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aviso 2 | 2015
Böhmen und Bayern
bayerns verborgene schätze
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Archivdirektorin Dr. Maria Rita Sagstetter M. A.
ist Leiterin des Staatsarchivs Amberg und war
Projektbetreuerin für den Urkundenbestand Wald-
rojekts »Porta fontium«.
oben
Gedenkbuch der Gemeinde Merkelsgrün: Erste
Seite des Kapitels »Merkelsgrün in seiner Gegenwart« mit
Ortsansicht.
darunter
Postkarte aus Karlsbad, 1898.
unten
Postkarte »Marktplatz Böhm. Wiesenthal«, vor 1929.
Auftrag der Gemeindeverwaltung verfasste. Sein
Werk sollte, wie er im Geleitwort schreibt, »ein
einfaches Bild aus der Vergangenheit und Gegen-
wart unseres Ortes Merkelsgrün bieten, um es in
Zukunft vor Vergessenheit zu bewahren«. Ergänzt
durch Fotos bietet es eine Fülle an Informationen
zu Größe und Grenzen der Gemeinde, zu Geografie,
Forst- und Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe,
Bildungs- und Vereinswesen, Wohnverhältnissen,
Tracht, Sitten und Gebräuchen, zur Geschichte des
Ortes, seiner Schule sowie der örtlichen Betriebe
(Porzellanfabrik, Holzschleiferei, Pappenfabrik).
Einen gewaltigen Quellenfundus haben das Staat-
liche Gebietsarchiv Pilsen und die ihm zugehöri-
gen Kreisarchive mit Tausenden von digitalisierten
Matrikeln aus den Jahren 1531 bis 1949 für »Porta
fontium« beigetragen. Diese Kirchenbücher bilden
eine wichtige Quelle für Familienforscher, deren
Vorfahren imwestböhmischen Grenzraum lebten;
sie können nun vom heimischen Arbeitsplatz aus in
den digitalisierten Bänden nach Einträgen suchen.
Die bayerischen und
tschechischen Archi-
ve wollen das Webportal in der Zukunft weiter
ausbauen und dauerhaft als Plattform für die On-
line-Präsentation von digitalisierten Archivalien
und Erschließungsinformationen nutzen. In ei-
nem jüngsten, erneut durch EU-Mittel aus dem
Ziel 3-Programm Bayern-Tschechische Republik
2007-2013 (INTERREG IV A) geförderten Koope-
rationsprojekt wurde ein tschechisch-bayerischer
Archivführer erarbeitet, der die in den staatlichen
Archiven beiderseits der Grenze vorhandenen »Ba-
varica« bzw. »Bohemica« bis in die jüngste Ver-
gangenheit nachweist. Als zweisprachiges digita-
les Archivinventar wird er der Forschung nicht nur
die Suche nach einschlägigen Quellen erleichtern,
sondern soll auch neue Impulse für die bayerisch-
böhmische Geschichtsschreibung geben. Der Ar-
chivführer wird am 13. Mai im Staatsarchiv Amberg
präsentiert und dann über »Porta fontium« für die
Öffentlichkeit freigeschaltet. Bislang unbekannte
und verborgene Schätze werden damit sukzessive
über politische, Sprach- und Archivgrenzen hin-
weg zugänglich gemacht.
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