Novemberpogrom Gedenkveranstaltung in Augsburg erinnert an die Opfer des 9. November 1938

Offizielle Gedenkveranstaltung der Stadt Augsburg in der Synagoge
Offizielle Gedenkveranstaltung der Stadt Augsburg in der Synagoge

Anlässlich des 76. Jahrestages der Pogromnacht von 1938 hat Bildungsminister Dr. Ludwig Spaenle bei einer Gedenkveranstaltung in der Augsburger Synagoge klare Lehren aus der Geschichte gezogen: „Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 war der Auftakt für ein Menschheitsverbrechen, gezielt vorbereitet, dirigiert und durchgeführt."

Obwohl davon auszugehen sei, dass sich nur eine Minderheit aktiv an dem Pogrom beteiligt habe, wies der Minister auf die Mitverantwortung der schweigenden Mehrheit hin: „Die Mitläufer ließen den Zivilisationsbruch zu und ermöglichten die Menschheitskatastrophe in ihrer passiven Teilnahme an den Ereignissen der Nacht vom 9. November 1938 und in den folgenden Jahren, sowie in ihrer schweigenden Hinnahme der Verbrechen.“

Erinnerungsarbeit als Pflicht

Bildungsminister Dr. Ludwig Spaenle bei der Ansprache
Bildungsminister Dr. Ludwig Spaenle bei der Ansprache

Der Erinnerungsarbeit fühlt sich Minister Spaenle, selbst Historiker, besonders verpflichtet: „‚Nie wieder!‘ – das ist die Forderung, die unmittelbar mit der Erinnerung an die Nacht vom 9. November 1938 und die Shoah verbunden ist. Die zeitgeschichtliche Bildungsarbeit übernimmt hierbei eine wichtige Aufgabe, indem sie hilft, die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus wachzuhalten. So kann sie als Mittel im Kampf gegen Intoleranz, Extremismus und Antisemitismus wirken: Denn Erinnerung macht Geschichte lebendig und verbindet das emotionale und das kognitive Lernen.“

Historischer Hintergrund

Das Attentat des Studenten Herschel Grynszpan auf einen deutschen Diplomaten in Paris am 7. November 1938 bot dem NS-Regime einen willkommenen Anlass für öffentliche Judenverfolgungen in ganz Deutschland zwischen dem 7. und dem 13. November 1938. Die Nacht des 9. November 1938 stellte den Höhepunkt dieses Pogroms dar, der lange als „Reichskristallnacht“ begrifflich verharmlost wurde. Etwa 1.400 Menschen wurden in diesen Novembertagen ermordet oder in den Selbstmord getrieben, 31.000 jüdische Männer in Konzentrationslager gebracht, über 1.400 Synagogen und Gebetshäuser sowie 7.500 jüdische Geschäfte zerstört. Mehr als 170 Wohnhäuser und eine unbekannte Zahl von Wohnungen wurden geplündert und jüdische Friedhöfe geschändet.

Jüdische Gemeinde Augsburg

In Augsburg, der größten jüdischen Gemeinde in Schwaben, wurden unter anderem die Synagoge in Brand gesteckt und mehrere hundert jüdische Männer verhaftet. Viele von ihnen wurden nach Dachau verschleppt. Nur wegen einer benachbarten Tankstelle ließ man die Augsburger Synagoge am 10. November nicht vollkommen niederbrennen. Ihre Wiederherstellung konnte 1985 abgeschlossen werden. Die Synagoge beherbergt heute das "Jüdische Kulturmuseum Augsburg Schwaben" und ist ein Begegnungsort für Juden und Nicht-Juden.

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