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in meinen freien arbeiten spielt das thema »heimat« und somit

auch landleben immer eine zentrale rolle. mal ganz direkt, oft

aber auch etwas subtiler. ich habe mich nach dem studium be-

wusst dafür entschieden, hier zu bleiben und nicht nach berlin,

hamburg, nyc oder ähnliches zu ziehen, wo man als künstler

oder illustrator vermeintlich leichter den einstieg schafft. viel-

mehr war es mir ein anliegen, meine sicht auf die heimat, die

menschen, meine kindheit und brauchtümer zu beleuchten,

kritisch zu hinterfragen oder einfach zu verarbeiten. mittler-

weile ist es aber auch so, dass ich gezielt für illustrationsauf-

träge angefragt werde, um bspw. ein bayerisches idyll oder

das romantische landleben zu bebildern. das freut mich sehr,

denn so kann ich meine heimat, die natürlich meinen stil und

mein denken beeinflusst, einem größeren publikum vorstellen.

und ich wohne jetzt mittlerweile noch tiefer in der rhön, also

nicht mehr in bad neustadt/saale, sondern in bischofsheim/

haselbach. meine frau kommt ja aus dem östlichen teil tsche-

chiens, das landschaftlich sehr ähnlich der rhön ist. so haben

wir uns bewusst vor 6 jahren dazu entschieden, von würzburg

weg in die rhön zu ziehen. die rhön ist also für uns der ideale ort,

wo beide heimaten vereint sind, das fränkisch ländliche und die

offene weite der tschechischen beskiden. hier scheint die zeit

ein bisschen stillzustehen und somit ist der alltag auch deutlich

gemütlicher und nicht so stressig. wir haben den vorteil, dass ich

von überall arbeiten kann (wo man internet hat :-)) und meine

frau als krankenschwester in der rhön natürlich auchwunderbar

arbeit findet. für uns also der ideale ort zum leben, ich genie-

ße es, wenn ich nachmittags bspw. über die felder und wiesen

laufe, ummeine tochter von der schule abzuholen und auf dem

nachhauseweg füttern wir die kühe auf der weide. zumeinen ist

es die gesamtatmosphäre, die nähe zur natur und die ruhe, die

mich entspannen und glücklich machen, was sich sehr positiv

auf meine arbeit und produktivität imgesamten auswirken. aber

natürlich sind es auch konkret spezielle orte und landschaften,

die mich inspirieren wie bspw. die wälder und moore, die alten

fachwerkkhäuser und bauerngärten sowie flora und fauna, die

ja einen essentiellen bestandteil meiner bildsprache darstellen.

Was ist für dich der spannendsteMoment beimIllustrieren?

die Bildidee steht fest, ich male/zeichne/schneide alle

meine einzelteile und baue die scans dann amcomputer

wieder zusammen, um dann festzustellen, dass ich da-

raus doch eine andere/bessere komposition anfertigen

kann :-) undwenn ich fertig bin, lass ichmeine frau drauf

schauen, ob alles passt, das ist auch immer spannend,

denn sie hat leider immer recht mit ihrer kritik.

Was brauchst du an einemOrt, umdich zuHause zu fühlen?

meine familie, sauberkeit, wärme, ein fenster ins grüne,

musik und eine gute tasse kaffee! wobei das fenster ins

grüne der wichtigste punkt ist, ich bin definitiv kein

mensch für die stadt. ich bereise sehr gerne die welt und

besuchemeine freunde in den unterschiedlichsten städ-

ten, freue mich aber immer wieder auf das heimkehren.

Welcher Auftrag war eine große Herausforderung?

die album-gestaltung »das licht dieser welt« für gisbert

zu knyphausen. zum einen weil ja hinter der musik

schon sehr viel künstlerischer ausdruck steckt und es

eine herausforderung ist, sich auf einen anderen künst-

ler einzulassen und mit einem anderen medium dann

intentionen und gefühle widerzugeben. zum anderen,

weil der auftrag über vielemonate ging und extremum-

fangreich war (plakate, tickets, lp, cd, booklet, shirts,

bühnenbild, …), aber es hat großen spaß gemacht, ich

bin sehr zufrieden mit dem ergebnis und es war eine

tolle zusammenarbeit.

Marco Wagner

über sich:

Susanne Wohlfart

fragt Marco Wagner:

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