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Jun.-Prof. Dr. med. Dr. phil. Orsolya Friedrich ist

Ärztin und Philosophin, seit Herbst 2019 leitet

sie eine Emmy Noether-Forschungsgruppe (DFG),

die daran arbeitet, das Phänomen der Interaktion

in verschiedenen Mensch-Maschine-Interaktionen,

seine qualitativen Neuerungen und deren Folgen

für Einzelne und für die Gesellschaft zu konzep-

tualisieren und zu bewerten.

Orsolya Friedrichs Töchter stellen ihrer Mutter in

diesem Artikel die Fragen zu deren Forschung.

Das Erklärstück

Das Erklärstück

---- Gehirn-Computer-Schnittstellen als

eine neue Form der Interaktion von

Mensch und Maschine

Foto: Volker Wiciok

Kindern die eigene philosophische

Forschung über neuartige Techno-

logien zu erklären, ist nicht einfach.

Ein Austausch über Bilder von

Nutzer*innen von Brain-Computer-

Interfaces (BCI) sollte dabei helfen.

Warum sieht der Mann mit einer Badekappe fern?

Das sieht tatsächlich ein wenig so aus. Allerdings hat diese

Kappe im Gegensatz zu Badekappen viele kleine Löcher, wo

Elektroden des Elektroenzephalogramms (EEG) befestigt sind.

Die Elektroden messen Spannungsschwankungen, die entste-

hen, wenn der Mann geistig aktiv ist, zum Beispiel an eine Be-

wegung seiner Hand denkt. Nervenzellen im Gehirn arbeiten

nämlich über elektrische Aktivität und diese kannmanmessen.

Er könnte sich auch auf äußere Reize wie Geräusche oder auf-

leuchtende Symbole (z. B. sukzessive aufleuchtende Buchstaben

des Alphabets) auf einemBildschirm fokussieren, ummessbare

Gehirnaktivität zu erzeugen. Er sieht übrigens nicht etwa einen

Fernsehfilm an, sondern fokussiert die Punkte. DerMann kann

Verschiedenes bewirken wollen mit seiner Kappe. Er könnte

etwa versuchen, mithilfe seiner Gehirnaktivität etwas auf dem

Bildschirm zu schreiben, zu malen, oder einen Gegenstand

wie z. B. einen Rollstuhl zu steuern. Die Technologie ist aber

deutlich komplizierter, als es auf dem Bild aussieht. Viele For-

scher*innen arbeiten zusammen, ummit Gehirnaktivität etwas

per Computer steuern zu können. Die beimMann gemessenen

Daten und wiederkehrende Muster müssen etwa mit Algorith-

men erst analysiert werden, um zum Beispiel einen passenden

Computerbefehl zumMalen erzeugen zu können.