Pressemitteilung Nr. 180 vom 11.08.2020 Corona-Forschung: 120.000 Euro für Studie zur Aerosolverbreitung durch Gesang und Blasinstrumente
Wissenschafts- und Kunstminister Bernd Sibler sagt Unterstützung für Forschungsprojekt des LMU Klinikums München und des Universitätsklinikums Erlangen in Kooperation mit Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zu – „Mithilfe der Wissenschaft wieder mehr Kultur möglich machen“
MÜNCHEN. Das Bayerische Wissenschaftsministerium unterstützt eine Studie zur Aerosolverbreitung durch Chorgesang und Blasinstrumente mit 120.000 Euro. Das gab Wissenschafts- und Kunstminister Bernd Sibler heute bekannt. Gerade Sängerinnen und Sänger sowie Bläserinnen und Bläser treffen die notwendigen Abstands- und Hygienemaßnahmen aufgrund der Verbreitung von COVID-19 über Tröpfchen und Aerosole hart. Ziel der Studie ist es, die maximale Ausbreitung der Aerosol- und Tröpfchenwolke nach dem Ausstoß direkt zu messen und so eine Grundlage für die Definition von Mindestabständen bei der weiteren Wiederaufnahme des Kulturbetriebs zu schaffen.
Durchgeführt wird die Studie von Prof. Dr. Matthias Echternach vom LMU Klinikum München und PD Dr.-Ing. Stefan Kniesburges vom Universitätsklinikum Erlangen zusammen mit dem Chor und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (BR). Rund 20 Mitglieder haben sich für die Testreihe als Probanden zur Verfügung gestellt. „Den Kunst- und Kulturbetrieb und insbesondere auch wieder größere Musikveranstaltungen zuzulassen, ist mir als Kunstminister eine Herzensangelegenheit. Doch dafür müssen wir dringend mehr über das Ansteckungsrisiko über Aerosole wissen. Hier brauchen wir die Expertise der medizinischen Forschung. Nicht nur in diesen Zeiten ist sie für die Politik unverzichtbar. Mithilfe der Wissenschaft können wir dann hoffentlich wieder mehr Kultur möglich machen“, betonte Wissenschafts- und Kunstminister Bernd Sibler. Das Forschungsprojekt könne wertvolle Erkenntnisse darüber liefern, wie man den Kulturbetrieb weiter hochfahren und gleichzeitig Künstlerinnen und Künstler sowie das Publikum vor einer COVID-19-Ansteckung schützen könne, so Sibler.
Susanne Vongries und Nikolaus Pont, Management Chor und Symphonieorchester des BR: „Im Sinne unseres Publikums, aller unserer Musikerinnen und Musiker sowie der Sängerinnen und Sänger ist es für uns essenziell, die bestmöglichen Aufführungsbedingungen bei Einhaltung adäquater Corona-Vorsichtsmaßnahmen zu kennen. Durch die hochprofessionell aufgesetzte Studie von Prof. Echternach und Dr. Kniesburges können wir nun erstmals auf belastbare Fakten und konkrete Erkenntnisse bei der Aerosolbildung und -ausbreitung zurückgreifen; sie kann viele Unsicherheitsfaktoren ausräumen. Wir freuen uns daher sehr, an dieser wissenschaftlichen Untersuchung mitwirken zu können und sind überzeugt, dass ihre Ergebnisse das Musikleben einen großen Schritt Richtung Normalität bringen – beziehungsweise uns in die Lage versetzen werden, entsprechende Maßnahmen zum Gesundheitsschutz unserer Künstlerinnen und Künstler zu ergreifen.
Prof. Dr. Echternach, Leiter der Abteilung Phoniatrie und Pädaudiologie am LMU Klinikum München: „Wie wir schmerzlich aus den sogenannten Superspreader Events lernen mussten, stellen Gesangsveranstaltungen wie Chorproben und Auftritte sowie Gottesdienste ein erhöhtes Risiko für die Verbreitung von COVID-19 dar. Auf der anderen Seite gibt es zu den Ausbreitungsmechanismen durch Singen und Spielen von Blasinstrumenten bisher noch nicht ausreichend belastbare wissenschaftliche Daten, um die Mechanismen ausreichend zu verstehen. Daher ist es an dieser Stelle von Dringlichkeit, diese Daten auf wissenschaftlicher Basis zu erheben, um ein sicheres Musizieren möglichst bald zu ermöglichen.“
PD Dr. Kniesburges von der Hals-Nasen-Ohren-Klinik – Kopf- und Halschirurgie des Universitätsklinikums Erlangen: „In diesem Projekt ist es von außerordentlicher Wichtigkeit, dass hier ein interdisziplinäres Team aus Ärzten und Ingenieuren eng zusammenarbeitet, um die grundlegenden Mechanismen der Aerosolentstehung und -ausbreitung bei Sängerinnen und Sängern und Blasinstrumentalisten zu untersuchen. Nur auf Basis von messbaren Zahlen zur Produktion und Verbreitung von Aerosolen und größeren Tröpfchen kann ein verantwortliches und auch anwendbares Sicherheitskonzept für den Kulturbereich in Bayern entwickelt werden.“
Julia Graf, StMWK, stellv. Pressesprecherin, 089 2186 2621
Philipp Kreßirer, LMU Klinikum München, Leitung Stabsstelle Kommunikation und Medien, 089 440 58070
Johannes Eissing, UK Erlangen, Pressesprecher, 09131 8546670
Anna Scholder, BR-Pressestelle, 089 5900 10552