Künstlerförderung Kunstförderpreise 2021 in der Sparte „Literatur“ für junge Schriftstellerinnen und Schriftsteller
Kunstminister Bernd Sibler hat Anfang Oktober vier Preisträgerinnen und Preisträger der Kunstförderpreise 2021 in der Sparte „Literatur“ bekanntgegeben. „Die vier Nachwuchsschriftstellerinnen und -schriftsteller stellen mit ihren unterschiedlichen künstlerischen Ausrichtungen, Interessen und Schwerpunkten einen bunten Querschnitt der facettenreichen jungen Literaturszene im Freistaat dar“, erklärte Sibler.
Den Kunstförderpreis in der Sparte „Literatur“ erhalten in diesem Jahr Martin Dolejš, aus München für seinen All Age/Jugendroman „Im Land der weißen Schokolade“ (2021), Markus Ostermair aus München für seinen Debütroman „Der Sandler“ (2020), Alke Stachler aus Augsburg für ihre beiden Lyrikbände „Dünner Ort“ (2016) und „Geliebtes Biest“ (2019) und Tobias Roth aus München für sein übersetzerisches Werk „Welt der Renaissance“ (2020). Das gab Kunstminister Bernd Sibler Anfang Oktober in München bekannt.
„Mit dem Kunstförderpreis in der Sparte Literatur würdigen wir das herausragende Talent unserer Nachwuchsschriftstellerinnen und -schriftsteller im Freistaat. In ihren Werken nehmen sie ihre Leserinnen und Leser mit auf eine abenteuerliche Flucht in den Westen, konfrontieren sie mit sozialkritischen Themen, verzaubern mit mythisch geprägten Sprachbildern und skizzieren großflächige Epochenübersichten. Sie stellen mit ihren unterschiedlichen künstlerischen Ausrichtungen, Interessen und Schwerpunkten einen bunten Querschnitt der facettenreichen jungen Literaturszene im Freistaat dar. Ich gratuliere den Preisträgerinnen und Preisträgern ganz herzlich zu ihrem Erfolg!“, sagte Kunstminister Sibler. Besonders erfreut zeigte sich Sibler darüber, dass die Auswahl der Jury mit einem Roman, einem Jugendroman, zwei Lyrikbänden und einem übersetzerischen Werk ein breites Spektrum von Gattungen und Genres abdeckt.
Bis zu 16 Bayerische Kunstförderpreise in vier Sparten
Jedes Jahr verleiht der Freistaat bis zu 16 Kunstförderpreise in den vier Sparten „Musik“, „Bildende Kunst“, „Darstellende Kunst (inkl. Tanz)“ sowie „Literatur“. Die in der Sparte „Literatur“ ausgezeichneten Schriftstellerinnen und Schriftsteller werden von einem 12-köpfigen Fachgremium vorgeschlagen. Die Preise für Einzelkünstlerinnen und -künstler sind mit je 6.000 Euro dotiert. Der Bayerische Kunstförderpreis in der Sparte „Literatur“ soll begabte Nachwuchsautorinnen und -autoren, die bereits durch literarische Veröffentlichungen hervorgetreten sind, auf ihrem eingeschlagenen Weg bestärken und sie zur weiteren schriftstellerischen Entwicklung ermutigen. Neu hinzugekommen ist in diesem Jahr ein vierter Preis in der Sparte Literatur, der für die literarische Übersetzung vorgesehen ist.
Die Preisträgerinnen und Preisträger der „Bayerischen Kunstförderpreise 2021“ in der Sparte „Literatur“
Martin Dolejš
Martin Dolejš wurde 1969 in der ČSSR geboren. Seine Eltern flüchteten 1980 mit ihm über Jugoslawien und Österreich nach Baden-Württemberg. Nach einem Magister der Neueren Deutschen Literaturgeschichte und Filmwissenschaft in Erlangen machte er sein Drehbuchdiplom an der Drehbuchakademie der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb). Dort bekam er das Columbia Masterclass Stipendium. In Berlin nahm er auch an der Sommerakademie „Drehbuchschreiben für Kinderfilme“ teil. Sein in diesem Rahmen entwickeltes Drehbuch „Stella und der Stern des Orients“ kam 2009 ins Kino und gewann den Golden Sprockets Award Best Feature Film beim Toronto int. film festival for children und den "Best Of The Fest Award" beim Chicago International Children’s Film Festival. Seit 1998 arbeitet er als freier Drehbuchautor und lebt in München. Die Jury würdigt vor allem, dass der Autor mit dem All Age/Jugendroman „Im Land der weißen Schokolade“, erschienen 2021 im Magellan Verlag, Bamberg, ein interessantes Stück Zeitgeschichte, die sonst selten in der Kinder- und Jugendliteratur vertreten sei, mit viel Humor literarisch gestaltet habe.
(Foto: privat)
Markus Ostermair
Markus Ostermair, geboren 1981 in Pfaffenhofen an der Ilm, absolvierte nach der Schulzeit eine kaufmännische Ausbildung. Seinen Zivildienst leistete er an der Bahnhofsmission München. Zur Literatur kam er lesend auf dem zweiten Bildungsweg und beim Reisen per Anhalter durch Europa, schreibend gegen Ende seines Studiums der Germanistik und Anglistik. Ostermair wurde von der Jury für seinen Debütroman „Der Sandler“, dessen Entstehung durch die Bayerische Akademie des Schreibens begleitet wurde, erschienen 2020 beim Osburg Verlag Hamburg, für einen der Kunstförderpreise in der Sparte Literatur vorgeschlagen. Der Roman zum Thema der Obdachlosigkeit überzeugte vor allem wegen seiner schlüssigen Erzählweise, der ausgefeilten Sprache und des besonderen Detailreichtums. Die Jury würdigte außerdem die starke und bleibende Wirkung des Romans auf den Leser. Der Roman liegt mittlerweile in der 4. Auflage vor. Seit Mai 2021 gibt es den Roman auch als Sonderdruck von der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit für die Verwendung an Schulen. Bei Finch&Zebra wird demnächst ein ungekürztes Hörbuch erscheinen, das von Thomas Loibl eingelesen wird.
(Foto: Fabian Frinzel)
Tobias Roth
Tobias Roth, der derzeit in München lebt, wurde 1985 in München geboren und studierte Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaften und Kunstgeschichte in Freiburg und Berlin. Von 2013 bis 2016 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sonderforschungsbereich 644 Transformation der Antike, 2017 wurde er mit einer Arbeit über die Sonette Giovanni Pico della Mirandolas an der Humboldt-Universität zu Berlin promoviert. Roth war vielseitig als Kulturjournalist und Wissenschaftler tätig, betreute eine Seite zur zeitgenössischen Lyrik, veröffentlichte Rezensionen und Essays im Lyrikportal Signaturen und war als Herausgeber im Bereich der Renaissance-Forschung tätig. Er hat mehrere wissenschaftliche Schriften zu literaturhistorischen Themen veröffentlicht, tritt allerdings hauptsächlich als Lyriker, Übersetzer und Essayist in Erscheinung, insbesondere mit spektakulären Lyrik-Installationen im öffentlichen Raum. Roth ist Gründungsgesellschafter des Verlages „Das Kulturelle Gedächtnis“, dessen erstes 2020 und 2021 mit dem Deutschen Verlagspreis ausgezeichnet wurde. Als Übersetzer nahm er am Versschmuggel im Rahmen des Poesiefestivals (2017) sowie bei der Poesie der Nachbarn im Künstlerhaus Edenkoben (2019) teil, und war Mentor beim Hieronymus-Programm des Deutschen Übersetzerfonds (2018). Roth wurde von der Jury für sein übersetzerisches Werk „Welt der Renaissance“, erschienen 2020 beim Galiani-Verlag, Berlin, und seither von Presse und Fachleuten als Opus Magnum gefeiert, für den Kunstförderpreis in der Sparte Literatur vorgeschlagen. Die Jury würdigt vor allem die sprachliche Vielfalt bei der Übertragung. Tobias Roth erschließe den Lesern die Vielfalt der italienischen Renaissance und lasse die Leser auch die Sprach- und Denkentwicklung über drei Jahrhunderte nachvollziehen.
(Foto: Axel Gundermann/yearroundmunich)
Alke Stachler
Alke Stachler, 1984 in Timişoara/Rumänien geboren, lebt in Augsburg. Von 2004 bis 2010 studierte sie Kunstgeschichte, Englische und Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der dortigen Universität. Seit 2011 ist sie als Autorin und Lektorin tätig. Ihre Prosa- und Lyrikwerke veröffentlicht sie in Zeitschriften und Anthologien. Bei LITERATUR UPDATE 2014 im Rahmen des bayernweiten Musikfestes Lokalklang trat sie mit Gedichten zu Gemälden von Paul Klee an. Zusammen mit Antonia Spohr, Tobias Roth und Gwydion Enbarr wurde sie als Preisträgerin der Literaturstiftung Bayern ausgezeichnet. 2017 erhielt sie den Kunstförderpreis der Stadt Augsburg, 2018 für die Arbeit an ihrem zweiten Gedichtband ein Arbeitsstipendium des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst. Ihre Sprache sei – so die Jury – kraftvoll und rhythmisch und löse aufstörende und eindringliche Bilder aus, die an Träume, Märchen und Mythen erinnerten und eine sprachmagische Wirkung entfalteten, der man sich nicht entziehen könne. Beide Gedichtbände erschienen bei der edition mosaik in Salzburg.
(Foto: privat)
Weitere Informationen
Stand: 4. Oktober 2021 / Bildnachweis: Markus Ostermair: Fabian Frinzel