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aviso 2 | 2018
KUNST = MEDIZIN
AVISO EINKEHR
Text:
Hubertus Habel
WIR KEHREN EIN
im Fässla. Wie das »Spezial«
(aviso extra WELTERBESTÄTTEN IN BAYERN
2013, S. 64 f.) hat die Brauerei am früheren »Stein-
weg« auch die letzten 200 Jahre überlebt. 1817 gab
es noch 23 Braustätten entlang der gepflasterten
mittelalterlichen Fernstraße. Reisende fanden hier
am Rand Bambergs Unterkunft und vielfältigen
Genuss Bamberger Biere.
Die Fässla-Legende lebt im »Zwergla«-Bier fort:
Während des Dreißigjährigen Krieges hatte Hans
Lauer die Brauerei eingerichtet; seine Arbeit über-
nahmen Hausgeister, Zwerge. Das bequeme Leben
beendete Frau Lauers Neugier: Sie überraschte
nächtens die fleißigen »Dswärchla«, die dem Licht-
schein entflohen und fürderhin das Brauerhand-
werk dem »Massdeä« Lauer überließen. »Lauer«:
Tatsächlich hieß der Brauerei-Gründer Hans Kauer,
dessen Familie ab 1649 knapp 150 Jahre in dem
seit 1398 bestehenden und heute als Denkmal ge-
schützten Haus braute.
Kauers Büttnerhandwerk prägt das »Fässla«, das
zugleich für die typischen Nebengewerbe der Bütt-
ner steht, die hier seit dem 15. Jahrhundert auch
Schankwirte waren. Weil Fässer in vorindustrieller
Zeit nicht nur als Transportgefäße für bruch- und
stoßempfindliche Handelswaren, sondern vorran-
gig der Bierlagerung dienten, lag die Verbindung
mit der Brauerei nahe. So waren in Bamberg auch
beide Gewerke in einer Zunft vereint.
DES »FÄSSLAS« LAGE
an einer alten Grenze
in der Bamberger Altstadt – seit 1993 UNESCO-
Welterbe – erzählt der Stadtplan von 1602: Wenige
Meter südlich versperrte eine Schranke den »Stein-
weg« und markierte die Grenze der Grundherr-
schaft St. Gangolfs zum bürgerlichen bischöflichen
Stadtgericht. Obwohl diese geistliche Immuni-
tät seit 1750 Geschichte ist, lebt ihre Grenze zwi-
schen »Oberer« – regnitzaufwärts um St. Gan-
golf gelegener – und »Unterer Gärtnerei« fort. In
der Gärtnerstadt zwischen Main-Donau-Kanal
AVISO EINKEHR
GRENZWIRTSHAUS IM STADTZENTRUM: BAMBERGS »FÄSSLA«
© Habel