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Bettina Reitz

»DIE MACHOS VOM

Lido« titelte Susan Vahabzadeh ihren

Artikel in der Süddeutschen Zeitung zum Start der diesjähri­

gen Filmfestspiele in Venedig. Denn von 21 Filmen aus dem

Wettbewerb dieser 75. Festivalausgabe wurde nur einer von

einer Frau gedreht.

Eigentlich packte ich damals gerade voller Vorfreude meine

Koffer: In Venedig würde in wenigen Tagen die Weltpremiere

von WERK OHNE AUTOR von Florian Henckel von Don­

nersmarck stattfinden, der an der HFF München studiert

hat und an dessen Oscar®-Film DAS LEBEN DER ANDE­

REN ich damals als Koproduzentin mit dem BR beteiligt

war. Doch meine Laune war erst einmal getrübt. Wie kann,

wie darf so etwas sein? Noch dazu jetzt, wo doch eigent­

lich nicht nur unter dem Hashtag #Time’sUp endlich ein

Bewusstsein für eine solche Wettbewerbs-Zusammenstel­

lung in den Köpfen aller Branchen-Vertreter*innen und eben

(Mehr) Frauen in der Medienbranche

Und warum wir die Männer auf dem Weg dahin mitnehmen müssen

aviso 1 | 2019

FRAUEN. GLEICHE CHANCEN – ANDERE MÖGLICHKEITEN

COLLOQUIUM

Festival-Macher*innen sein müsste? Die Festival-Leitung

hielt dagegen, dass immerhin 21% der eingereichten Filme

von Frauen gewesen seien – IMMERHIN?! Auch das ist zu

wenig. Dafür kann aber natürlich das Festival nichts. Woran

liegt das? Wo fängt es an?

ICH KÖNNTE JETZT

schnell sagen: An den Filmhochschulen,

Kunsthochschulen und Akademien liegt es ganz bestimmt

nicht, denn dort werden jedes Jahr, obwohl wir nach Bega­

bung und Eignung unsere Bewerber*innen auswählen, un­

gefähr gleich viele Frauen wie Männer aufgenommen. Schon

lange ist das so und das freut mich als Präsidentin einer

Filmhochschule, bzw. erachte ich es als selbstverständlich!

Trotzdem dürfen »wir Filmhochschulen« uns auf dieser Tat­

sache nicht ausruhen! Auf der Berlinale im Februar 2018

habe ich zusammen mit den Kollegen*innen der Deutschen

Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb), der Filmakade­

mie Baden-Württemberg, der Filmuniversität Babelsberg

Konrad Wolf, der ifs internationale filmschule köln und der

Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) unsere Initiative

GEMEINSAM FÜR GENDER-GERECHTIGKEIT vorge­

stellt. Damit zeigen wir, dass wir für das Kriterium Gender

schon während der Ausbildung sowohl auf struktureller als

linke Seite

Prof. Bettina Reitz, Präsidentin der Hochschule für

Fernsehen und Film.

oben

Bettina Reitz, Simone Stewens, Maria Furtwängler und

Susanne Stürmer bei der Initiative GEMEINSAM FÜR GENDER-

GERECHTIGKEIT.

© Robert Pupeter 2015 | HFF München