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aviso 1 | 2018
SKIZZE UND IDEE
RESULTATE
19. Jahrhunderts gibt es Fragmente von drei hochwertigen Raumscha-
lenfassungen: Phase I, um 1740, zeigt ein einfaches Linierungssystem,
unterbrochen von vielleicht einzeln berankten Spalieren. In Phase II,
gegen 1770, wurde das Innere unter ÄbtissinMaria Franziska von Freu-
denberg in eine illusionistische Gitterlaube verwandelt, wobei sich über
einemperspektivisch aufgemalten Lattengerüst, das reizvolle bildhafte
Ausblicke in die Umgebung gewährt, eine Kletterpflanze windet. Das
Dekorationssystem dieses Treillagenpavillons in der Innenperspektive
ist sowohl mit gebauten Beispielen der Zeit etwa im Schlossgarten Veits-
höchheim oder den beiden Gitterpavillons auf der Terrasse von Schloss
Sanssouci in Potsdam als auch den illusionistischen Raumdekorationen
der sogenannten Berglzimmer von Schloss Schönbrunn inWien aus der
Zeit von Maria Theresia zu vergleichen. Die Fassung III aus der Zeit
um 1820 behielt die Pergolenbemalung der Rokokozeit bei, lediglich
in Detailbereichen entwickelte man sie im Sinne des Klassizismus fort.
Denkmalpflegerisches Konzept
In welchem Stil sollte das Salettl restauriert werden, wie sollte mit dem
Bestand umgegangen werden? Aufgrund der Überlieferungsdichte des
Befundes entschiedman sich an den Fassaden – schon aus Gründen des
Witterungsschutzes und damit zur Ausbildung einer Verschleißschicht –
für eine putz- und fassungstechnische Rekonstruktion der zweiten,
rokokozeitlichen Fassung in Gelbocker und Weiß, wobei die Aufgabe
der Restauratoren auch darin bestand, die Spuren
baulicher Veränderungen nicht gänzlich zu über-
decken, sondern sie auf den zweiten Blick erkenn-
bar werden zu lassen. Die übrigen Fenster wurden
dem Vorbild der beiden original erhaltenen und
reparierten barocken Kreuzstockfenster nachge-
bildet, die Klappläden als wichtiger Bestandteil
der Erscheinung des Gebäudes wiederhergestellt
und der Aufgang mit einer Holzschindeldeckung
belegt, die aufgrund der Dachneigung und nach
Befund anderer Regensburger Gartenhäuser auch
als ursprüngliche Deckung für das Zeltdach an-
zunehmen ist.
DER OBERGESCHOSSRAUM HIELT
die größten
konzeptionellen und restauratorischenHerausfor-
derungen bereit. Denn aufgrund des Zufalls der
Überlieferung und der über die Jahrzehnte erfolgten
Selbstfreilegungen sowie der jeweils nur fragmen-
tarisch erhaltenen Raumfassungen, von denen sich
jeweils nur unzusammenhängende und sich über-
lagernde Teilflächen erhalten hatten, ergab sich ein
gleichermaßen interessanter wie komplexer stra-
tigraphischer Mischzustand. Auf welche Fassung
sollte man unter diesen Gegebenheiten freilegen,
mit der Konsequenz des Verlustes späterer Überfas-
sungen? Auf der anderen Seite stand das Gespenst
der puren, nicht mehr durch den Befund gedeckten
Rekonstruktionsfassung. Nach eingehender Dis-
kussion entschied man sich, den Überlieferungs-
zustand ohne Wenn und Aber zu akzeptieren und
damit für ein Restaurierungskonzept, das sich am
angetroffen, überlieferten Bestand orientierte und
möglichst vielen Zeitschichten Rechnung trug. Die
Komplexität der Befunde wird in angemessener
Weise auf separaten Rekonstruktionstafeln ver-
anschaulicht und erläutert.
Denkmalpflege als Zukunftsinvestition
Denkmalpflege ist ein Gemeinschaftswerk, das
Ergebnis des Zusammenwirkens des Eigentümers
mit Handwerkern, Architekten und Behörden so-
wie mitunter mit Bürgerinitiativen und Vereinen.
Die Stadt Regensburg als Eigentümerin und Bau-
herrin sowie der Geschichts- und Kulturverein
Regensburg-Kumpfmühl e.V. (GKVR) waren sol-
che Partner. Die Stadt Regensburg war sich ihrer
Verantwortung für das bauliche Erbe bewusst und
investierte insgesamt über 1,2Millionen Euro in die
Quartiersunterkunft des Städtischen Gartenamtes,
bestehend aus demdenkmalgeschützten Salettl und
links
Festsaal im Obergeschoss nach Sanierung 2017.
darunter
Das Salettl vor der Sanierung 2015.
© Alle Bilder: Stadt Regensburg / Peter Ferstl