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Eva Deinert ist Innovationsmanagerin und Digitaljournalistin

im Referat Digitale Entwicklungen und Social Media des

Bayerischen Rundfunks. Sie verantwortet digitale Pilotprojekte

und entwickelt als Social-Media-Beraterin Formate und

Strategien für verschiedene Fachredaktionen des BR.

Matthias Leitner leitet für den Bayerischen Rundfunk das

Story-

telling Lab story : first.

Im März 2016 ist das Buch

story : now – Ein Handbuch für digitales Erzählen

erschienen.

matthias-leitner.de/about/

Vier Monate, mehr als 15.000 Nutzerinnen und Nutzer, mehr

als 250 verschickteNachrichten in Bild, Text, Video und Audio,

über 100 Archivbilder, tausende Nachrichten aus aller Welt:

Das war das Messenger-Projekt »Ich, Eisner!«.

Vom 14. Oktober 2018 bis 27. Februar 2019 hat Kurt Eis-

ner, Anführer der Revolution von 1918 und erster Bayerischer

Ministerpräsident des Freistaat Bayern, seine Geschichte auf

die Mobiltelefone unserer Nutzer*innen geschickt – quasi in

Echtzeit, nur 100 Jahre später:

Wer war Kurt Eisner? Was hat ihn bewegt? Was an der Ge-

schichte ist noch heute aktuell und wichtig? In persönlichen

Nachrichten als Text, Audio, Video undmit vielen historischen

Bildern nahmKurt Eisner höchstpersönlich die Empfänger der

Nachrichten an die Hand. Die Texte basierten auf historischen

Recherchen und orientierten sich eng an Originaltexten wie

Zeitzeugenberichten, Protokollen der Ministerratssitzungen

sowie Eisners eigenen Texten und Reden. Zugleich nahm sich

das Projekt auch die Freiheit, Kurt Eisner als Figur der Ge-

schichte emotional und atmosphärisch zu verdichten – imStile

eines digitalen Biopics.

Heute – 100 Jahre später – ist die Welt zwar eine ande-

re, doch vieles, was Eisner und seine revolutionären Mitstrei-

ter*innen imdamaligen Bayern erreicht haben, hat immer noch

Bestand: Unter seiner Regierung wurden u. a. das Frauenwahl-

recht, der Acht-Stunden-Tag und die Kündigungsfrist einge-

führt. Auch viele Diskussionen und Phänomene unserer Zeit

haben imMünchen vor 100 Jahren schon für Aufregung gesorgt:

Fake News, bürgerlicher Nationalismus und Fremdenfeind-

lichkeit waren auch damals beständige Herausforderungen der

Zivilgesellschaft. In Eisners Messenger-Nachrichten werden

diese Bezüge lebendig.

Unterstützt wurden wir als Autorenteam des Bayerischen

Rundfunks vonMuseen und Archiven wie von der Bayerischen

Staatsbibliothek, dem Haus der bayerischen Geschichte, dem

Münchner Stadtarchiv und den Staatlichen Archiven Bayerns.

Neben historischer Expertise und Begleitung haben unsere Ko-

operationspartner spannendes Archivmaterial für »Ich, Eis-

ner!« zur Verfügung gestellt, mit dem wir die Chance hatten,

die Vergangenheit wirklich lebendig werden zu lassen. Mehr als

15.000 Menschen haben die Geschichte von Kurt Eisner ver-

folgt und damit bewiesen, dass digitale Erzählprojekte sich ideal

eignen, um neue Zugänge zu unserer Vergangenheit zu finden.

Storytelling im Netz

»ICH, EISNER!« –

REVOLUTION IN

ECHTZEIT