Pressemitteilung Nr. 083 vom 11.05.2022 PRO MERITIS SCIENTIAE ET LITTERARUM: Blume: „Eine Instanz im literarischen sowie im jüdisch-geistigen Leben“

Staatsminister Blume händigt Auszeichnung des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst an Literaturwissenschaftlerin Dr. Rachel Salamander aus

MÜNCHEN. Wissenschafts- und Kunstminister Markus Blume hat die Literaturwissenschaftlerin, Buchhändlerin und Publizistin Dr. Rachel Salamander am Dienstagnachmittag mit der Auszeichnung PRO MERITIS SCIENTIAE ET LITTERARUM des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst geehrt.

Wissenschafts- und Kunstminister Markus Blume: „Dr. Rachel Salamander ist eine vorbildliche und einflussreiche Mittlerin im Umgang der deutschen Gesellschaft mit dem Thema Judentum, der teilweise leider noch heute von Scheu und Unsicherheit geprägt ist: Als Autorin, Buchhändlerin, Publizistin, Wissenschaftlerin, Verlagsberaterin, Bibliographin und Veranstaltungsorganisatorin hat sie ihr Leben lang um Völkerverständigung und gegen den Antisemitismus gekämpft – stets mit unbändiger Liebe zur Literatur, die ihr Lebensthema ist. Damit ist sie eine Instanz im literarischen sowie im jüdisch-geistigen Leben geworden.“

Der Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe Dr. Ludwig Spaenle: „Dr. Rachel Salamander ist eine der großen jüdischen Stimmen Deutschlands. Sie ist eine brillante Intellektuelle, die sich durch ein herausragendes gesellschaftspolitisches Engagement auszeichnet. Für jemanden wie Dr. Salamander wurde die Auszeichnung Pro Meritis geradezu geschaffen!“

Dr. Rachel Salamander wurde in einem Durchgangslager für Überlebende des Holocaust geboren und verbrachte ihre frühe Kindheit in einem Lager für „Displaced Persons“ in Föhrenwald. Nach der Auflösung des Lagers und der Umsiedelung nach München musste Salamander, deren Muttersprache Jiddisch war, erst die deutsche Sprache lernen, um sich in der deutschen Gesellschaft zurecht zu finden.

Das Lesen eröffnete Salamander einen neuen Blick auf sich selbst und ihre Welt. Die Literatur wurde für sie Anker und Wegweiser – das Mittel, um die Welt zu begreifen. Einen öffentlich sichtbaren Wegweiser stellte Salamander 1982 mit der Eröffnung ihrer „Literaturhandlung“ auf: Mit dieser Fachbuchhandlung für jüdische Literatur und Publikationen zum Judentum holte sie jüdische Autorinnen und Autoren zurück in das literarische Bewusstsein und Leben der deutschen Gesellschaft.

Darüber hinaus wurde die „Literaturhandlung“, die heute Filialen in ganz Deutschland hat, dank eines umfangreichen Veranstaltungsprogramms ein Zentrum deutsch-jüdischer Begegnung und des Austauschs, in dem Vorurteile und Fremdheitsgefühle abgebaut wurden. Die „Literaturhandlung“ wurde eine Institution, die die jüdische Kultur nicht nur in der deutschen Vergangenheit verankert, sondern einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung einer gemeinsamen Gegenwart und Zukunft leistet.

Auch dank einer Reihe weiterer Tätigkeiten hat Rachel Salamander eine neue Seite im deutsch-jüdischen Dialog aufgeschlagen. Von 2001 bis 2013 war sie Herausgeberin der Wochenbeilage „Literarische Welt“ der Tageszeitung „Die Welt“, leitete von 2013 bis 2014 das Literaturforum der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und ist seit 2015 Aufsichtsratsmitglied des Suhrkamp Verlags. Außerdem engagiert sich Salamander als Mit-Organisatorin jüdischer Kulturkongresse und ist 1. Vorsitzende des Vereins „Synagoge Reichenbachstraße e.V.“, der die Sanierung der Münchner Synagoge in ihren ursprünglichen Zustand von 1931 zum Ziel hat.

Für ihre Verdienste wurden ihr 2004 der Bayerische Verdienstorden, 2009 das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland und der Schillerpreis der Stadt Marbach (2013) verliehen. 2016 erhielt sie die Medaille für besondere Verdienste um Bayern in einem Vereinten Europa und 2020 den Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf.

Die Auszeichnung PRO MERITIS SCIENTIAE ET LITTERARUM

Das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst verleiht seit dem Jahr 2000 die Auszeichnung PRO MERITIS SCIENTIAE ET LITTERARUM an herausragende Persönlichkeiten für deren Verdienste um Wissenschaft und Kunst, seit 2008 in Form eines Bronze-Reliefs. Ziel dieser Ehrung ist neben der Würdigung dieser Persönlichkeiten, Kultur als Einheit zu begreifen: Wissenschaft und Kunst sollen als zwei Seiten derselben Medaille wahrgenommen werden. Pro Jahr werden grundsätzlich nur bis zu acht Auszeichnungen vergeben.

Fotos von der Ehrung finden Sie zum kostenlosen Download unter:
Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Markus Blume im Bild (bayern.de)


Michael Becker, stellv. Pressesprecher, 089 2186 2025

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