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aviso 1 | 2019
FRAUEN. GLEICHE CHANCEN – ANDERE MÖGLICHKEITEN
COLLOQUIUM
1.
Die (bayerische) Kulturlandschaft – (nicht mehr) a men’s world? Welche Gründe sehen Sie – so oder so?
2.
Wie gestalten Sie Ihre Entscheidungen – geschlechtergerecht?
3.
Ihre Empfehlung an Frauen, die in eine Führungsposition wollen?
4.
Führen Frauen anders oder anders gefragt: Wie führen Sie?
5.
Welche – auch subtilen – Phänomene im Kulturalltag bzgl. (einer noch unzureichenden oder sich wandelnden)
Geschlechtergerechtigkeit fallen Ihnen auf? Ihre Empfehlungen für einen Umgang damit?
6.
Gendergerechte Sprache: ja oder nein – und warum?
7.
Brauchen wir die Quote: ja oder nein – und warum?
ANNETTE JOSEF
INTENDANTIN DER MÜNCHNER SYMPHONIKER
1.
Ich freue mich ganz generell, mit kreativen Menschen
zusammenzuarbeiten, bemerke aber natürlich mit Wohlwol
len, dass darunter immer mehr Kolleginnen sind. Woran es
liegt? Weil Frauen Kultur genauso gut können wie Männer.
2.
Ich versuche mein Bestes, meine Entscheidungen grund
sätzlich gerecht zu gestalten. Dazu gehört auch, dass so
wohl Frauen als auch Männer keinen Nachteil wegen ihres
Geschlechts haben sollten.
3.
Bilden Sie sich, seien Sie neugierig, lassen Sie sich nicht
von alten Denkmustern irritieren, umgeben Sie sich mit
einem unterstützenden sozialen Umfeld und machen Sie Ihr
Ding!
4.
Jede Person hat ungeachtet ihres Geschlechts einen ande
ren Führungsstil, der mit den ganz persönlichen Erfahrun
gen und Werdegängen zu tun hat. Jemandem einen weibli
chen oder männlichen Führungsstil zuzuschreiben ist meines
Erachtens eine Kategorisierung der Vergangenheit und führt
nur dazu, die nächsten Schubladen zu konstruieren, in die
alles hineinpassen soll.
5.
Es gab Situationen, wo beispielsweise bei einemGastspiel
unser Orchesterdirektor, der neben mir stand, ganz selbstver
ständlich als Intendant begrüßt wurde. Ich habe in solchen
Fällen kein Problem damit, das Missverständnis freund
lich aufzuklären. Im sonstigen Tagesgeschäft spielt es keine
große Rolle. Wenn das Thema doch aufkommt, entscheide
ich von Fall zu Fall, inwieweit ich darauf eingehen möchte.
6.
Wo sie die deutsche Sprache nicht entstellt, natürlich!
Gendergerechtes Denken ist mir allerdings noch viel lieber.
7.
Wenn wir gleiche Grundvoraussetzungen und Chancen
für beide Geschlechter haben – dazu gehört unter anderem,
dass die Leistung von Männern und Frauen gleich entlohnt
und unterstützt wird und dass Kindererziehung für beide
Elternteile mit dem Job vereinbar ist –, brauchen wir keine
Quote. Wieso Symptome bekämpfen, wenn wir die Krank
heit an der Wurzel anpacken können?
aviso-Umfrage bei führenden Frauen im bayerischen Kulturbetrieb
Frauen können Kultur
-Einrichtungen leiten
© Marco Borggreve | Anna Seibel