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aviso 4 | 2017

GLAUBEN UND GLAUBEN LASSEN

COLLOQUIUM

oben

Der Open Border Kongress an den Münchner

Kammerspielen markierte den Auftakt des Konversions-

projekts »Munich Welcome Theatre«, das Björn Bicker

gemeinsam mit Malte Jelden entwickelte.

daneben

Das Buch versammelt die Stimmen der Gläubigen,

mit denen Björn Bicker ins Gespräch kam. Andrea Huber

hat die Menschen und Glaubensorte fotografisch

dokumentiert.

darunter

Das Welcome Café als Teil des Konversions-

projekts an den Kammerspielen bot jeden Montag einen

Ort der Begegnung und des Austauschs.

handelt. Das spielt erst in einer späteren Phase im Arbeitsprozess eine

Rolle. Bei dem Thema Religion wurde schließlich beides daraus: ein

Theaterstück und ein Buch.

VELTE

Das heißt, zuerst kommt die Beschäftigung mit der Sache, die

Recherche, die Sichtung des »Feldes« und dann geben die Inhalte die

Form? Wie war das bei Urban Prayers?

BICKER

Bei demThema Religion kam der Vorschlag von mir, sich mit

der Thematik zu befassen, da ich mich in den letzten Jahren viel mit

Migration beschäftigt habe und Religion dabei immer zentraler wur-

de. Also wollte ich gerne etwas dazu machen. Dann war klar, es sollte

ein Projekt für das Theater sein, weil es ein Auftrag von denMünchner

Kammerspielen war. Während der Recherche habe ich viele Menschen

getroffen, viele Gespräche geführt. Dabei ist mir eine große Vielfalt be-

gegnet, die ich abbilden wollte. Das wird meist zumKern der Projekte:

Ich versuche, das, was mich selbst bei der Recherche erstaunt oder

beschäftigt hat, adäquat abzubilden. So ist es der simple Versuch, das

eigene Erlebnis den Leuten zu vermitteln, die das Ergebnis dann sehen,

lesen oder hören. Wenn man das Erlebnis in Prosa verarbeitet, braucht

das oft viel mehr Ruhe und Konzentration, mehr Kontemplation, als

bei einem chorischen Theatertext nötig ist, der sich zwar sehr nah am

Recherchematerial bewegt, bei dem es aber auch sehr stark um Zuspit-

zung, Sprechbarkeit, um Sound geht. An diesem Punkt ist die Arbeit

dann doch sehr unterschiedlich.