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Thema Künstliche Intelligenz

utonomes Fahren, unbemanntes Fliegen, intelligentes

Fertigungsverfahren imAutomobilbau–dieMobilität

der Zukunft kommt ohne Künstliche Intelligenz (KI) nicht aus.

Wie gelangt ein Fahrzeug autonom und sicher von A nach B?

Wie wählt es die ideale Strecke?Wie lassen sich intermodulare

Verkehrsketten intelligent steuern? KI-basierteMethoden und

Verfahren bieten Chancen, die bisher nur im Ansatz erforscht

sind – und schaffen so einen ganz neuen Blick auf die Mobili-

tät von morgen.

Zur Vernetzung des KI-Wissens rund um die Mobilität

in Bayern entsteht derzeit an der Technischen Hochschule In-

golstadt (THI) der wissenschaftliche KI-Mobilitätsknoten des

Freistaats Bayern. Für den Aufbau des KI-Mobilitätsknotens

nutzt die THI als Grundlage die bereits vorhandene wissen-

schaftlicheKernkompetenz –30 forschungsaktive Professoren

mit 125 wissenschaftlichenMitarbeitern allein imBereich der

Mobilität. Der Fokus auf dieMobilitätstechnologien zeigt sich

beispielhaft im Forschungs- und Testzentrum CARISSMA,

dembundesweit erstenForschungsbau an einer Fachhochschu-

le mit dem Anspruch, bundesweites wissenschaftliches Leit-

zentrum für Fahrzeugsicherheit zu sein. Aber auch am Institut

für Innovative Mobilität forschen über 30 Wissenschaftler an

Themen wie der KI-gestützten Batteriesteuerung.

Der Grundstein für die Institutionalisierung der KI-For-

schung wurde im April 2019 mit der Gründung von AININ

(Artificial Intelligence Network Ingolstadt) gelegt. In einem

PPP-Modell der Partner THI, Katholischen Universität Eich-

stätt-Ingolstadt, der Stadt Ingolstadt, des Klinikums Ingol-

stadt, der AUDI AG, der MediaMarktSaturn Retail Group

sowie der Fraunhofer-Gesellschaft wurde ein Netzwerk ge-

schaffen, welches sich die Erforschung von KI-Anwendungen

auf die Fahnen geschrieben hat.

Aufbauend darauf etabliert der Freistaat nun im Rah-

men der High-Tech-Agenda des Ministerpräsidenten den

KI-Mobilitätsknoten an der THI – mit zusätzlich 30 Wissen-

schaftlerstellen. Im Endausbau werden so zusammen mit den

eingeworbenen Stiftungsprofessuren rund 50 grundfinanzierte

Wissenschaftler anKI-Themen forschen. Der Anspruch ist es,

durch entsprechende Drittmittelforschung die Forscherzahl

bis Ende 2025 zu verdoppeln und damit ein bundesweit be-

achtetes KI-Zentrum in Ingolstadt zu schaffen.

Der KI-Mobilitätsknoten, der in diesem wissenschaft-

lichen Umfeld entsteht, ist Teil des KI-Districts Bayern und

widmet sich Innovationspotenzialen von KI-basierter Mobili-

tät der Zukunft. Ziel ist es, relevante Forschungsergebnisse

zu schaffen und in praktische Anwendungsmöglichkeiten zu

überführen – sowohl für die autonome Mobilität im zweidi-

mensionalen Raum als auch in der dritten Dimension, die den

Luftraum einschließt, und in der KI-gestützten Automobil-

produktion. Dazu sollenMobilitätsdaten generiert, intelligent

verarbeitet und anschließend verwertet werden.

Thematisch bearbeitet der KI-Mobilitätsknoten drei

zentrale Themenbereiche: Autonomes Fahren, KI-gestützte

Automobilproduktion und unbemanntes Fliegen:

Automobilproduktion wird in Zukunft immer mehr von

KI durchdrungen. Produktions- und Logistiksysteme werden

vernetzt, Roboter kollaborieren intelligent undMaschinen er-

kennen selbst, wenn Bauteile gewartet oder gewechselt wer-

den müssen. Diese und zahlreiche weitere Use-Cases, die den

Produktionsstandort Bayern absichern können, werden durch

KI möglich. Der KI-Mobilitätsknoten soll Anwendungen der

KI für eine intelligente Automobilproduktion gemeinsammit

Partnern aus der Automobilbranche sowie wissenschaftlichen

Partnern imNetzwerkweiter erforschen und implementieren.

Autonomes Fahren ist das Herzstück des KI-Mobilitäts-

knotens. Bereits jetzt übernimmt das Auto immer mehr Auf-

gaben des Fahrers – ob beim Einparken, Tempo Halten oder

als Stauassistent. Diese Aufgaben nehmen mit zunehmendem

Automatisierungsgrad zu, bis beim autonomen Fahren (Stufe

5) schließlich das Fahrzeug alleVerkehrssituationen selbständig

bewältigt, ohne dass der Mensch eingreifen muss. Die Stufe 3,

bei der ein Fahrer das Fahrzeug nicht dauerhaft überwachen

muss, ist zwar heute noch nicht erreicht. Aber bereits mit den

nächsten Schritten der Automatisierung werden Fahrerinnen

und Fahrer von weiteren Routineaufgaben entlastet und neue

Möglichkeiten im öffentlichen Personenverkehr werden zur

Steigerung der Verkehrseffizienz und zur Reduzierung von

Umweltbelastungen beitragen. Der Weg zum autonomen

Fahren führt auch zu einer höheren Verkehrssicherheit und

markiert einen Schritt in Richtung Vision Zero, der Vision der

Europäischen Union von null Verkehrstoten.

Da autonomes Fahren wegen der unendlichen Vielzahl

an möglichen Verkehrsszenarien hochgradig komplex ist, gilt

der Weg dorthin als äußerst schwierig. Gerade der KI kommt

hier in der Bewältigung von Technologiesprüngen eine Schlüs-

selrolle zu. Der KI-Mobilitätsknoten soll wesentliche Beiträge

liefern, die den Weg zum autonomen Fahren ebnen.

Unbemanntes Fliegen ist ein Zukunftsfeld, dem sich In-

golstadt mit der Initiative »Urban Air Mobility« widmet. Der

Einsatz von unbemannten Flugobjekten sowohl im Güter- als

auch imPersonentransport verspricht zahlreicheAnwendungs-

möglichkeitenmit einemgroßen Potenzial, die Lebenswelt der

Menschen zu verbessern. Dringend benötigte Medikamente

können sowohl im urbanen als auch im inter-urbanen Raum

rasch von A nach B transportiert, große Waldflächen effizient

auf eine Brandgefahr hin kontrolliert werden, auf landwirt-

schaftlichen Flächenwird ein gezielterer Einsatz von Pflanzen-

schutzmitteln möglich.

Für die Weiterentwicklung von unbemanntem Fliegen

ist der Einsatz von KI wesentlich, sowohl in der Verarbeitung

von Sensor-Signalen zurWahrnehmung des Luftraums als auch

beispielsweise in der Planung der exakten Strecken, die unbe-

mannte Flugkörper zurücklegen sollen. An diesemPunkt setzt

der Ingolstädter KI-Mobilitätsknotenmit seiner Forschung an.

Neben den drei zentralen ThemenbereichenAutonomes

Fahren, KI-gestützte Automobilproduktion und unbemanntes

Fliegen deckt der KI-Mobilitätsknotenmit seinen Forschungs-

aktivitäten vier Querschnittsbereiche ab, die in alle zentralen

Themenbereiche einwirken: KI-Methoden, Mobilitätsinfra-

struktur, KI-Geschäftsmodelle/Dienstleistungen sowie Ethik/

Akzeptanz/Technikfolgen.

Im Querschnittsbereich

KI-Methoden

sucht der Ingol-

städter KI-Mobilitätsknoten Lösungen für Herausforderun-

gen, die beim Einsatz von KI-Methoden in Applikationen der

autonomen Mobilität auftreten. Dazu gehören die Interpre-

tierbarkeit und Nachvollziehbarkeit von KI-Verfahren, deren

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