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Die Bayerische Akademie des Schreibens fördert mit Kur-
sen für Studierende, Autoren und Autorinnen junge lite-
rarische Talente. Im Gespräch mit Aviso erzählen Lena
Gorelik (LG), Sophia Klink (SK) undManuel Niedermeier
(MN), die Akademieseminare besucht und geleitet haben,
von ihren Erfahrungen.
FrauGorelik, Sie wurden als Autorin bei einemderManu-
skriptum-Kurse, aus denen die Akademie des Schreibens
hervorging, von der Verlegerin Tanja Graf entdeckt. Herr
Niedermeier, Sie kamen als Stipendiat der Akademie zum
Beck-Verlag. Ist die Seminarleitung durch Autoren und
Lektoren eine ideale Kombination? Hatten Sie schon bei
der Bewerbung gehofft, einen Verlag zu finden?
Das lag außerhalb meiner Vorstellung. Ich war noch
ganz jung und brachte nur eine Kurzgeschichte mit.
Ich finde die Zusammenarbeit von Autoren und Lek-
toren vor allem für die Textarbeit großartig. Es gibt
einen Austausch zwischen einem, der wirklich gelernt
hat, Texte kritisch zu lesen, die richtigen Fragen zu
stellen, und einem Autor, der das Schreiben von der
anderen Seite her kennt. Ich kann auch benennen, was
mir nicht gefällt, aber eher an einzelnen Stellen. Ein
Lektor überblickt den ganzen Text, er denkt anders,
nicht kritischer, aber strukturierter.
Den Wunsch hatte ich insgeheim schon, aber ich hab‘
ihn mir nicht eingestanden. Ich hatte nicht damit ge-
rechnet, überhaupt genommen zu werden und dann
traf ich noch eine Lektorin, die meinen Text klasse
fand. Das war eine Verkettung von unwahrscheinli-
chen Zufällen. Ich habe es erst einmal einfach genos-
sen, mit einer Gruppe und einer Lektorin über meinen
Text zu sprechen. Wie detailgenau diese ihn gelesen
hatte, war unglaublich. In meinem Roman
Durch frü-
hen Morgennebel
gibt es eine Wetterbeschreibung in
der Nordostpassage in Russland. Christiane Schmidt
sagte: Nach dem, was da vorher steht, kann jetzt kein
ablandigerWind kommen. Ichwar baff. Gute Lektoren
sind wandelnde Enzyklopädien.
Frau Klink, Sie haben drei Seminare an der Akademie be-
sucht. Wie hilfreich waren diese für Sie als junge Autorin?
Ich habe als Biologiestudentin einen Studentenkurs be-
sucht. Ich fand die Diskussionen, den Ideenaustausch
wahnsinnig inspirierend. Ichkannte das nicht, imnatur-
wissenschaftlichen Bereich gibt es dergleichen kaum.
So ein Kurs ist ein geschützter Raum, in dem man sich
aufgehoben fühlt und sich ausprobieren kann. Als lite-
rarische Anfängerin bist du ja noch sehr unsicher. Ich
trautemichbis dahinnoch gar nicht,mich alsAutorin zu
bezeichnen. Im Romanseminar saßen dann Menschen,
die schon mehr Schreiberfahrung hatten. Ich habe sehr
viel gelernt, nicht nur von den Seminarleitern, sondern
auch durch dieGruppe. Ganzwichtig finde ich dieKon-
takte, die da entstehen. Mit vielen tausche ich mich bis
heute aus. Und es gibt Netzwerktreffen, bei denen man
sich wiedertrifft.
Ja, das ist toll! Ich habe neben meinem privaten in-
zwischen einen Freundeskreis Akademie. Das Wich-
»Mach das, was der
Text will!«
Die Bayerische Akademie des Schreibens
»Mach das, was der Text will!«
Interview: Petra Hallmayer
Illustrationen: Lucia Schmuck