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aviso 2 | 2018

KUNST = MEDIZIN

COLLOQUIUM

|38|

Schokolade

kann

man nicht

kochen

Text:

Pauline Füg

und

Henrikje Stanze

DemenzPoesie

®

und KunstPoesie

15 AUGENPAARE HÄNGEN

gebannt an den Lippen von Pauline Füg

und Henrikje Stanze. Um sie herum ein Stuhlkreis, immer wieder sit-

zen auchMenschen imRollstuhl dazwischen. NebenMenschenmit De-

menz sind auch Angehörige und Fachpersonal dabei. In der Mitte des

Stuhlkreises stehen Füg und Stanze, drehen sich immer wieder, bewegen

sich von einer Seite des Kreises zur anderen, alle sollen mit einbezogen

werden, auch die, die nicht mehr sprechen können. Manchmal nehmen

sogar Wachkomapatienten an einer solchen Gruppentherapiesitzung

teil, die sich DemenzPoesie®/KunstPoesie nennt. Ziel dieser Form der

nicht-medikamentösen Gruppentherapie ist es, die Lebensqualität der

Teilnehmer_innen zu steigern sowie die vorhandenen kognitiven Res-

sourcen zu aktivieren – und das alles mit Poesie! Eine Gruppentherapie-

sitzung, eine sogenannte Session, wird von einem oder zwei geschulten

Leiter_innen durchgeführt, die aktiv Gedichte performen – in einem

lebendigen Vortrag, der alle Sinne anspricht.

»Kennen Sie Gedichte?« fragt Füg zu Beginn der Session. Gemeinsam

mit der Gruppe sammelt sie Verse. »Knusper knusper knäuschen, wer

knuspert anmeinemHäuschen!« spricht sie gemeinsammit den älteren

Herrschaften, die um sie im Kreis versammelt sind. Gerade haben Füg

und Stanze Frühlingsgedichte – passend zur Jahreszeit – vorgetragen.

Gedichte mit tages- und jahreszeitlichem Bezug sorgen im Sinne der

Gedächtnisrehabilitation für eine Förderung der Orientierung.

ALLE TEILNEHMER_INNEN

halten inzwischen eine schöne Gerbera

in der Hand, lachen und ihre Blicke kleben fasziniert an den Lippen der

Entwicklerinnen der DemenzPoesie. Die visuellen und akustischen Rei-

ze wirken aktivierend und regen gemeinsammit olfaktorischen Reizen

und Berührungen im Sinne der basalen Stimulation (ein pflegethera-

© Franz Kimmel