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Künstliche Intelligenz ist heute eine Schlüsseltechnologie der Digitalisie-
rung mit zahllosen Anwendungsfeldern. Auch die aktuelle Kunst benützt
sie als künstlerisches Werkzeug. Algorithmen, Programme und Tools er-
zeugen bereits heute Gemälde, Musik, Filme und inzwischen auch Texte.
Wo die Kunst Ängste, Faszination oder schlichtweg Neugier im Umgang
mit KI zumAusdruck bringt, untersucht dieWissenschaft die Frage, ob KI
überhaupt wirklich kreativ sein kann und macht Kreativität so selbst zum
Gegenstand der Forschung. Ob Algorithmen jemals in der Lage sein wer-
den, etwas noch nie Dagewesenes zu schaffen, das sich über Konventionen
hinwegsetzt, also: ein originär schöpferisches Kunstwerk? KI führt zu den
Grundfragen von Künstler- und Urheberschaft. Während die Forschung
das Spektrum möglicher Interaktionen mit KI untersucht und weiterent-
wickelt, »spielt« die Kunst bereits Kommunikation mit KI, setzt KI als
Partnerin wie als Widersacherin des Menschen in Szene und macht die
auf KI gerichtetenHeilserwartungenwie Angstprojektionen sichtbar:Wie
menschlich kann KI handeln?Was kann KI gar besser als der Mensch? Die
heutzutage generierteDatenmenge übersteigt ja inzwischen beiWeitemdie
Fähigkeit des Menschen, diese Daten aufzunehmen, zu interpretieren und
auf ihrer Basis komplexe Entscheidungen zu treffen. Künstliche Intelligen-
zen können also spezielle Themenfelder bereits jetzt besser beherrschen
als der Mensch, und sie lernen selbstständig dazu. Die Rechtswissenschaft
befasst sich daher mit einer möglichen Handlungsverantwortung von KI:
Kann KI als Rechtsperson gelten? Philosophisch gefragt: Sind ethische
Maßstäbe programmierbar?Wie könnte ein gutes Lebenmit KI aussehen?
Kunst bewegt sichmit ihrenMitteln bereits in solchenMöglichkeitsräumen.
In jedem Fall erfordert und schafft KI neue Perspektiven.
Künstliche
Intelligenz
Thema dieses Hefts: Künstliche Intelligenz
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