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aviso 3 | 2015
RAUBKUNST UND RESTITUTION
RESULTATE
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Alexander Galdy
ist freier Journalist und lebt zurzeit im Allgäu. Davor
arbeitete er für verschiedene namhafte Magazine in München. Als Autor
befasst er sich am liebsten mit historischen Themen.
Die 8. Sporthistorische Konferenz Irsee
zur deutsch-israelischen
Fußballfreundschaft wurde von der Schwabenakademie Irsee veranstaltet
und geleitet von Akademiedirektor Dr. Markwart Herzog sowie Prof.
Dr. Manfred Lämmer von der Deutschen Sporthochschule Köln. Sporthis­
torische Tagungen und Buchveröffentlichungen gehören seit dem Jahr
2000 regelmäßig zum Akademieprogramm. Bisherige Höhepunkte waren
Konferenzen und Publikationen über die Kulturgeschichte des Ski-
sports, die Geschichte des Frauenfußballs, die »Gleichschaltung« des
Fußballs in der DDR und dem »Dritten Reich« oder die Erinnerungs-
kultur im Fußballsport.
DFB zu verdanken, schon bald nach dem Zweiten
Weltkrieg in die FIFA aufgenommen zu werden;
eine wichtige Voraussetzung für das »Wunder von
Bern« 1954.
Sportliche Beziehungen vor dem diplomatischen
Austausch
Zu dieser Zeit war das Verhältnis zwischen der
Bundesrepublik und Israel schwierig. Nach dem
Krieg und der Gründung der beiden neuen Staaten
gab es einen tiefen Graben zwischen den Ländern
der Täter und der Opfer. Bis 1965 pflegten diese
keine diplomatischen Beziehungen untereinander.
Allerdings gab es immer wieder Bemühungen um
einen sportlichen Austausch. Fußballspiele zwi-
schen deutschen und israelischen Mannschaften
blieben zwar vorerst aus, aber zwischen 1958 und
1965 kamen die meisten nicht deutschen Teilneh-
mer an Trainerlehrgängen in der BRD aus Israel.
Bis es zu einemAufeinandertreffen auf demRasen
kam, dauerte es aber noch.
Das erste Länderspiel
Erst 1969 kam es in Israel zwischen Bayern Hof
und Hapoel Nahariya zum ersten Mal zu einem
deutsch-israelischen Fußballspiel. Noch im selben
Jahr folgte der Durchbruch bei den Sportbeziehun-
gen. Am 2. September 1969 trafen sich in Frechen
erstmals deutsche und israelische Fußballer zu
einem Länderspiel. Das Spiel mit dem Endergeb-
nis von 1:1 war ein Meilenstein für die sportliche
Verbundenheit beider Länder.
WEITERE WICHTIGE SPIELE
folgten. Besonderes
Engagement bewies Borussia Mönchengladbach.
Ab 1970 absolvierte der Verein 27 Spiele in Israel.
Dabei stand das erste gegen die israelische Natio-
nalmannschaft zunächst unter keinem guten Stern.
Aus Angst vor einemAnschlag flogen »die Fohlen«
geheim in einer Maschine der deutschen Luftwaffe
ohne Herrschaftszeichen nach Israel. Trotz eines 6:0
Kantersieges gegen die Heimmannschaft avancierte
Gladbach zum beliebtesten Fußballverein in Israel. Danach folgten
immer mehr Bundesligavereine und Mannschaften des DFB dem Glad-
bacher Vorbild. Allein die deutsche Jugendnationalmannschaft spielte
55 Mal gegen die israelische Fußballauswahl; so oft wie kein anderes Team.
Es wurde aber nicht nur gekickt. Deutsche Trainer stellten in der Folge-
zeit verstärkt ihr Wissen in Israel zur Verfügung. Auf der anderen Seite
besuchten immer mehr Israelis in Deutschland Sportschulen. Diese Kon-
takte sorgten für eine immer engere wirtschaftliche Zusammenarbeit
zwischen beiden Ländern. Daraus resultierten wiederum Beiträge zur
politischen Vertrauensbildung.
Deutsche Fußballer in Yad Vashem
Der DFB arbeitet weiter an den deutsch-israelischen Beziehungen. Seit
2008 reist jedes Jahr die U18-Nationalmannschaft nach Israel. Auf dem
Programm steht der Besuch der Holocaust-Gedenkstätte »Yad Vashem«,
um ein Zeichen dafür zu setzen, dass Deutschland seine Vergangenheit
nicht vergessen hat.
DIE DEUTSCH-ISRAELISCHE
Fußballfreundschaft beweist, dass sich
Völker auch nach den schlimmsten Verbrechen wieder annähern kön-
nen. Die Gegenwart mit all ihren Konflikten weltweit zeigt aber auch,
dass der Sport allzu große Erwartungen nicht erfüllen kann. Ein unter-
stützendes Moment bleibt er allemal.
links
Helmut Grashoff
(langjähriger Manager
von Borussia
Mönchengladbach, l.)
und Emanuel
Schaffer (r.) in Jerusa-
lem, Aufnahmedatum
unbekannt.
daneben
Professsor
Dr. Moshe Zimmer-
mann ist Sozialhistori-
ker am Richard
Koebner Minerva
Center for German
History an der
Hebräischen Univer-
sität Jerusalem.
Fotos Markwart Herzog | Schwabenakademie Irsee
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