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Impulse aus der jungenGeneration vonKünstler*innen sind lebensnotwen-
dig für eine Erneuerung der Kunst. Kunst darf unvernünftig, anarchisch,
roh, wüst und wild sein. Das zeichnet Avantgarde aus. Junge Kunst schafft
agil neue Formen und arbeitet mit anderen künstlerischenMitteln: So ent-
stehen derzeit digitale und spartenübergreifende Ausdrucksformen. Eine
unabhängige Lyrik-Szene positioniert sich gerade lässig wie souverän, in
der Rolle des Veranstalters ebenso versiert wie im Herausgeben literatur-
wissenschaftlich fundierter Anthologien. In der Musik ist das Fusionieren
konträrer Klangwelten zu erleben, wirdKammermusik neu definiert. Über
die Erneuerung desMusiktheaters wird eine heftigeDebatte geführt. Thea-
ter öffnet sich als diskursiver Raum für Initiativen undExperimente jenseits
von Grenzen und Nationalitäten. Junge Kunst aller Sparten wird gerade
wieder sehr politisch. Sie setzt sichmit ThemenwieMigration, Rassismus,
Klimawandel oder Gender auseinander, will bewusst, besorgt und zornig
in die Gesellschaft hineinwirken.
Förderformate müssen aus der Kunst selbst erwachsen, müssen die neuen
Wege der Kunst mitgehen, auf ihre Entwicklungen und veränderten Be-
dürfnisse reagieren. Es gilt, das eigene Förderhandeln immer wieder zu
reflektieren: Wie ist das Primat der Freiheit der Kunst, wie eine diverse
Auswahl förderwürdiger Künstler*innen zu verwirklichen, wie sind Jurys
zu besetzen, wie Bedingungen so zu gestalten, dass freie Szenen einbezogen
werden?Wie kann die öffentlicheHand auf Formen der Selbstorganisation
reagieren? In Bayern organisiert sich derzeit eine Comic-Community, die
sich gegenseitig fortbildet und mentoriert. Welche Förderung brauchen
junge Künstler*innen eigentlich? Fragen wie diese haben den Impuls für
das vorliegende Heft gegeben, das Denkanstöße für gute Förderpraxis der
Zukunft bieten will.
Junge Kunst
fördern!
Thema dieses Hefts: Junge Kunst fördern!
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