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aviso 2 | 2018

KUNST = MEDIZIN

COLLOQUIUM

JEDE ZEIT BRINGT

ihre eigenen Krankheitsbilder hervor. In unserer

Gesellschaft ist es vielleicht die zur Norm gewordene Leistungsfähigkeit,

die Pflicht zur Schönheit und Gesundheit – die alles Leiden verdrängen

wollen, und deren Folgen sich als Angst und Anpassungsdruck bemerk-

bar machen. So beschäftigen sich heute zahlreiche Künstler*innen mit

Selbstoptimierung und Selbstmanipulation.

Während des Festivals kunst&gesund zeigt das Kunstpalais Erlangen

die Ausstellung

Altered States – Substanzen in der zeitgenössischen

Kunst

und veranstaltete eine interdisziplinäre Tagung mit rechtlichen,

medizinischen und kulturhistorischen Fachbeiträgen. In Landshut zeigt

die Ausstellung

SUPEROPTIMIZE ME!

u.a. Werke von Judith Egger,

Veronika Veit und Stefan Wischnewski.

Künste als Heilmittel

Kulturschaffenden sind die heilsamen Wirkungen der Künste vertraut.

Anfänge einer wissenschaftlichen Forschung entstehen imKontext der

künstlerischen Therapien, die mittlerweile in Psychosomatik, Psycho-

therapie, Schmerztherapie und Onkologie Anwendung finden. In jüngs-

ten Studien wurden dieWirkungen künstlerischen Tuns – wie beispiels-

weise des expressiven Schreibens – auf das Immunsystem untersucht.

Solche Forschungen könnten nützlich sein. Wenn wir mehr über die heil-

samenWirkungen der Musik wüssten, könnte dies möglicherweise auch

kulturpolitische Diskussionen bereichern. Dann wäre ein Konzertsaal

nicht nur eine kostenintensive und prestigeträchtige Kulturimmobilie

für den Genuss von Hochkultur, sondern ein Heilmittel.

MAZDA ADLI: »THEATER,

Orchester, Konzertsäle oder Museen haben einen

Public Health Auftrag. Darüber müssen wir uns im Klaren sein, wenn

über Kulturausgaben diskutiert wird.«

© Michael Golz | Tim ter Wal | Courtesy the artist and Air de Paris, Paris, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018, Installationsansicht Kunstpalais, 2018, Foto: Kilian Reil | privat

oben links

»Altered States. Substanzen in Gesellschaft, Wissenschaft und Kunst«

in Erlangen. Carsten Höller: Pill Clock (2015).

daneben

»SUPEROPTIMIZE ME« in Landshut. Valentin Goderbauer: Last Waltz,

2013, umgebaute Rollatoren, metallic Lack.

rechts

»SUPEROPTIMIZE ME« in Landshut. Judith Egger: Streckbock.