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Worauf ich mich freue
– »Das intelligente
Museum«
Worauf ich mich freue
© ZKM | Karlsruhe, Foto: Daniel Heis
Andreas Gundelwein
Museumsbesuche sind meistens unter-
haltsam, oft spannend, im Idealfall auch
lehrreich –man nimmt immer etwas mit.
Aber wie wäre es, als Besucher einmal et-
was »dort« zu lassen, mit der Ausstellung
zu interagieren und sie selbst zu verän-
dern? Diese Idee hat uns nicht losgelas-
sen – »uns«meint in diesemFall Andreas
Gundelwein vom Deutschen Museum in
München und seine Projektpartner vom
Zentrum für Kunst undMedien (ZKM) in
Karlsruhe. Gemeinsam haben wir daher
das Konzept für ein »intelligentes Mu-
seum« entwickelt: Interaktive und mit
künstlicher Intelligenz (KI) ausgestat-
tete Exponate und Installationen sollen
genau das künftig leisten: mit dem Pub-
likum interagieren, sich verändern, die
Ausstellung einem ständigenWandel un-
terwerfen, Besucher mitgestalten lassen
und zu Beteiligten machen. Umgesetzt
werden soll dieses Projekt ab kommen-
dem Jahr in der neuen Zweigstelle des
Deutschen Museums in Nürnberg, dem
ZUKUNFTSMUSEUM.
Damit wird ein neuartiges Experimentier-
feld für Künstler eröffnet, die mit quell-
offenen Algorithmen des maschinellen
Lernens experimentieren und digitale
Kunstwerke schaffen.Dieses können inter-
aktive audiovisuelle Installationen, gene-
rativeVideos, Datenvisualisierungen oder
-verklanglichungen, Klangkunst, Musik
oder web- bzw. textbasierte Kunst sein.
Parallel dazu sollen datengetriebene Ap-
plikationen entstehen, welche die Inter-
aktionen der Museumsbesucher mit den
digitalenKunstwerken analysieren sollen,
um gewissermaßen zur Optimierung der
Ausstellung beizutragen. Damit wird ein
völlig neuartiges und interaktives musea-
les Erlebnis geschaffen: Besucher wirken
bewusst und unbewusst bei der Entwick-
lung von Ausstellungen mit und werden
Teil des Prozesses. Damit betritt das ZU-
KUNFTSMUSEUMzusammen mit dem
ZKMKarlsruhe museales Neuland.
Ein Beispiel dafür, wie so etwas aussehen
könnte, ist die künstlerische 360°-Vi-
deoarbeit
FLICK_KAi
von Daniel Heiss
(2018, s. Abbildung): Die künstliche In-
telligenz der Maschine entwickelt aus
zigtausenden Bildern realer Museums-
besucher fotorealistische Imitationen. So
entstehen aus Fotografien der Besucher
Bilder »neuer, quasi idealer Museums-
besucher«, generiert als vollkommen
künstliche, nicht-existente »Durch-
schnittsbesucher«.
Die Ideen undWerke werden imRahmen
künstlerischer Wettbewerbe entwickelt
und nachfolgend in Nürnberg und Karls-
ruhe ausgestellt. Ein erster Schritt hierzu
wird im Herbst dieses Jahres ein künst-
lerisch-wissenschaftliches Symposium in
Karlsruhe sein. Dabei werden der aktuelle
Stand künstlerischer KI-Technik undmu-
sealer Besucherforschung diskutiert und
ein neues genre- und gattungsübergrei-
fendes Artist-in-Residence-Programm
vorgestellt. Finanziert wird das Projekt
»Das intelligente Museum« über eine
Förderung der Kulturstiftung des Bundes
in Höhe von 880.000 Euro.
Dr. Andreas Gundelwein ist Geowissen-
schaftler und hat sich bei unterschiedlich-
en Ausstellungsvorhaben und Projekten
in der Wissenschaftsvermittlung engagiert.
Nach Stationen im Harz, in Potsdam, Berlin,
Hamburg und Lindau ist er seit 2014 Mit-
glied der Museumsleitung des Deutschen
Museums München und dort für den
Bereich Ausstellungen und Sammlungen
zuständig. Der Aufbau der neuen Zweig-
stelle des Deutschen Museums in Nürnberg,
des ZUKUNFTSMUSEUMS ist dabei sein
Herzensanliegen.
Diese Bilder hat der Künstler Daniel Heiss mit Hilfe von KI erzeugt, die auf der Analyse von Fotos von
Museumsbesucher*innen basiert. Der StyleGAN-Algorithmus, der zur Erzeugung dieser Bilder verwen-
det worden ist, wurde von Tero Karras, Samuli Laine und Timo Aila bei NVIDIA entwickelt.