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Mehr Informationen zum Hackathon Coding da Vinci finden
Sie auf S. 20 oder unter
codingdavinci.de– das Projekt wird
dort unter
codingdavinci.de/projects/2019_sued/ways_162_to_die.html
präsentiert. Alle Jesuitentafeln können Sie
anschauen unter
download.codingdavinci.de/index.php/s/BwEl4m3YpsOCoWP?path=%2FBildmaterial_Jesuitenta-
feln_Landsberg_CC-BY
oder natürlich im Stadtmuseum
Landsberg:
museum-landsberg.deFoto: Stadtmuseum Landsberg am Lech
Jesuitentafel
sind hier die protestantischen bzw. calvinistischen Holländer.
Seit der Reformation ab 1555 verhärteten sich in Europa die
Fronten zwischen Katholiken und Protestanten bis zum Drei-
ßigjährigen Krieg. Den Holländern nun waren die Jesuiten ein
Dorn imAuge, weil sie am eifrigsten den katholischen Glauben
in der Welt verbreiteten und damit der ihrer Meinung nach
macht- und geldgierigen Kirche Zulauf verschafften.
WarumhabenMoureira und so viele seiner Glaubensbrüder ihr
Leben derart aufs Spiel gesetzt?
Anna Leiter: Der Grundsatz des Ordens lautet: »Alles zur grö-
ßeren Ehre Gottes«. Jesuit zu sein bedeutete, sich selbstlos für
den christlichen Glauben und seine Verbreitung in der Welt
einzusetzen und Dienst amNächsten zu tun. Gefahren nahmen
viele inKauf, dennReisenwar einAbenteuer, das Forschern und
Händlern vorbehaltenwar und die Jesuiten zu außergewöhnlich
welterfahrenen Pionieren machte.
Warum gibt es so viele dieser Tafeln – wo wurden sie gezeigt –
und wer sollte sie anschauen und lesen?
Anna Leiter: Die sechs Tafeln in der Sammlung des Stadtmu-
seums stammen aus der Zeit um 1700 und hingen ursprünglich
im Landsberger Jesuitenkolleg in einem zentralen Flur, den die
Pater und Novizen täglich passierten. Sie dienten dem Geden-
ken an Ordensmitglieder und sollten den Ordensnachwuchs
zu Opferbereitschaft erziehen. Viele Jesuiten steckten sich bei
der Krankenpflege mit der Pest an, starben auf gefährlichen
Überfahrten oder wurden von Einheimischen überfallen. Jeder
angehende Jesuit musste daher bereit sein, für denGlauben sein
Leben zu opfern.
Wie ist die missionarische Tätigkeit der Jesuiten zur Zeit der
Kolonialisierung aus heutiger Sicht zu bewerten?
Anna Leiter: Diemissionarische Tätigkeit der Jesuiten umfasste
zahlreiche Missionsgebiete mit unterschiedlichen lokalen Ge-
gebenheiten und Strategien. Ein allgemeines Urteil fällt daher
schwer. Einige Jesuiten folgten der fortschrittlichen »Akkomo-
dationsmethode«, die vorsah, sich denDenk- und Lebensweisen
eines Volkes anzupassen und das Christentum in sie zu integ-
rieren, anstatt ihnen zuwider zu handeln. Sie wurde zum ihrem
Erfolgsrezept, brachte ihnen aber auchÄrgermit der Kirche ein,
weil sie nicht rigoros genug gegen »heidnische Riten« vorgingen.
Andere konnten das europäisch-christlicheÜberlegenheitsden-
ken nicht abschütteln und gingen dominanter vor.
Die Jesuiten selbst waren nicht auf die Eroberung von Terri-
torium aus, sondern leisteten friedliche Überzeugungsarbeit
durch Bildung, Seelsorge undWissenstransfer. Sie waren auf die
Duldung durch Staatsmächte angewiesen. ImEndeffekt ging al-
lerdings meist mit der Überbringung des christlichen Glaubens
automatisch eine Kolonialisierung einher.