Table of Contents Table of Contents
Previous Page  42 / 52 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 42 / 52 Next Page
Page Background

|42|

aviso 2 | 2018

KUNST = MEDIZIN

AVISO EINKEHR

Text:

Hubertus Habel

WIR KEHREN EIN

im Fässla. Wie das »Spezial«

(aviso extra WELTERBESTÄTTEN IN BAYERN

2013, S. 64 f.) hat die Brauerei am früheren »Stein-

weg« auch die letzten 200 Jahre überlebt. 1817 gab

es noch 23 Braustätten entlang der gepflasterten

mittelalterlichen Fernstraße. Reisende fanden hier

am Rand Bambergs Unterkunft und vielfältigen

Genuss Bamberger Biere.

Die Fässla-Legende lebt im »Zwergla«-Bier fort:

Während des Dreißigjährigen Krieges hatte Hans

Lauer die Brauerei eingerichtet; seine Arbeit über-

nahmen Hausgeister, Zwerge. Das bequeme Leben

beendete Frau Lauers Neugier: Sie überraschte

nächtens die fleißigen »Dswärchla«, die dem Licht-

schein entflohen und fürderhin das Brauerhand-

werk dem »Massdeä« Lauer überließen. »Lauer«:

Tatsächlich hieß der Brauerei-Gründer Hans Kauer,

dessen Familie ab 1649 knapp 150 Jahre in dem

seit 1398 bestehenden und heute als Denkmal ge-

schützten Haus braute.

Kauers Büttnerhandwerk prägt das »Fässla«, das

zugleich für die typischen Nebengewerbe der Bütt-

ner steht, die hier seit dem 15. Jahrhundert auch

Schankwirte waren. Weil Fässer in vorindustrieller

Zeit nicht nur als Transportgefäße für bruch- und

stoßempfindliche Handelswaren, sondern vorran-

gig der Bierlagerung dienten, lag die Verbindung

mit der Brauerei nahe. So waren in Bamberg auch

beide Gewerke in einer Zunft vereint.

DES »FÄSSLAS« LAGE

an einer alten Grenze

in der Bamberger Altstadt – seit 1993 UNESCO-

Welterbe – erzählt der Stadtplan von 1602: Wenige

Meter südlich versperrte eine Schranke den »Stein-

weg« und markierte die Grenze der Grundherr-

schaft St. Gangolfs zum bürgerlichen bischöflichen

Stadtgericht. Obwohl diese geistliche Immuni-

tät seit 1750 Geschichte ist, lebt ihre Grenze zwi-

schen »Oberer« – regnitzaufwärts um St. Gan-

golf gelegener – und »Unterer Gärtnerei« fort. In

der Gärtnerstadt zwischen Main-Donau-Kanal

AVISO EINKEHR

GRENZWIRTSHAUS IM STADTZENTRUM: BAMBERGS »FÄSSLA«

© Habel