Bayerischer Staatspreis für Musik Bayerischer Staatspreis für Musik 2023: Fünf Auszeichnungen für bayerische Künstlerinnen und Künstler
„Kulturbotschafter mit Hingabe und Talent“: Fünf Künstlerinnen und Künstler bzw. Musikensembles erhalten den Bayerischen Staatspreis für Musik 2023. Wie Kunstminister Markus Blume Anfang Februar bekannt gab, kommen die Preisträgerinnen und Preisträger aus Gräfelfing, München, Oberammergau und Würzburg.
Kunstminister Markus Blume betonte: „Was wäre Bayern ohne Musik? Sie ist die Seele Bayerns! Die Preisträgerinnen und Preisträger sind Kulturbotschafter, die mit Hingabe und Talent die Vielfalt der bayerischen Musik in alle Regionen des Freistaats, Deutschlands und in die ganze Welt tragen. Mit dem Staatspreis für Musik würdigen wir ihr vielfältiges Engagement und sagen Danke dafür!“
Ausgezeichnet wurden das mobile und genreübergreifende Ensemble Der Blaue Eumel aus Würzburg und das Münchener Kammerorchester (MKO) im Profibereich sowie in der Kategorie „Laienmusizieren“ der Oberammergauer Markus Zwink und der via-nova-chor München. Den „Sonderpreis“ erhielt der Musikproduzent Manfred Eicher.
Bayerischer Staatspreis für Musik: Alle Sparten, Profibereich und Laienmusik
Der Staatspreis für Musik wird vom Bayerischen Staatsminister für Wissenschaft und Kunst verliehen und umfasst alle Sparten der Musik, vom Profibereich bis zur Laienmusik. Die Auszeichnungen werden in diesem Jahr zum fünften Mal verliehen.
Eine hochrangig besetzte Expertenjury unter dem Vorsitz des Münchner Dirigenten Alexander Liebreich, Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des Orquesta de Valencia, schlägt nach fachlicher Beratung eine Auswahl an geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten vor.
Der Preis kann sowohl an Einzelpersönlichkeiten als auch an Musikensembles vergeben werden, die sich durch herausragende Leistungen oder innovative Konzepte in besonderer Weise um die Musik, das Singen und Musizieren in Bayern verdient gemacht haben. Grundsätzlich werden jeweils zwei Musikpreise in den Kategorien „Laienmusizieren“ und „Professionelles Musizieren“ vergeben. Hinzu kommt ein Sonderpreis zur Würdigung eines herausragenden Lebenswerkes. Die Preise in der Kategorie „Laienmusizieren“ sind jeweils mit 3.000 Euro dotiert.
Die Verleihung soll im Rahmen einer Festveranstaltung am 5. Juli 2023 im Cuvilliéstheater in München stattfinden.
Musikpreisträgerinnen und Musikpreisträger 2023
Kategorie „Professionelles Musizieren“
Der Blaue Eumel (gegr. 2011)
Unter dem Motto „Klassik, Jazz, Theater – unterwegs zu Dir“ bringt Der Blaue Eumel aus Würzburg Musik und Schauspiel mitten unter die Menschen: barrierefrei, unentgeltlich, genreübergreifend. Gegründet aus Freude an Musik und dem Wunsch, Musik und Schauspiel abseits des Konzertsaals in den Alltag zu bringen, steuern die Eumelnauten – alles professionelle Künstlerinnen und Künstler – mit ihrem umgebauten blauen Lastwagen insbesondere Gegenden abseits der großen Kulturzentren an, um auch dort zu kultureller Vielfalt beizutragen. Während der pandemiebedingten Lockdowns haben sie mit ihrer mobilen Bühne unzählige Freiluftkonzerte etwa bei Krankenstationen, in Wohngebieten oder auf verwaisten Kinderspielplätzen gespielt.
Die Jury bewertet diesen Ansatz als vorbildlich, weil er Kultur in ländliche Regionen Bayerns und auch über die Grenzen Deutschlands hinaus zu den Menschen bringe. Die Eumelnauten wirkten so als Kulturbotschafter und engagierten sich für eine breite Teilhabe an Kulturangeboten.
Münchener Kammerorchester (gegr. 1950)
Das Münchener Kammerorchester (MKO) ist ein Ausnahmeorchester und in der bayerischen Musiklandschaft einzigartig. Den Kern des Ensembles bilden 28 Streichmusikerinnen und -musiker aus 13 verschiedenen Ländern. Mit einem Stamm erstklassiger musikalischer Gäste aus europäischen Spitzenorchestern erweitert das MKO seine Besetzung flexibel, um so auch in Hauptwerken von Klassik bis Romantik interpretatorische Maßstäbe zu setzen. Neben der Konzertreihe im Münchner Prinzregententheater genießen die „Nachtmusiken der Moderne“ in der Rotunde der Pinakothek der Moderne längst Kultstatus.
Die Jury hebt insbesondere die stilistische Variabilität und das exzellente interpretatorische Niveau des Orchesters hervor. Seine herausragende Qualität und die programmatische Sonderstellung strahlten als musikalischer Leuchtturm von München aus in die internationale Kulturwelt.
Kategorie „Laienmusizieren“
Markus Zwink (geb. 1956)
Markus Zwink gestaltet seit Jahrzehnten mit Kompetenz und außerordentlichem Engagement das Laienmusizieren in seinem Heimatort Oberammergau. Sein pädagogischer Ansatz verbindet und fördert dabei das elementare Musizieren von Menschen jeden Alters bis hin zu Gestaltung der Oberammergauer Passionsspiele, deren musikalischer Leiter er seit 1990 ist. Dank seiner Arbeit gibt es in Oberammergau einen Kinder-, Buben-, Jugend-, Kammer- und Motettenchor sowie den Chor der Passionsspiele. Hinzu kommen weitere kleinere Ensembleformate zur Begabtenförderung sowie eine spezielle Solistenausbildung und -förderung. Er ist ferner Leiter des Sinfonieorchesters des Musikvereins Oberammergau und hat auch im Instrumentalbereich Möglichkeiten der Begabten- und Nachwuchsförderung eingerichtet. Durch sein Wirken bietet er besonderen musikalischen Talenten Freiräume für ihre individuelle künstlerische Entwicklung und zeigt mögliche Wege von der Laienmusik zum professionellen Musizieren auf.
Mit außerordentlicher Kompetenz und unerschöpflicher Motivation gestalte Zwink das Laienmusizieren und das Musikwesen in Oberammergau auf unvergleichliche und höchst erfolgreiche Weise, so die Jury.
via-nova-chor München (gegr. 1972)
1972 von Kurt Suttner gegründet und über 35 Jahre lang maßgeblich von ihm geformt, war für die mehr als 40 Sängerinnen und Sänger der Name des Ensembles stets Richtschnur für die Ausrichtung ihrer Konzertprogramme. Lange bevor Berufschöre zeitgenössische Chormusik als festen Bestandteil in ihr Repertoire integrieren wollten, hat der Münchner via-nova-chor mit seinem Fokus auf diese Musikrichtung neue Wege beschritten und geebnet. Suttners Nachfolger Florian Helgath (2008 bis 2016) und wiederum ab 2017 Kerstin Behnke haben diese Zielsetzung konsequent weiterverfolgt und ausgebaut. Dazu gehören vor allem die zahlreichen Kompositionsaufträge an deutsche und bayerische Komponisten und insbesondere auch Komponistinnen, die sich in bislang gut 70 Uraufführungen niedergeschlagen haben. Neue Wege werden auch im Hinblick auf den Einsatz digitaler und interaktiv nutzbarer Präsentationsmöglichkeiten eingeschlagen.
Die Jury meint, der via-nova-chor München habe sich in den letzten 50 Jahren eine ausgesprochene Kompetenz für die Interpretation und Förderung zeitgenössischer Chormusik erworben, die das Kulturleben im Freistaat Bayern nachhaltig geprägt und bereichert habe und die weit über Bayern hinausstrahle.
Kategorie „Sonderpreis“
Manfred Eicher (geb. 1943)
1969 gründete Manfred Eicher das Label ECM Records (Edition of Contemporary Music), das er bis heute leitet. Von Anfang an sah er sich als recording producer, der das musikalische Geschehen auch im Studio aktiv mitgestaltet. Im Laufe seiner beruflichen Karriere erhielt Eicher viele bedeutende Auszeichnungen, u. a. den Grammy Award, Best Classical Producer of the Year (2002), den Kulturellen Ehrenpreis der Landeshauptstadt München (2004), das Bundesverdienstkreuz am Bande (2007) oder die Auszeichnung „Produzent des Jahres“ im Kritiker-Poll des Down Beat Magazine. 2018 wurde er in den Kreis der Honorary Fellows der Londoner Royal Academy of Music aufgenommen.
Durch sein Schaffen konnte Manfred Eicher unzählige Male das internationale Augenmerk auf München lenken und er habe somit dazu beigetragen, das Ansehen der Stadt als Musikstadt zu fördern und zu stärken. Mit visionärer Energie, unermüdlicher Schaffenskraft und einem sicheren Gefühl für individuelle Klangästhetik habe er insbesondere den Gang des Jazz über 50 Jahre hinweg weltweit mitgestaltet, so die Jury.
Stand: 1. Februar 2023 / Bildnachweis: Florian Ganslmeier; Steffen Böttcher (Porträt StM Blume)