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dpa/picture alliance Foto: Gedächtnisgesteuerter Computer, Thomas Morel-For

Wenn es so schwierig ist, etwas mit dieser

Technologie zu bedienen, warum malt oder schreibt

der Mann nicht einfach mit seiner Hand?

EinigeMenschen haben Erkrankungen, die verhindern, dass sie

ihre Hände benutzen können: etwa, wenn sie gelähmt sind. Für

diese Personen kann ein Brain-Computer-Interface (BCI) eine

große Unterstützung sein. Es gibt aber auch Unternehmen, die

viel Geld in die BCI-Forschung investieren, umdie Technologie

soweit zu perfektionieren, dass BCIs eines Tages eine hilfreiche

und leichte Benutzung von verschiedenen technischen Gerä-

ten auch bei Gesunden ermöglichen könnten. Das wäre dann

auch jenseits derMedizin eine faszinierendeNeuartigkeit dieser

Mensch-Maschine-Interaktion: die Bedienung von Technik,

ohne dass man sich dazu bewegen muss, quasi mit reiner »Ge-

dankenkraft«.

Bedeutet das, dass die Kappe alle Gedanken des

Mannes lesen kann?

Gedankenlesen im strengen Sinne kann man mit BCIs nicht.

Die Gehirnaktivität wie vorhin beschrieben zu messen, um da-

mit Geräte zu steuern, ist bei weitem nicht gleichbedeutend

damit, abstrakte Gedanken eines Menschen zu erkennen. Man

kann aber bereits Zustände wie starken Stress mit BCIs messen,

einigeWissenschaftler*innen forschen auch daran, emotionale

Zustände wie Freude bis zu einem gewissen Grad erfassen zu

können.

Warum befasst Du Dich als Philosophin mit BCIs?

Die Art der Interaktionmit Technik scheint sich bei BCIs grund-

legend zu wandeln. Wir nutzen nur unsere Gehirnaktivität und

nicht, wie sonst üblich, Teile unseres Körpers, um etwas in der

Welt zu verändern. Das ist nicht nur technologisch äußerst be-

eindruckend, sondernwirft auch extremviele neue theoretische

Fragen auf über uns als handelnde Menschen. Veränderungen

durch BCIs begrifflich möglichst genau zu beschreiben, zu ver-

stehen und in unsere lebensweltlichen sowiemoralischenFragen

einzuordnen oder zu bewerten ist etwas, das Philosoph*innen

zusammen mit anderen geistes- und sozialwissenschaftlichen

Fächern leisten können. Eine Frage in diesem Zusammenhang,

die eine Philosoph*in stellen kann, ist: Was meint man, wenn

man davon spricht, Gedanken zu lesen, was ist ein Gedanke?

Oder: Handelt einMensch überhaupt noch im herkömmlichen

Sinne und ist er verantwortlich, wenn er mit einem BCI einen

Schaden verursacht?

Gehirn-Computer-Schnittstellen als eine neue Form der Interaktion von Mensch und Maschine