|41 |
aviso 1 | 2018
SKIZZE UND IDEE
AVISO EINKEHR
Gebäude auf die Zeit um 1600, bereits damals wurde es als Gasthaus
betrieben. Über der Gasthaustür hängt, als deutlicher Hinweis auf die
Funktion als Künstlerherberge, ein großformatiges Ölgemälde: Vor dem
Hintergrund der Dinkelsbühler Stadtsilhouette hantieren zwei Putti
mit einem Rundschild, auf das ein elegantes weißes Ross aufgemalt
ist; eines der beiden Knäblein – es prostet mit einem leer getrunkenen
Weinglas einem Raben zu – scheint sich bereits abstützen zu müssen.
Ausgeführt wurde das mit 1889 datierte Gemälde von den hier woh-
nenden Künstlern, unter ihnen der aus Salzburg gebürtige Fritz
Hegenbart, der später für zwei Jahre seinen festen Wohnsitz nach
Dinkelsbühl verlegen sollte.
IN DER GASTSTUBE
hat sich seit damals, als die ersten Künstler darin
Platz genommen hatten, nahezu nichts verändert. Mitten im Raum
steht ein dekorativ geschnitzter Holzpfeiler, der den kräftigen Unter-
zug der Decke stützt. Zur charakteristischen Ausstattung gehören eine
dunkel gebeizte und die Fensternischen elegant mit einbeziehende
Lambris, eine umlaufende Sitzbank und in die Wand eingelassene
Schränkchen, letztere, wie auch die durch ihre Patina überzeugende
Gaststubentüre, noch mit den Originalbeschlägen. Das wohl noch aus
der Jahrhundertwende stammende Mobiliar sowie eine fast raumhohe,
den Stil der Gaststube aufgreifende Standuhr mit dekorativ bemaltem
Ziffernblatt ergänzen den Raum vortrefflich und verleihen ihm eine
geradezu zeitlose Gemütlichkeit; insbesondere im Zusammenspiel mit
den die Wände schmückenden Gemälden der einst hier verkehrenden
Maler, unter ihnen eine 1910 gemalte und mit »Am Ferkelmarkt« beti-
telte Darstellung des Weißen Rosses sowie das Porträt eines ehemaligen
Hausknechts des Gasthofs, vermittelt die Gaststube noch heute recht
anschaulich das Bild einer Künstlerherberge der Jahrhundertwende.
Und auch wer sich für längere Zeit (oder auch nur eine Nacht) in Din-
kelsbühl einquartieren möchte, ist imWeißen Ross genau richtig. Zwar
wird nicht mehr im Gasthaus selber übernachtet, seit 1988 aber steht
hierfür die zugehörige ehemalige Scheune direkt gegenüber zur Verfü-
gung. Als stattlicher Satteldachbau mit freiliegendem Fachwerkober-
geschoss – hier befanden sich ehemals die Gesindewohnungen – fügt
sich das in der Zeit um 1700 errichtete Haus wunderbar in das male-
rische Gesamtbild aus Kopfsteinpflaster, enge Gasse, weiter Platz und
Gasthaus ein.
DIE WIRTSLEUTE ANKE
und Joachim Neuhäuser führen das Weiße
Ross bereits in dritter Generation, und die beiden führen es auf vor-
bildliche Weise. Auf eine feine, ausschließlich auf regionalen Produkten
basierende Küche legen sie größten Wert, der Erhalt der einzigartigen
Atmosphäre als Künstlerherberge des 19. Jahrhunderts ist ihnen hierbei
eine Herzensangelegenheit. Schon ein Stadtführer aus dem Jahr 1912
charakterisiert das Weiße Ross als die »von jeher gemütliche Herberge
der zahlreichen die Stadt besuchendenMaler und Künstler«. Daran hat
sich bis heute auf sympathische Art undWeise nichts geändert. Gerade
erst war wieder eine kleine russische Künstlerkolonie aus Moskau und
St. Petersburg zu einem achtwöchigenMaleraufenthalt in Dinkelsbühl.
Ihr Quartier: Das Weißen Ross am Schweinemarkt.
EINKEHR
D I E S C H Ö N S T E N D E N K M A L G E -
SCHÜTZTEN WIRTSHÄUSER UND GAST-
HÖFE IN BAYERN SIND (NOCH) NICHT
SO BE K ANN T W I E V I E L E UNSER ER
SCHLÖSSER, BURGEN UND KIRCHEN.
DAS MUSS SICH ÄNDERN! IN »
aviso
EINKEHR« STELLEN WIR IHNEN DES-
HALB DIE SCHÖNSTEN KULINARISCH-
BAVARISCHENMUSENTEMPEL VOR: ALLE
RESPEK TABLE UND AUTHENT I SCHE
ZEUGNISSE UNSERER REICHEN BAU-
KULTUR UND: IN ALLEN KANN MAN HER-
VORRAGEND ESSEN, IN MANCHEN AUCH
ÜBERNACHTEN.
Wegbeschreibung
Das Hotel Weißes Roß liegt im Herzen der Altstadt
von Dinkelsbühl. Vom Weinmarkt aus führt die
Steingasse links an der Schranne vorbei direkt zur
traditionsreichen Künstlerherberge.
Hotel und Restaurant Weißes Roß
Inhaber Joachim Neuhäuser
Steingasse 12 | 91550 Dinkelsbühl
Telefon 09851 . 579890 | Telefax 09851 . 6770
h
otel-weisses-ross@t-online.de www.hotel-weisses-ross.deDr. Karl Gattinger
ist Referent für die Denkmalliste in Mittelfranken am
Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Durch seine federfüh-
rende Mitarbeit bei der legendären Reihe »Genuss mit Geschichte« hat
er einen profunden Überblick über die denkmalgeschützten Wirts-
häuser in ganz Bayern.