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aviso 1 | 2019
FRAUEN. GLEICHE CHANCEN – ANDERE MÖGLICHKEITEN
EINKEHR
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D I E S C H Ö N S T E N D E N K M A L G E -
SCHÜTZTEN WIRTSHÄUSER UND GAST-
HÖFE IN BAYERN SIND (NOCH) NICHT
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SCHLÖSSER, BURGEN UND KIRCHEN.
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KULTUR UND: IN ALLEN KANN MAN HER-
VORRAGEND ESSEN, IN MANCHEN AUCH
ÜBERNACHTEN.
Wegbeschreibung
Auf der A70 Richtung Schweinfurt, dann die Aus-
fahrt Nr. 13 »Viereth Trunstadt« nehmen (da ist
Oberhaid schon ausgeschildert) und Richtung Ober-
haid fahren. Rechts in Richtung Hauptstraße
abbiegen, im Kreisverkehr geradeaus weiter in Rich-
tung Hauptstraße. Dann kommt das Alte Rathaus
auf der rechten Seite.
Weinstube Altes Rathaus
Inhaberin: Christine Günthner
Hauptstraße 27 | 96173 Unterhaid
Telefon 09503 .7583
info@weinstube-altesrathaus.de www.weinstube-altesrathaus.deGeöffnet: Mittwoch bis Sonntag ab 17 Uhr
Ruhetag: Montag und Dienstag
Ab Oktober 2018 jeweils der erste
Sonntagmittag im Monat geöffnet.
Ab 20 Personen für Feierlichkeiten auch
mittags oder an den Ruhetagen geöffnet!
Männer das Bier im Nachbarort Oberhaid holten und tranken«. Das
war Öl in die Flamme der Oberhaider, die es freilich nicht gern sahen,
dass die Unterhaider ihnen ihr Bier wegtrinken. Und es war Wasser
auf die Mühlen des Ortsvorstehers Hahner, der mit demWunsch nach
einer zweiten Wirtschaft auch endlich den jahrelangen Zwist beilegen
wollte. Die Kabbeleien der zwei Ortschaften reichen bis in die neueste
Zeit: Im Jahr 1984, Unterhaid war schon eingemeindet, plante der Bür
germeister von Oberhaid den Verkauf des Alten Rathauses. Daraufhin
wurden sämtliche örtliche Vereinsvorstände und der Gemeinderat zu
einer Sitzung zusammengerufen. Ein Rathausfest wurde gefeiert und
die Bevölkerung zu einem Tag der offenen Tür eingeladen. So bekam
der Bürgermeister keine Mehrheit und das Rathaus wurde nicht ver
kauft. Heute macht Oberhaid als »Weingemeinde« im »Bierlandkreis
Bamberg« positive Schlagzeilen. Die heutigen Rathaus-Wirtinnen
Christine Günthner und Alexandra Sterzl weisen in Gesprächen mit
Gästen gerne auf diese besondere Lage hin, unmittelbar an der Grenze
zwischen Bierfranken und Weinfranken.
DIE ZWEI DAS
Fränkische prägenden Kulturregionen bilden quasi
unter den Füßen der Wirtinnen eine kleine Schnittmenge – »auch
unsere Speisekarte lässt sich so lesen«, fügen sie augenzwinkernd an.
Sie kredenzen heimische Weine, auch vom Unterhaider »Röthla« und
Bamberger Bier. Wie sie auch die Zutaten für ihre äußerst raffinier
ten Küchenkreationen aus der gesamten Region beziehen. Mal fließen
mediterrane Noten in die Gerichte ein, zu denen die köstlichen Fran
kenweine munden; mal wird die fränkische Küche modern interpre
tiert, zu der das Seidla nicht fehlen darf.
Bis heute wählen viele Ehepaare das Alte Rathaus für die standesamt
liche Trauung aus – und bleiben anschließend zum Feiern gleich da.
»Paare genießen die urige Stimmung und müssen zum anschließen
den Sektempfang oder zum feinen Essen nicht mehr den Ort wechseln«,
sagt Christine Günthner. »Rathaus und Wirtshaus, beides Eckpfeiler
des Gemeindelebens, vereint dieses Haus in einem«, schrieb Barbara
Spies. Die Weinstube Altes Rathaus sei ein »Ort der Geselligkeit, von
Unterhaidern genauso gerne besucht wie von den Oberhaidern. Eine
Heidrun Gehrke
ist freie Journalistin und hat
etliche Beiträge in der Reihe »Weiberwirtschaften«
des Hädecke-Verlags verfasst.
Zum Weiterlesen:
»Fränkische Weiberwirtschaften – Refugien für Leib
und Seele: Wirtinnen und ihre Lieblingsrezepte«.
Texte von Heidrun Gehrke, Fotos von Angela Fran-
cisca Endress. Hädecke-Verlag 2017 (über-
arbeitete Neuauflage): Ein Lese- und Kochbuch, ein
Reise- und Wochenend-Ausflugsführer mit Por-
träts, Adressen, Ausflugstipps und Lieblingsrezep-
ten fränkischer Wirtinnen und ihrer »Weiber-
wirtschaften«, ISBN 978-3-7750-0771-9.
Fotos: © Angela Francisca Endress
jahrelange Abneigung ist nun beigelegt.« Zu der
friedvollen »Vermählung« der beiden einst kon
kurrierenden Orte passt auch eine Randnotiz aus
der »Ehe-Statistik« von Edwin Saar, des letzten
ehrenamtlichen Bürgermeisters und Standesbe
amten aus Unterhaid: Ein einziges Mal habe er ein
Paar geehelicht, bei dem er aus Oberhaid stammte
und sie aus Unterhaid. »Das Ehepaar ist immer
noch glücklich vereint«, berichtet er.