Weltraumforschung Wissenschaftsminister Sibler informiert sich bei Physik-Nobelpreisträger Genzel über aktuelle Forschung am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE)

Wissenschaftsminister Bernd Sibler (rechts) mit Nobelpreisträger und MPE-Direktor Reinhard Genzel (Mitte) und MPE-Direktor Ralf Bender
Wissenschaftsminister Bernd Sibler (rechts) mit Nobelpreisträger und MPE-Direktor Reinhard Genzel (Mitte) und MPE-Direktor Ralf Bender

Bei einem Treffen mit Physik-Nobelpreisträger Professor Reinhard Genzel hat sich Wissenschaftsminister Bernd Sibler über die Forschung am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) in Garching bei München informiert. Diese sei „schlichtweg faszinierend“, sagte Sibler Mitte Juli bei seinem Besuch am MPE. Er betonte zudem das große Zukunftspotenzial der dort geleisteten Grundlagenforschung und die Bedeutung politischer Strategien für diesen Bereich: „Wir werden uns alle gemeinsam anstrengen, diese Technologien der Zukunft zu erforschen!

Wissenschaftsminister Bernd Sibler im Gespräch mit MPE-Wissenschaftler Helmut Feuchtgruber
Wissenschaftsminister Bernd Sibler im Gespräch mit MPE-Wissenschaftler Helmut Feuchtgruber

Von Werkstätten in Garching zum „größten Auge der Welt“: Wissenschaftsminister Bernd Sibler ließ sich Mitte Juli bei einem Treffen, zu dem Nobelpreisträger und MPE-Direktor Prof. Reinhard Genzel ihn persönlich eingeladen hatte, unter anderem Forschungsräumlichkeiten wie die Integrationshalle des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik in Garching zeigen, wo zentrale Instrumente für die leistungsstärksten Teleskope der Welt entwickelt werden. „Es ist schlichtweg faszinierend, was Sie hier tun“, betonte Sibler. „Wir werden uns alle gemeinsam anstrengen, diese Technologien der Zukunft zu erforschen!“

Bei seinem Besuch schlug Sibler auch einen Bogen von der Forschung am MPE zu den jüngsten Entwicklungen in der privaten Raumfahrt sowie zu aktuellen Tendenzen in der sogenannten Weltraumgeopolitik. „Es scheint mir gerade ein Zeitfenster aufzugehen, in dem Ihre Themen Interesse bei einer breiten Öffentlichkeit finden. Das wird Ihnen bei Ihrer Arbeit helfen“, erklärte Sibler gegenüber Genzel sowie MPE-Direktor Prof. Dr. Ralf Bender und weiteren MPE-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. „Und es wird auch uns bei unserem Engagement helfen, Ihre wichtige Grundlagenforschung weiterhin so kraftvoll und gezielt zu unterstützen, wie wir es insbesondere mit unserer milliardenschweren Technologie- und Innovationsoffensive Hightech Agenda Bayern tun.“

Sibler erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass der britische Milliardär und Unternehmer Richard Branson nur Tage zuvor Weltraumgeschichte geschrieben hatte, indem er in einem mit sechs Personen besetzten Raketenflugzeug für ein paar Minuten zur Weltraumgrenze vorgestoßen war und damit ein symbolträchtiges Signal für den kommerziellen Weltraumtourismus gesetzt hatte. Zudem wies Sibler auf den Bedeutungszuwachs der globalen Weltraumpolitik hin. Dieser lasse sich allein an einer zunehmenden Anzahl von Raketenstarts erkennen. Insbesondere China lasse hier wachsende Ambitionen erkennen.

Hightech Agenda Bayern als strategische Unterstützung der Grundlagenforschung

„Dass Ministerpräsident Dr. Markus Söder, Bauministerin Kerstin Schreyer und ich vor wenigen Tagen gemeinsam das neue Gebäude der Fakultät für Luftfahrt, Raumfahrt und Geodäsie der Technischen Universität München eröffnet haben und dass ich heute hier am MPE in Garching bin, macht auch vor dem Hintergrund solcher Zusammenhänge deutlich, dass es keine zufällige Entwicklung ist, was wir hier in Bayern machen: Mit unserer Hightech Agenda Bayern und  dem ergänzenden Beschleunigungsprogramm Hightech Agenda Plus wollen wir den klügsten Köpfen der Welt attraktive Bedingungen auch  für Grundlagenforschung bieten, gerade auch dem wissenschaftlichen Nachwuchs. Wir müssen aber natürlich auch darauf achten, dass Erkenntnisse dieser Forschung letztlich auch einer konkreten Anwendung dienen können.“

Professor Genzel präsentierte dem Wissenschaftsminister Einblicke in die Geschichte, Struktur und die aktuelle Forschungsarbeit des 1963 gegründeten MPE, an dem Genzel seit 1986 als wissenschaftliches Mitglied und Direktor tätig ist. „Das MPE ist eine weltführende Institution in experimenteller Astrophysik. Das Ziel ist, fundamentale Fragen der modernen Astronomie und Astrophysik mit innovativen Experimenten und Projekten anzugehen. Unser Erfolg basiert auf der Kombination von Instrumentenentwicklung und Datenentwicklung. Wir haben hervorragende Teams von Physikern und Ingenieuren, die mit unseren erstklassigen Werkstätten neue Instrumente an der vordersten Front entwickeln. Die damit gewonnenen Daten können unsere hochmotivierten jungen Studentinnen und Studenten und Postdocs mit neuen Analyse- und Interpretationsmethoden auswerten.“

Und mit einem Augenzwinkern fügte Genzel, der den Nobelpreis für Physik 2020 für seine hochpräzisen Beobachtungen des schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstraße erhielt, hinzu: „MPE steht ein bisschen für ‚Max-Planck-Institut für Eigenbau‘ – darauf sind wir sehr stolz! Bei 4 bis 10 Millionen Euro Drittmitteln im Jahr zusätzlich zu unserem institutionellen Jahresbudget von rund 24 Millionen Euro wird das ganz erheblich auch durch das Bundeswissenschaftsministerium ermöglicht, wofür wir sehr dankbar sind.“

Wissenschaftsminister Bernd Sibler vor der Infrarot-Kamera
Wissenschaftsminister Bernd Sibler vor der Infrarot-Kamera "ERIS"

„ERIS“ und „MICADO“: MPE entwickelt zentrale Instrumente für die höchstentwickelten Teleskop-Anlagen der Welt

Die konkrete und anwendungsorientierte Entwicklungsarbeit zeigten MPE-Wissenschaftler um die MPE-Direktoren Genzel und Bender Staatsminister Sibler in Forschungslaboren und Werkstätten des Instituts. In der Integrationshalle ließ sich Sibler Details zu der hochpräzisen Infrarot-Kamera „ERIS“ (Enhanced Resolution Imager and Spectrograph) erläutern, die unter der Federführung des MPE für das „Very Large Telescope“ (VLT) entwickelt wurde. Das VLT wird von der Europäischen Südsternwarte (ESO) als wichtigstes Observatorium der europäischen Astronomie für den Südhimmel auf einer Höhe von rund 2600 Metern in der chlienischen Atacama-Wüste betrieben.

Ein Prototyp der Infrarot-Kamera
Ein Prototyp der Infrarot-Kamera "MICADO"

In wenigen Jahren soll das VLT als eines der höchstentwickelten optischen Instrumente der Welt vom „Extremely Large Telescope“ (ELT) abgelöst werden, das sich derzeit in Entwicklung und Bau befindet. Auch für dieses dann größte Teleskop der Welt, dessen Spiegel sich über die Hälfte eines Fußballfelds erstrecken wird und das laut ESO die menschliche Wahrnehmung des Universums ähnlich revolutionieren soll wie vor gut 400 Jahren Galileo Galileis erste Blicke durch ein Teleskop, entwickelt das MPE derzeit in Garching federführend das zentrale optische Instrument, die Infrarot-Kamera „MICADO“ (Multi-AO Imaging Camera for Deep Observations). Die ESO bezeichnet das ELT als „das größte von der Erde auf den Himmel gerichtete Auge der Welt“.

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