Previous Page  9 / 52 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 9 / 52 Next Page
Page Background

9

Worauf ich mich freue

– »Das intelligente

Museum«

Worauf ich mich freue

© ZKM | Karlsruhe, Foto: Daniel Heis

Andreas Gundelwein

Museumsbesuche sind meistens unter-

haltsam, oft spannend, im Idealfall auch

lehrreich –man nimmt immer etwas mit.

Aber wie wäre es, als Besucher einmal et-

was »dort« zu lassen, mit der Ausstellung

zu interagieren und sie selbst zu verän-

dern? Diese Idee hat uns nicht losgelas-

sen – »uns«meint in diesemFall Andreas

Gundelwein vom Deutschen Museum in

München und seine Projektpartner vom

Zentrum für Kunst undMedien (ZKM) in

Karlsruhe. Gemeinsam haben wir daher

das Konzept für ein »intelligentes Mu-

seum« entwickelt: Interaktive und mit

künstlicher Intelligenz (KI) ausgestat-

tete Exponate und Installationen sollen

genau das künftig leisten: mit dem Pub-

likum interagieren, sich verändern, die

Ausstellung einem ständigenWandel un-

terwerfen, Besucher mitgestalten lassen

und zu Beteiligten machen. Umgesetzt

werden soll dieses Projekt ab kommen-

dem Jahr in der neuen Zweigstelle des

Deutschen Museums in Nürnberg, dem

ZUKUNFTSMUSEUM.

Damit wird ein neuartiges Experimentier-

feld für Künstler eröffnet, die mit quell-

offenen Algorithmen des maschinellen

Lernens experimentieren und digitale

Kunstwerke schaffen.Dieses können inter-

aktive audiovisuelle Installationen, gene-

rativeVideos, Datenvisualisierungen oder

-verklanglichungen, Klangkunst, Musik

oder web- bzw. textbasierte Kunst sein.

Parallel dazu sollen datengetriebene Ap-

plikationen entstehen, welche die Inter-

aktionen der Museumsbesucher mit den

digitalenKunstwerken analysieren sollen,

um gewissermaßen zur Optimierung der

Ausstellung beizutragen. Damit wird ein

völlig neuartiges und interaktives musea-

les Erlebnis geschaffen: Besucher wirken

bewusst und unbewusst bei der Entwick-

lung von Ausstellungen mit und werden

Teil des Prozesses. Damit betritt das ZU-

KUNFTSMUSEUMzusammen mit dem

ZKMKarlsruhe museales Neuland.

Ein Beispiel dafür, wie so etwas aussehen

könnte, ist die künstlerische 360°-Vi-

deoarbeit

FLICK_KAi

von Daniel Heiss

(2018, s. Abbildung): Die künstliche In-

telligenz der Maschine entwickelt aus

zigtausenden Bildern realer Museums-

besucher fotorealistische Imitationen. So

entstehen aus Fotografien der Besucher

Bilder »neuer, quasi idealer Museums-

besucher«, generiert als vollkommen

künstliche, nicht-existente »Durch-

schnittsbesucher«.

Die Ideen undWerke werden imRahmen

künstlerischer Wettbewerbe entwickelt

und nachfolgend in Nürnberg und Karls-

ruhe ausgestellt. Ein erster Schritt hierzu

wird im Herbst dieses Jahres ein künst-

lerisch-wissenschaftliches Symposium in

Karlsruhe sein. Dabei werden der aktuelle

Stand künstlerischer KI-Technik undmu-

sealer Besucherforschung diskutiert und

ein neues genre- und gattungsübergrei-

fendes Artist-in-Residence-Programm

vorgestellt. Finanziert wird das Projekt

»Das intelligente Museum« über eine

Förderung der Kulturstiftung des Bundes

in Höhe von 880.000 Euro.

Dr. Andreas Gundelwein ist Geowissen-

schaftler und hat sich bei unterschiedlich-

en Ausstellungsvorhaben und Projekten

in der Wissenschaftsvermittlung engagiert.

Nach Stationen im Harz, in Potsdam, Berlin,

Hamburg und Lindau ist er seit 2014 Mit-

glied der Museumsleitung des Deutschen

Museums München und dort für den

Bereich Ausstellungen und Sammlungen

zuständig. Der Aufbau der neuen Zweig-

stelle des Deutschen Museums in Nürnberg,

des ZUKUNFTSMUSEUMS ist dabei sein

Herzensanliegen.

Diese Bilder hat der Künstler Daniel Heiss mit Hilfe von KI erzeugt, die auf der Analyse von Fotos von

Museumsbesucher*innen basiert. Der StyleGAN-Algorithmus, der zur Erzeugung dieser Bilder verwen-

det worden ist, wurde von Tero Karras, Samuli Laine und Timo Aila bei NVIDIA entwickelt.