Table of Contents Table of Contents
Previous Page  3 / 52 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 3 / 52 Next Page
Page Background

|3 |

Prof. Dr. med. Marion Kiechle

Bayerische Staatsministerin für

Wissenschaft und Kunst

LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER,

seit Menschen denken, schaffen sie Kunst, machen sie

Musik, tanzen sie, dichten und erzählen sie. Klar ist: Kunst

ist ein kreativer Prozess, den Menschen mit besonderer Meis-

terschaft vollziehen. Warum und mit welchem Ziel sie das tun,

ist eine Frage, die immer wieder neu gestellt wird. Eine mög-

liche Antwort könnte ein signifikanter Zusammenhang von

Kunst und Gesundheit sein. Dass dazu auch wissenschaftlich

geforscht wird, interessiert mich als Ministerin für Wissen-

schaft und Kunst – und als Medizinerin – natürlich beson-

ders. Das Festival der bayerischen Städte, »kunst&gesund«,

will diesen Zusammenhang verstärkt in die kulturpolitische

Diskussion einbringen. aviso stellt dafür ein Forum bereit. Die

hier versammelten Beiträge zum Thema wollen Impulse set-

zen, um den gesellschaftlichen Stellenwert von Kunst zu stär-

ken: Kreatives Tun kann krank machende Prozesse verhindern,

kann helfen, den Herausforderungen des Lebens zu begegnen,

sogar heilend wirken – das erfahren Kunst- und Musikthera-

peuten tagtäglich bei ihrer Arbeit. Die Begegnung mit Kunst

stärkt Untersuchungen zufolge eine lebensbejahende Grund-

haltung, das Immunsystem, die Resilienz. Zu regelmäßigem

Kunstgenuss kann also nur geraten werden, wie der Titel emp-

fiehlt: Kunst =Medizin! Die bayerischen Museen, Konzertsäle,

Theater, Bibliotheken, Literaturhäuser und alle anderen Kultur­

einrichtungen erfüllen also auch einen Public Health Auftrag.

Neurobiologisch gesehen trifft ästhetisches Erleben auf das un-

ersättliche Bedürfnis des menschlichen Gehirns nach Neuem.

Einer evolutionsbiologischen These zufolge stellt Kunst einen

Selektionsvorteil dar. All diese Diskussionen gilt es aufmerk-

sam zu verfolgen. Fest steht: Kunst fordert uns heraus, darf

irritieren, provozieren, Ordnung stören – sie holt uns aus dem

Gewohnten heraus und regt uns dazu an, die Welt im »als ob«

der Kunst immer neu zu entwerfen.

aviso 2 | 2018

KUNST = MEDIZIN

EDITORIAL

Spielräume für die Phantasie! | Daniel J. Schreiber | Seite 34

Bringen Sie Ihr Gehirn öfter mal ins Museum | Rita de Muynck | Seite 28