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aviso 1 | 2019
FRAUEN. GLEICHE CHANCEN – ANDERE MÖGLICHKEITEN
WORAUF ICH MICH FREUE
WORAUF ICH MICH FREUE
JENS-DANIEL HERZOG
WENN ICH ALS
Intendant auf eine vor mir liegende Spiel
zeit schaue, freue ich mich auf alles. Jedes einzelne Projekt,
ob in der Oper, dem Schauspiel, dem Ballett oder den Kon
zerten, ist ein Versprechen, ein Abenteuer. Mal kommt ein
Triumph dabei heraus, ein anderes Mal kommen wir nicht
ans erträumte Ziel. Aber vorher weiß man das nie genau!
Meine Aufgabe als Intendant ist es, die richtigen Leute mit
den richtigen Ideen zusammenzubringen. Wenn ich an einem
Premierenabend sehe, dass mir das gelungen ist, ist das ein
sehr schönes Gefühl. In Nürnberg habe ich mit der General
musikdirektorin Joana Mallwitz, demBallettdirektor Goyo
Montero und dem Schauspieldirektor Jan Philipp Gloger
Künstler an meiner Seite, die Visionen wahr machen kön
nen. Darüber freue ich mich jeden Tag.
Als Regisseur freue ich mich immer am meisten auf meine
nächste Arbeit. ImMoment ist das Mozarts Oper »Così fan
tutte«. Ich habe dieses Stück schon zweimal inszeniert, in
Mannheim und in Dortmund. Mich fasziniert immer wie
der, wie diese Oper mit Witz und Leichtigkeit um die große
Frage kreist, ob es zwischen Frauen und Männern so etwas
wie Liebe überhaupt gibt. In meinen letzten Inszenierungen
von »Così« bin ich eher spielerisch an die Sache gegangen,
ohne dabei zu unterschlagen, dass es für die Figuren um
viel geht. In Nürnberg möchte ich meinen Blick noch ein
mal schärfen und tiefer in die Seelen der vier jungen Leute
schauen, die Mozart auf die Bühne stellt. Lustig wird es
trotzdem, weil die Komödie immer auf ihr Recht pocht. Ein
kluger Dramaturg hat mal gesagt, Theater erzähle davon,
dass die Menschen es nicht schaffen, miteinander zu leben,
und es trotzdem immer wieder versuchen. Dafür ist »Così
fan tutte« ein wunderbares Beispiel. Das mit der Liebe kann
ja gar nicht gut gehen, und dennoch lohnt es sich, dafür zu
kämpfen. Was bleibt uns auch anderes übrig?
FÜR GUTE REGISSEURINNEN
und Regisseure braucht
ein Intendant ein waches Auge. Es ist schön, junge Talente
zu suchen und zu finden, aber nicht weniger großartig ist
es, sich die Zusammenarbeit mit einer Legende zu gönnen.
Deshalb freue ich mich darauf, dass mein Lehrmeister Die
ter Dorn die Einladung des Schauspieldirektors Jan Philipp
Gloger angenommen hat, imNürnberger Schauspielhaus zu
inszenieren. Ich habe von Dieter Dorn, dessen Assistent an
denMünchner Kammerspielen ich einige Jahre war, sehr viel
gelernt: über die Arbeit auf der Bühne natürlich, aber auch,
wie man es im oft kurzatmigen Theaterbetrieb schaffen kann,
ein Haus über eine lange Zeit mit ruhiger Hand erfolgreich
und spannend zu machen. Kein Größenwahn, wenn es gut
läuft, aber auch nicht einknicken, wenn der Wind mal hef
tiger pfeift. Mit diesem Vorsatz freue ich mich riesig auf die
nächsten Jahre am Staatstheater Nürnberg, mit Mozart und
all den anderen!
Jens-Daniel Herzog
ist Intendant am Staatstheater Nürnberg.