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KI, mein Freund und Helfer
Überhöhte oder falsche Erwartungen
können bei der Mensch-KI-Interaktion
ungemein frustrierend sein. Derzeit gibt
es noch oft eine Lücke zwischen erwar-
tetem Nutzen der KI und dem tatsäch-
lichen Potenzial. Dabei kann der Mensch
den Nutzen und Funktionsumfang der
KI auch unterschätzen und folglich nicht
vollständig ausschöpfen. Diese Lücke
wird durch technologischen Fortschritt
und personalisierte KI-Lösungen zu-
künftig geschlossen. Dabei passt sich KI
der Erwartungshaltung des Nutzers an –
und kann diese sogar voraussagen.
These 8: Anthropomorphologie
Das Erscheinungsbild von KI muss sich
(äußerlich und funktional) immer weniger
am menschlichen »Vorbild« orientieren.
KI-Agenten werden in Zukunft weni-
ger als heute demMenschen nacheifern.
Bisher wurden KI-Lösungen mit mög-
lichst vielenmenschlichen Eigenschaften
– sowohl äußerlich als auch funktional
– versehen. Das sollte dazu beitragen,
dass die Gesellschaft die neue Techno-
logie stärker akzeptiert und ihr vertraut.
Je etablierter die KI-Systeme jedoch sind,
desto weniger benötigen sie dieses Er-
scheinungsbild. Außerdem wirkt sich
das menschenähnliche Aussehen nicht
immer positiv auf die Interaktion aus
– beispielsweise in der Pflege. Manche
Patienten schämen sich etwa in beson-
ders intimen Situationen, wenn ihnen
ein Roboter hilft, der einem Menschen
zu ähnlich ist.
These 9: Vertrauen
Vertrauen in Mensch-KI-Interaktionen
muss durch wiederholte positive Ergebnisse
und/oder durch den Aufbau einer sozialen
Bindung geschaffen werden.
Wie entsteht Vertrauen innerhalb von
Mensch-KI-Interaktionen? Es gibt zwei
Wege: positive Erfahrungen während der
Zusammenarbeit und soziale Bindungen
zwischen Mensch und KI. Gerade Letz-
teres wird sich in den nächsten Jahren
verändern: Die Aufgaben der KI werden
immer komplexer, weshalb emotionale
Fähigkeiten stärker gefragt sind. Ver-
trauen basiert zukünftig nicht mehr nur
auf geringen Fehlerquoten, sondern viel-
mehr auch auf sozialen Elementen.
These 10: Ethik und Moral
Ethik undMoral sind zentrale Bestandteile
der Mensch-KI-Interaktion und erfordern
neben demdaten- auch ein wertegetriebenes
Lernen.
Die letzte These thematisiert zwei
zentrale Bestandteile derMensch-KI-In-
teraktion: Ethik undMoral. Nicht nur bei
der zwischenmenschlichen Interaktion
sind beide Aspekte von Bedeutung, auch
in Bezug auf KI spielen sie eine immer
größere Rolle. Wie die Interaktionen ge-
führt werden, hängt dabei nicht nur von
denDaten vergangener Interaktionen ab,
sondern auch von gesellschaftlichen und
individuellen Ethik- und Moralvorstel-
lungen. Als Konsequenz daraus müssen
zukünftig noch Aspekte wie Transparenz
oder Vergleichbarkeit der Interaktionen
berücksichtigt werden – oder die Frage:
Wer haftet, wenn KI versagt?
Mensch-KI-Interaktionen
erfolgreich gestalten
Die zehn Thesen geben einen wichtigen
Einblick in die mögliche zukünftige Ent-
wicklung der KI und damit auch in die
Interaktion zwischen Mensch und KI:
Sie wird persönlicher, intuitiver und
komplexer. Sie wirft für die Zukunft aber
auch Fragen auf, etwa hinsichtlich der
Handlungsfreiheit und Ethik. Wer diese
Entwicklungen jetzt diskutiert und ihre
Implikationen versteht, kann rechtzeitig
reagieren.
KI-Experten und Lösungsanbieter
sind sich einig, dass KI unsere Art des
Arbeitens verändern wird. Diese Ver-
änderungen erfordern Offenheit und
Expertise inWirtschaft und Gesellschaft
– zudem finden sie im Wettbewerb mit
anderen Regionen der Welt statt, wo
technologischer Fortschritt schneller zum
Einsatz kommt. Auch wenn bereits viele
unterschiedliche, oft auch negativ behaf-
tete Zukunftsszenarien im Raum stehen,
wird der Wandel in naher Zukunft nicht
so radikal und drastisch erfolgen. Die
Entwicklung von KI-Lösungen ist noch
lange nicht so weit, dass sie Menschen
tatsächlich schlagartig in ihrem Berufs-
leben ersetzen und damit ihre Existenz
bedrohen. Vielmehr wird KI in naher Zu-
kunft viele Berufsfelder verändern. Die
Studie identifiziert daher Chancen, Her-
ausforderungen undHandlungsfelder für
Unternehmen, unter anderem in Bezug
auf die Veränderung des Berufsumfelds
für denMenschen. So stellt sich die Frage:
Kennen Sie die Chancen und Herausfor-
derungen von KI und wissen Sie, wie Sie
davon profitieren?
Prof. Dr. Nils Urbach ist Professor für
Wirtschaftsinformatik und Strategisches
IT-Management an der Universität Bayreuth,
Projektgruppe Wirtschaftsinformatik des
Fraunhofer-Instituts für Angewandte Infor-
mationstechnik FIT, Kernkompetenzzent-
rum Finanz- und Informationsmanagement
(FIM).
nils.urbach@fim-rc.deJan Jöhnk ist Mitarbeiter der Projektgruppe
Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer-
Instituts für Angewandte Informationstech-
nik FIT, Kernkompetenzzentrum Finanz-
und Informationsmanagement (FIM).
jan.joehnk@fim-rc.deEva Wünsch studierte 2011–2016 an der
Fakultät Design der TH Nürnberg Georg
Simon Ohm Illustration (B.A.), studiert jetzt
in Leipzig an der Hochschule für Grafik
und Buchkunst Illustration und Malerei und
arbeitet seit mehreren Jahren für verschie-
dene Magazine und Verlage als Illustratorin.
In ihren Arbeiten entstehen Bilder in
Kombination von analogen und digitalen Ele-
menten; Collagen, die Ungewöhnliches
zusammenbringen und dadurch Sehge-
wohnheiten herausfordern.
cargocollective.com/evawuenschWeitere Informationen:
Eine gemeinsame Studie der Fraunhofer-
Projektgruppe Wirtschaftsinformatik an
der Universität Bayreuth und der Prüfungs-
und Beratungsgesellschaft EY zeigt die
zukünftige Entwicklung und Gestaltungsdi-
mensionen für erfolgreiche Interaktionen
mit Künstlicher Intelligenz auf:
Im Rahmen einer umfassenden Recherche
und 25 Interviews mit KI-Experten und
KI-Anwendern wurden Gestaltungsdimen-
sionen und Bewertungsmerkmale für
Mensch-KI-Interaktionen identifiziert.
Zum Weiterlesen
Die vollständige Studie unter:
fim-rc.de/kompetenzen/ki/mensch-ki-inter-aktion/