2. September 1998
Gewaltverbrechen an Kindern: Kultusminister Zehetmair ermuntert bayerische Schulen, mehr Selbstverteidigungskurse anzubieten
Die Verteidigungsfähigkeit der Schüler gegen gesundheits- und lebensbedrohende Angriffe verschiedenster Art ist das Ziel von speziellen Kursen, die ab dem neuen Schuljahr verstärkt angeboten werden sollen. Wie Kultusminister Zehetmair am Mittwoch in München mitteilte, habe er die Schulen in Bayern in Ausführung eines Landtagsbeschlusses dazu ermuntert, im Rahmen des Differenzierten Sportunterrichts (DSU) mehr als bisher die Sportart Selbstverteidigung zu berücksichtigen. Zudem bestehe an den Schulen die Möglichkeit, entsprechende Sportarbeitsgemeinschaften im Rahmen des Bayerischen Kooperationsmodells Sport in Schule und Verein ("Sport nach 1") zu gründen. Grundsätzlich müsse die Schule aber auch fächerübergreifend in altersgemäßer Form an eventuell kritische Situationen heranführen, damit die Kinder und Jugendlichen lernen, selbstbewusst zu reagieren.
Zehetmair betonte, dass der einschlägige Lehrplan für den DSU nicht nur die Vermittlung von Fertigkeiten vorsehe, sondern auch psychologische und ethische Aspekte der Selbstverteidigung berücksichtige. Zehetmair: "Die Schülerinnen und Schüler sollen lernen, Gefahren zu erkennen und zu vermeiden, sie sollen ihre subjektiven Reaktionen im Einzelfall kennen lernen und der jeweiligen Situation entsprechende, automatisierte Verhaltensweisen entgegensetzen." Neben den Grundtechniken für wichtige Standardsituationen müsse auch das Erkennen von Handlungsalternativen wie Entspannung der Situation oder Flucht eingeübt werden. Daneben sollten Techniken der Selbstbehauptung stehen, deren Ziel es sei, erst gar keine Ernstfallsituation entstehen zu lassen. Voraussetzung für die Einrichtung eines solchen Kurses sei die Verfügbarkeit einer Lehrkraft mit entsprechender Ausbildung. Grundsätzlich sei es empfehlenswert, in das Selbstbe- hauptungs- und Selbstverteidigungstraining auch Fachleute außerhalb des Sports (z.B. Schul- und Polizeipsychologen) einzubeziehen. Zehetmair: "Selbstverteidigungskurse können die von den Schulen bereits getroffenen Maßnahmen zum Schutz der Kinder gegen Gewaltverbrechen sinnvoll ergänzen."