aviso - Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst in Bayern - page 9

aviso 3 | 2015
RAUBKUNST UND RESTITUTION
BAYERNS VERBORGENE SCHÄTZE
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existierten damals mehr unterschiedliche Grundbaupläne
als heute. In Ettling gab es Schmelzschupper mit massiven,
rautenförmigen Schuppen ebenso wie moderne Strahlen-
flosser, die Teleostei, die heutzutage rund 96 % aller Fische
ausmachen. Damals gab es auch zahlreiche Fische, die zwi-
schen diesen beiden Gruppen vermitteln und ein evolutionä-
res Kontinuum bilden. Von diesen Gruppen waren vor allem
die Schnabelfische (Aspidorhynchiformes), die Pflasterzahn-
fische (Pycnodontiformes) und die Besenfische (Amiiformes)
in Ettling häufig.
TELEOSTEI KENNT MAN
seit rund 200 Millionen Jahren.
In der Oberen Jurazeit, vor rund 150 Millionen Jahren, sind
wir jedoch in der Zeit, in der die Teleostei die Grundlage
ihrer späteren Diversität legen. Äußerlich sehen sie sich alle
ähnlich: heringsförmig, mal größer, mal kleiner. Aber die
innere Anatomie hat es in sich. Es tauchenMerkmale auf, die
heutzutage ganz verschiedene Teleostei-Gruppen kennzeich-
nen. Die Funde aus den bayerischen Plattenkalken ermögli-
chen einen weltweit einmaligen Blick in diesen bedeutenden
Abschnitt der Teleostei-Evolution. Dem Steinbruch Ettling
kommt aufgrund seiner hohen Zahl neuer Arten in diesem
Zusammenhang besondere Bedeutung zu.
Die neuen Fischarten werden untersucht und ihre charakte-
ristischen Merkmale beschrieben. Diese Merkmalsliste und
der neugewählte Name der Fischart werden in einer Fachzeit-
schrift veröffentlicht. Der Holotyp, also das Exemplar, das der
Beschreibung zugrunde liegt, muss auf Dauer der Forschung
als Vergleichsmaterial zur Verfügung stehen. Diese Untersu-
chungen sind Grundlage für zahlreiche weitergehende For-
schungsprojekte zur Evolution der Fische und für biomecha-
nische und ökologische Fragestellungen.
DIE BESTEN FUNDE
der Grabung sind im Jura-Museum
Eichstätt zu sehen. Informationen zur Plattenkalkforschung
gibt es unte
© Jura-Museum Eichstätt
oben
Besenfisch Amiopsis lepidota.
darunter
Moderner Strahlenflosser Thrissops formosus
mit Farberhaltung.
darunter
Holotypus des Schmelzschuppers Macrosemimimus fegerti.
unten
Kleiner Vertreter der Teleostei mit Beutefisch im Maul.
Dr. Martina Kölbl-Ebert
ist die Leiterin des Jura-Museums
Eichstätt, eines Regionalmuseums der Staatlichen Naturwissen-
schaftlichen Sammlungen Bayerns in Trägerschaft des
Bischöflichen Seminars Eichstätt.
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