Previous Page  17 / 52 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 17 / 52 Next Page
Page Background

17

»Die Kunst ist da wie die Liebe, die ersten Erfahrungen sind die prägenden.«

Was die Förderung durch Spezialpreise

anbetrifft, haben die Auswahlkriterien

eventuell stärker auf thematische Aus-

richtungen bzw. bestimmte Vorhaben

und Ziele zu fokussieren.   

Stets sollte die durchgängige künstle-

rische Substanz und Ernsthaftigkeit das

Hauptkriterium einer Förderung sein,

und – wie ich meine – nicht der manch-

mal auch noch so bestechende, exzent-

rische Einfall, der sich nicht selten als

»Eintagsfliege« entpuppt.

Dr. Michael Semff,

Kunsthistoriker, ehem. Direktor

Staatliche Graphische Sammlung

München

Es sollte sich ein eigenständiger und über-

zeugender künstlerischer Ansatz entwi-

ckelt haben, der Potenzial zu weiterer

Entfaltung und Entwicklung erkennen

lässt.

Die Auszeichnung mit dem Kunst-

förderpreis trägt nach meiner Erfahrung

erheblich dazu bei, in der Öffentlichkeit

wahr- und schließlich auch ernstgenom-

men zu werden.

Richard Vogl,

freischaffender Künstler

Literatur

Jury-Arbeit –wie ich sie verstehe – sollte

und muss immer in gewissen Maß selbst

kreativ sein.

Sie ist in erster Linie ein Bemühen um

Würdigung jedes einzelnen Textes in sei-

nen Eigenheiten. Sie versucht, möglichst

genau zu erfassen, was er bereits leistet

undworauf er damit zielt. Die Erkenntnis

einer ‚Förderungswürdigkeit‘ ergibt sich

dann aus einem doppelten Abgleich: sei-

ner Leistungenmit seinen Zielen und von

beidemzusammenmit anderer, schon be-

stehender Literatur. Wie spannend und

innovativ ist das Werk in diesem Pano-

rama? Wo könnte sich die jeweilige Au-

torin oder der Autor noch hin-entwickeln

– und will man sie oder ihn auf diesem

Weg ermutigen?

 Die Preisträger*innen äußern immer

wieder: Wichtig sei ihnen vor allem die

Anerkennung, die mit der Auszeichnung

und bereits mit einer Erwägung für die

Preise verbunden ist. Diese Anerkennung

versuchen wir in unserer Jury-Arbeit aus-

nahmslos allenKandidat*innen zu geben:

indemwir uns – lesend und diskutierend

– auf jeden ihrer Texte sehr intensiv ein-

lassen.

Dr. Pia Elisabeth Leuschner,

Lyrik Kabinett München

Die Kunst ist da wie die Liebe, die ersten

Erfahrungen sind die prägenden. Wahr-

scheinlich gehören Kunstförderpreise

für den Nachwuchs schon deshalb zu den

wichtigsten Maßnahmen, mit der die öf-

fentlicheHand junge Autorinnen undAu-

toren unterstützen und ermutigen kann.

Sie finden sich daher über Jahre in ihren

Biobibliographien. So ein Preis sagt: Wir

habenDich gesehen.Wir hebenDich her-

aus aus dem schnelllebigen Betrieb. Wir

glauben, dass Du schreiben sollst.

Es bleibt immer aufs Neue eine Her-

ausforderung, die Bücher herauszulesen,

die dieses Credo verdienen. Welches

Buch schafft es – und das ist das wich-

tigste – durch eigene Sprache und Ton

eine Welt zu erschaffen? Welches zeigt

künstlerischen Eigensinn und überrascht

damit? Findet für die vielen oft erzähl-

ten Geschichten eine neue Perspektive?

Und trägt ein Wasserzeichen des Hier

und Heute? Jurys, wenn sie gut sind,

entwickeln Schwarmintelligenz. Ergän-

zen sich in ihren Lektüren, stoßen sich

an verschiedenen Kriterien. Finden kei-

nen schalen Mittelweg, sondern wagen

radikale Lösungen, hinter der dann alle

stehen.

Dr. Katrin Lange,

Literaturhaus München