Previous Page  17 / 52 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 17 / 52 Next Page
Page Background

17

KI, mein Freund und Helfer

ünstliche Intelligenz (KI) durch-

dringt unser Privat- und Berufs-

leben immer stärker. Wir als Menschen

interagieren daher in unserem Alltag

immer öfter mit KI. Im Rahmen einer

gemeinsamen Studie der Projektgruppe

Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer

FIT an derUniversität Bayreuth sowie der

Beratungsgesellschaft EY (Ernst &Young)

wurde analysiert, wieUnternehmen Inter-

aktionenmit KI erfolgreich und umsichtig

gestalten können.

Die charakteristischen Interaktionstypen

von KI-Anwendungsfällen

Interaktionen und unterschiedliche For-

men der Zusammenarbeit zwischen

Menschen und KI bedürfen einer ziel-

gerichteten Gestaltung. Es ist wichtig zu

verstehen, wie wirMenschenmit Techno-

logien interagieren werden, die uns auch

inkomplexenDenkaufgabenunterstützen

und dabei individuell auf unsere Gedan-

ken und Gefühle eingehen. Und umge-

kehrt müssen wir verstehen lernen, wie

diese Technologien unsere Handlungen

wahrnehmen, interpretieren und darauf

reagieren.

Im Zuge der Analyse wurden daher

fünf unterschiedliche Interaktionstypen

identifiziert, die sich anhand ihrer charak-

teristischen Merkmale abgrenzen lassen.

Zum einen ist die Handlungsfreiheit von

KI-Lösungen unterschiedlich ausgeprägt:

In manchen Fällen sollen sie nur auf expli-

zite Befehle reagieren; in anderen Fällen

ist es gewünscht, dass sie selbstständig ent-

scheiden und handeln. Zum anderen gibt

es verschiedene Grade der Wechselseitig-

keit: Je genauer die ungleichen Partner

ihr Verhalten gegenseitig wahrnehmen, je

mehr Informationen sie austauschen und

je stärker ihreHandlungen einander beein-

flussen, desto ausgeprägter ist ihre wech-

selseitige Interaktion.

Die fünf Interaktionstypen werden

durch die Begriffe »Schutzengel«, »Hein-

zelmännchen«, »Informant«, »Kollege«

und »bester Freund« beschrieben. Sie las-

sen sich drei übergeordnetenGruppen zu-

ordnen: KI als Automat, KI als vielfältiger

Helfer und KI als Partner.

Die erste Gruppe, KI als Automat,

überwacht Handlungen des Menschen als

eine Art Schutzengel, sichert diese ab und

unterstützt bei Bedarf. Die zweite Grup-

pe, KI als vielfältiger Helfer, unterstützt

Arbeiten des Menschen im Hintergrund,

versorgt den Menschen bedarfsgetrieben

mit Informationen oder erarbeitet im en-

gen Austausch gemeinsame Ergebnisse.

Schließlich werden in der dritten Grup-

pe solche Anwendungsfälle gebündelt,

in denen KI als Partner durch eine hohe

Personalisierung und soziale Elemente in

der Interaktion als eine Art bester Freund

wahrgenommen wird.

10 Thesen zur zukünftigen Entwicklung

der Mensch-KI-Interaktion

AufGrundlagederErkenntnissezudemty-

pischenVerlauf vonMensch-KI-Interakti-

onenwurden inder Studie zehnThesen für

deren zukünftige Entwicklung formuliert.

Dabei geht es nicht nur umdie erfolgreiche

Gestaltung heutiger Anwendungsszenari-

en, sondern auchumzukünftigePotenziale

der Mensch-KI-Interaktion. Die Thesen

beschreibendaher die generelleTendenz in

der Entwicklung von KI-Lösungen sowie

die Veränderungen bezüglich der Rollen

undAufgaben vonKI (What), des Verlaufs

vonMensch-KI-Interaktionen (How) und

der Implikationen für die erfolgreiche Ge-

staltung von künftigen KI-Anwendungen

(SoWhat).

Die erste These bezieht sich auf eine

grundlegende Veränderung der KI und

steht deshalb übergreifend über den an-

deren neun Thesen.

These 1: Personalisierung,

soziale Elemente, Aufgabenvielfalt

und Kontextverständnis

Mit der fortschreitenden Entwicklung von

KI nehmen auch Personalisierung, soziale

Elemente, Aufgabenvielfalt undKontextver-

ständnis von KI in Interaktionen mit dem

Menschen zu.

KI-Lösungen werden persönlicher. Das

heißt: Individuelle Wünsche und Präfe-

renzen der Nutzer werden in Zukunft

stärker berücksichtigt. Dabei greift KI auf

persönliche Daten und den Interaktions-

kontext zurück, die z. B. durchpersönliche

Assistenten gesammelt werden. Auch so-

ziale Elemente werden eine größere Rolle

spielen und gestalten die Mensch-KI-In-

teraktion empathischer und individueller.

These 2: Hybride Intelligenz

Interaktionen zwischenMensch und KI bil-

den die Basis für das Zusammenführen ihrer

jeweils einzigartigen Fähigkeiten.

Schon heute arbeiten Mensch und KI

zusammen (Stichwort Augmented Intel-

ligence). Dabei ergänzen sie sichmit ihren

jeweiligen Stärken: KI-Technologien etwa

haben Zugriff auf riesige Datenmengen

und der Mensch zieht logische Schluss-

folgerungen aus ihnen. Bisher ist es aber

meist noch der Mensch, der bei der Zu-

sammenarbeit der eigentliche Problem-

löser ist. Das wird sich jedoch ändern.

KI wird immer leistungsfähiger und die

Interaktionmit denMenschenwechselsei-

tiger. Die Folge: Es entsteht eine hybride

Intelligenz. Dabei wird KI den Menschen

zukünftig bei komplexen Problemen stär-

ker beraten, Entscheidungen eigenständi-

ger treffen und kreative Aufgaben lösen.

KI ist nicht mehr nur ein Intelligenzver-

stärker, sondern ein Partner. Beide Seiten

arbeiten als Team.

These 3: Handlungsfreiheit

KI erhält analog zu Menschen in unter-

schiedlichem Maße Handlungs- und Ent-

scheidungsspielraum.

Wie viel Handlungs- und Entschei-

dungsspielraum sollte der Mensch der

KI gewähren? Das hängt von der jewei-

ligen Aufgabe ab und kann unterschied-

lich ausfallen. Zukünftig können Teams

der KI beispielsweise – analog zu einem

menschlichen Teammitglied – mehr Au-

tonomie einräumen, wenn die Interaktion

erfolgreich war. Emotionale Reaktionen

K