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aviso 3 | 2015
RAUBKUNST UND RESTITUTION
COLLOQUIUM
Ministerialrätin Dr. Elisabeth Geuß
ist
im Bayerischen Staatsministerium
für Bildung und Kultus, Wissenschaft und
Kunst Referentin im Bereich Museen
und BU.
immensen Archivbestände Bayerns tatsächlich relevantes Datenmaterial enthalten.
Daneben werden die beteiligten Einrichtungen die Erschließung und Digitalisie-
rung ihrer eigenen Aktenbestände vorantreiben, um eine umfassende Überprü-
fung der eigenen Bestände zu ermöglichen.
2. Die beteiligten Provenienzforscher werden einen internen digitalen Arbeitsraum
zur Provenienzforschung in Bayern einrichten, in dem relevante Daten (Inventare,
Akten, Archivalien, Dossiers, Fallentscheidungen, Literatur) für alle angeschlosse-
nen Forscher verfügbar sind. Die Einsicht in bereits laufende oder abgeschlosse-
ne Restitutionsfälle erleichtert die Provenienzforschung in anderen Häusern, da
Fälle verfolgungsbedingter Entziehung von Kulturgut häufig Querverbindungen
zu anderen Fällen aufweisen und mehrere Einrichtungen betreffen können.
3.Die Provenienzforschung soll in Lehre und Ausbildung gestärkt werden. Pro-
venienzforschung wird derzeit in Bayern von einigen wenigen Spezialisten
betrieben, überwiegend imBereich der staatlichenMuseen. Der Forschungsbedarf
und die zu bewältigenden Aufgaben sind
aber gerade im Flächenstaat Bayern, wo
die Provenienzforschung imBereich der
nichtstaatlichenMuseen erst amAnfang
steht, groß. Hier werden noch viel mehr
Wissenschaftler – primär Kunst- und
Zeithistoriker – benötigt, die über die
erforderlichen digitalen und analogen
Recherchekompetenzen verfügen. Das
Wissen umVorgänge und Strukturen des
Vermögensentzugs muss daher an Stu-
dierende vermittelt werden. Das Interes-
se der Studierenden an entsprechenden
Lehrveranstaltungen ist groß und wird
angesichts der erheblichen Präsenz, die
das Thema mittlerweile in allenMedien
gewonnen hat, sicherlich weiter steigen.
An der Ludwig-Maximilians-Universität
München und dem Zentralinstitut für
Kunstgeschichte (die seit 2012 durch
eine Kooperation verbunden sind) soll
in Zusammenarbeit mit dem Institut
für Zeitgeschichte und den Bayerischen
Staatsgemäldesammlungen ein kontinu-
ierliches Lehrangebot aufgebaut werden.
An den staatlichen bayerischenMuseen
wird darüber hinaus ein spezielles Volon­
tariat für Provenienzforschung entste-
hen. Angestrebt sind auch Lehreinheiten
zur Provenienzforschung im Rahmen
der Bibliothekarsausbildung, um die
Sensibilität der Bibliothekare im Um-
gang mit den Altbeständen zu erhöhen.
Der Forschungsverbund ist offen für
den Beitritt weiterer Einrichtungen. Wir
gedenken in diesem Jahr des Endes der
nationalsozialistischen Gewaltherrschaft
vor 70 Jahren. Nur wenn alle betroffe-
nen Stellen ihre Anstrengungen bün-
deln, wird es gelingen, dem Washing-
toner Übereinkommen noch vor dem
100. Jahrestag der Kapitulation Nazi-
Deutschlands in vollem Umfang Rech-
nung zu tragen.
links
Max Pechstein, »Weißes Haus«, 1910,
Aquarell und Bleistift, 14 x 11cm.
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