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aviso 2 | 2015
Böhmen und Bayern
bayerns verborgene schätze
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mit Schenkungen und gewährten ihnen besondere Rechte und Freiheiten; böh-
mische Adelige nahmen den weltlichen Schutz über deren Land und Leute wahr.
Bürgermeister und Rat sowie einzelne Egerer Bürger begegnen als Vertragspartner
des Klosters oder Zeugen bei Rechtsgeschäften, als Schiedsleute bei Streitigkeiten.
Auch durch Kommerz und Dienstverhältnisse ergab sich ein reger Grenzverkehr.
Von 1415 bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts nahmen das Kloster Waldsassen und
die Stadt Eger bzw. Kurpfalz und Böhmen im sog. Fraischbezirk um Albenreuth
und Hardeck zunächst gemeinsam, dann jährlich wechselnd die Halsgerichts-
barkeit wahr.
Eine reizvolle Zutat des Urkundenbestandes stellen 524 Siegelbilder dar, die in
der klösterlichen Überlieferung Süddeutschlands eine Besonderheit bilden. Im
18. Jahrhundert fertigten mit der Archivarbeit betraute Mönche, die neben der
rechtlichen Funktion der an den Originalen hängenden Siegel als Beglaubigungs-
mittel offenbar auch deren künstlerische Komponente zu schätzen wussten, die-
se mehr oder minder aufwändigen, großenteils sogar kolorierten Zeichnungen.
Quellen, die das
Leben der ehemals im tschechischen Grenzraum lebenden
deutschsprachigen Bevölkerung im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhun-
derts (vor 1945/48) dokumentieren, fließen aus dem Sudetendeutschen Archiv,
das im Bayerischen Hauptstaatsarchiv verwahrt wird, in »Porta fontium« ein.
Zahlreiche Fotos und Postkarten aus dessen Bildersammlung bieten Aufnah-
men von Dörfern, Städten und Landschaften in den sudetendeutschen Gebieten,
von Einzelgebäuden, Personen, historischen Ereignissen sowie Motiven aus dem
Berufs- und Privatleben.
Hoher Quellenwert kommt daneben den handgeschriebenen Gemeinde-, Schul-
und Vereinschroniken von verschiedenen sudetendeutschen Orten wie Krondorf
(Kaaden), Böhmisch Leipa, Koblau und Deutsch Pankraz zu, die Seite für Sei-
te auf dem Bildschirm aufgerufen und gelesen werden können. 1927 etwa ent-
stand das »Gedenkbuch« von Merkelsgrün (tsch. Merklín), einer am Südhang
des Erzgebirges gelegenen Gemeinde, das der dortige Lehrer Robert Witschel im
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