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Thema Kultur digital
der tiefgreifenden legitimatorischenKrise der liberalenDemo-
kratien. Um Fukuyama zu entgegnen: Die Geschichte scheint
sich gegen ihr Ende zu wehren.
Diese tiefgreifende Krise wird aktuell durch zwei wesent-
liche Entwicklungen beträchtlich verstärkt: Zum einen durch
die Globalisierung, also die zunehmend gestiegene weltwei-
te Interdependenz politischer Prozesse sowie deren massiv
gestiegene Komplexität, welche sich nationalstaatlich kaum
noch steuern und punktuell oftmals schwer erklären lässt; zum
anderen durch die Digitalisierung, also die transnationale di-
gitale Vernetzung, wodurch der demokratische Diskurs z. B.
durch die Entstehung von autonomen Teilöffentlichkeiten
(Echo-Kammern) oder die Erosion der traditionellen Gate-
keeper und deren epistemischer Filterfunktion (Fake News)
bedroht wird.
Dabei nimmt die öffentliche Beratung für eine funktionie-
rendeDemokratie eine zentrale Stellung ein: Eine wesentliche
(kulturelle) Bedingung einer vitalen Demokratie, die in der
Lage ist, wohlbegründete und kohärente Entscheidungen zum
Wohle der Bürgerschaft zu treffen, ist, dass der öffentlicheDis-
kurs eine permanente Begleitung und Kontrolle der Gesetzge-
bung und des Regierungshandelns sicherstellt. Dies setzt von
Seiten der Politik ein hohes Maß an Transparenz und Begrün-
dung der politischenPraxis voraus, von Seiten derMedien, dass
sie die entsprechenden Plattformen desMeinungsaustausches
zur Verfügung stellen und sich in ihrer Kommentierung nicht
instrumentalisieren lassen, und von Seiten der Bürgerschaft,
dass sie sich für diesen öffentlichen Meinungsaustausch inter-
essiert und sich an ihmbeteiligt. Die zunehmende Verlagerung
des Meinungsaustausches in wenig bis kaum regulierte soziale
Netzwerke und Online-Publikationen oft zweifelhafter Quali-
tät drängt in Deutschland den öffentlich-rechtlichen Rund-
funk, aber auch die Qualitäts-Print-Medien in die Defensive.
Die Internet-Kommunikation zeichnet sich im Vergleich zu