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aviso 2 | 2018
KUNST = MEDIZIN
COLLOQUIUM
Text:
Christine Fuchs
»IMMITTELALTER WURDE
Musik quasi wie einMedikament ein-
gesetzt. Es gibt Berichte, vor allem aus islamischen Kranken-
häusern, von konkreter Musikintervention bei bestimmten
Indikationen. Konsequenterweise war Musik auch ein Pflicht-
fach imMedizinstudiumdieser Zeit«, schreibt das Ärzteblatt
in einem Artikel von 2009. Zahlreiche Quellen weisen dar-
auf hin, dass man bereits vor 1.000 Jahren umdie heilsamen
Wirkungen von Musik, Literatur und Atmosphären wusste.
In Persien wurden beispielsweise Krankenhäuser mit einem
Orchesterraum ausgestattet, der über akustische Leitungen
mit allen Zimmern verbunden war, damit psychisch Kranke
mit sanfter Musik behandelt werden konnten.
Heute wächst das Interesse an der gesundheitsfördernden
Wirkung der Künste wieder, auch in der Medizin. Doch wel-
che Wirkungen können die Künste im Sinne einer Gesun-
dung /gesunden Entwicklung entfalten – für den einzelnen
Menschen wie für die Gesellschaft? Und welche Vorstellungen
von Gesundheit und Krankheit zeigen sich in den Künsten?
Mit Fragestellungen wie diesen knüpft das Festival
kunst&gesund an die Kunstdiskurse der 1970er- und 80er-
Jahre an, an die Idee von der Kunst als einem sozialen Pro-
zess, an Künstler wie Joseph Beuys, dessen Idee von der
Sozialen Plastik die Gestaltungsprozesse aller Lebensberei-
kunst
&gesund
Das Festival kunst&gesund
bringt ein neues Thema
ins kulturpolitische Gespräch
oben
Uraufführung des Auftragswerks »Wasser« – das sensible Chaos der japanischen Choreographin und Performerin Minako Seki und
des Komponisten und Cellisten Willem Schulz zur Auftaktveranstaltung des Festivals kunst&gesund in der Kurstadt Bad Kissingen.
© Siegfried Dengler