamen wir auf die Idee des
Women in Science-Symposiums. Unser Ziel war
einerseits, die wissenschaftlichen Errungenschaf
ten von Naturwissenschaftlerinnen zu präsentie
ren, andererseits aber auch zu zeigen, wie Frauen
Women in Science
aviso-Gespräch mit
Dr. Alexandra Burger
und
Helen Hölzel
in der Wissenschaft Erfolg haben können. Daher haben wir inter
nationale Referentinnen in hohen akademischen Positionen einge-
laden.
Hölzel:
Zu unserer Freude konnten wir Professorinnen mit wirklich
erstaunlichen Lebensläufen aus der ganzen Welt gewinnen, so Prof.
Rajaâ Cherkaoui El Moursli (Mohammed V University, Marokko), Prof.
Annick Loiseau (ONERA, Frankreich), Prof. Stefanie Dehnen (Phi
lipps-Universität Marburg) und Prof. Nancy S. Goroff (Stony Brook
University, USA). Thematisch stammten die Vorträge aus Bereichen
der Anorganischen und Organometallchemie, der Materialwissen
schaften, der Physik, der Organischen undMedizinischen Chemie. Für
uns war es wichtig, dass dieses Treffen einen Mehrwert bietet, der es
von anderen wissenschaftlichen Konferenzen unterscheidet. So haben
wir alle Rednerinnen gebeten, neben ihrer Forschung auch ihre Kar
rierewege zu präsentieren. Neben Vorträgen aus dem akademischen
Bereich haben wir zudem Sprecherinnen aus der Industrie und von
Peer-Review-Journals eingeladen, um Einblicke in alternative Karrie
rewege zu ermöglichen.
aviso:
Warum haben Sie das Symposium ausschließlich mit Spreche
rinnen besetzt?
Hölzel:
Bislang stellen Frauen leider immer noch die Minderheit in
hohen Positionen dar, insbesondere im akademischen Bereich. Eu
ropaweit besetzen sie nur rund 20 Prozent dieser Stellen. Wir woll
ten zeigen, dass Frauen in der Wissenschaft genauso erfolgreich sind
wie Männer und junge Forscherinnen und Forscher motivieren, ihnen
Ein Symposium an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
geht neue Wege
oben
Prof. Malika Jeffries-EL, eine der Referentinnen beim Symposium.
© Heike Fischer | Linda McCargo