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Thema Junge Kunst fördern!
Musik und Tanz
Ichfinde es einewunderbareAufgabe, jun-
geKünstlerinnen undKünstler als Teil des
Gutachterausschusses bei ihrenKarrieren
unterstützen zu können. Gerade die Zeit
direkt nach dem Studium ist besonders
entscheidend – hier können Stipendien
und Preise wichtige Impulse geben und
das Selbstvertrauen und den Glauben an
die eigene Arbeit stärken. Ich weiß, dass
mir dieseFörderung beimeinenAnfängen
in Bayern damals selber sehr geholfen hat,
daher ist es mir sehr wichtig, dies verant-
wortlich weiterzugeben.
Prof. Moritz Eggert,
Pianist, Komponist, Professor für
Komposition an der Hochschule
für Musik und Theater München
Begabungen bei jungenMenschen zu ent-
decken, zu fördern und zu begleiten ist
für mich persönlich nicht nur eine große
Freude, sondern dringendes Verantwor-
tungsbedürfnis, weil durch die Vielzahl
der Angebote und Plattformen individu-
elle Persönlichkeiten der kompetenten
Aufmerksamkeit bedürfen. Ein Preis ist
Anstoß und Ermutigung, ein Talent wei-
terzuentwickeln, aber noch keine Kar-
rieregarantie. Preisträger nachhaltig zu
beobachten und in einem Netzwerk kon-
kret zu unterstützen, ist für mich dabei
bedingendes Tun.
Meret Forster,
Musikredakteurin und künstlerische
Leiterin des ARD-Musikwettbewerbs
Interessant sind jungeLeute, die zielsicher
und unbeirrt selbstverständliche Qualitä-
ten wie technisches Können etc. vereinen
mit ganz eigenen, neuen Ideen der Pro-
grammgestaltung und auch Vermittlung
– die nicht reproduzieren, sondern sich
eigene Wege suchen. Gute Juryarbeit be-
deutet also, sich viel anzuhören/anzuse-
hen, umdiese eigenwilligenLeute auch als
solche zu erkennen.
Die beste Förderung ist neben Preisen
und Stipendien die Möglichkeit des Kon-
zertierens: seine Kunst herzuzeigen, zu
vermitteln, Freude damit zu schaffen ist
ja letztlich ein wesentlicher Motor künst-
lerischen Tuns.
Prof. Dr. Dorothea Hofmann,
Pianistin, Professorin, Komponistin,
musikwissenschaftliche Autorin
DieMitglieder des Gutachterausschusses
sollen unter Sängern, Instrumentalisten
und Tänzern jene auswählen, die aus dem
Gros der schöpferischen und nachschöp-
ferischen Künstler herausragen durch
ihre Technik, Musikalität und Ausstrah-
lung. Sehr wichtig finde ich einen Aufent-
halt an der Cité des Arts in Paris, da sich
Künstler dort mit anderenmessen und in
einemneuenUmfeld entwickeln können.
Wilfried Hiller,
Komponist
Entscheidend ist bei Musikern und Tän-
zern das Potenzial für eine klare, eigen-
ständige Position und eine Bereitschaft,
sich von der Konvention abzuheben.
Wichtig scheint mir auch, insbesondere
bei Interpreten, das Interesse an der Ge-
genwartsmusik, sowohl an Uraufführun-
gen wie am Nachspielen neuerer Werke.
Die Entscheidung der Jury ist eine
Momentaufnahme und Ausdruck einer
Hoffnung auf eine Weiterentwicklung,
die eintreten kann, aber nicht eintreten
muss.
Klassische Musik, Jazz und Tanz sind
traditionell Großstadt-Künste. Trotzdem
bemüht sich die Jury, Bayern als Flächen-
staat in den Blick zu nehmen und Talen-
te zu wahrzunehmen, die außerhalb von
München und Nürnberg wirken.
Da künstlerische Karrieren imBereich
Tanz früh enden, kann ein Preis eine Er-
mutigung darstellen, in die Choreografie
zu wechseln. Dass ein Tänzer früh auch
choreografisch tätig wird, ist für mich ein
wichtiges Kriterium.
Ich höre immer wieder, dass junge
Künstler das Preisgeld verwenden, uman
weiteren Meisterkursen teilzunehmen.
Insofern kann der Preis eine wichtige In-
vestition in die Zukunft sein.
Außer staatlicher Förderung brauchen
Künstler – wie alle Bürger – bezahlba-
renWohnraum, in dem sie auchmal üben
können. Und im Bereich Musik mutige
Veranstalter, die nicht denken, dass die
Musikgeschichte um 1920 zu Ende ge-
gangen ist.
Dr. Robert Braunmüller,
Theaterwissenschaftler,
freier Autor, Kulturredakteur