27. November 1997
Kultusminister Zehetmair fordert Abschied von der Einheitshochschule
Hochschulen und Wirtschaft sollen verstärkt zusammenarbeiten
Ein Signal gegen die Einheitshochschule und für mehr Vielfalt in der bayerischen Hochschullandschaft erwartet Kultusminister Hans Zehetmair von der Hochschulreform in Bayern. Wie der Minister beim Siemens-Hochschultag am Donnerstag in München erklärte, schaffe mehr Autonomie für die Hochschulen die Grundlage für eine Profilbildung der Hochschulen und Anreize für mehr Wettbewerb. Die wachsenden Herausforderungen an die Hochschulen setzten nicht nur größere Anstrengungen, sondern auch mehr Eigenverantwortung und Autonomie der Hochschulen voraus, die durch Übertragung von Zuständigkeiten des Ministeriums auf die Hochschulen und durch die Flexibilisierung der Hochschulhaushalte erreicht werde. Gerade die Deckungsfähigkeit von Personal- und Sachmitteln und die Übertragbarkeit ins nächste Jahr seien wichtige Schritte, die den Hochschulen eigene Schwerpunktsetzungen erlaube und Freiräume gebe, die allerdings auch mehr Initiative, Eigenverantwortung und Kreativität im Umgang mit den neuen Möglichkeiten erforderten. Über eine weitreichende Erprobungsklausel werde die Möglichkeit eröffnet, abweichende Regelungen insbesondere für die Leitungsstruktur, die Einrichtung und Zusammensetzung der Organe sowie die Aufgabenverteilung zu treffen. Sie sei eine Ermutigung für die Hochschulen, Eigeninitiativen zur Entwicklung und Verbesserung der Hochschulstrukturen zu entfalten. Die Erprobungsklausel würde falsch verstanden, wenn sie als Instrument für die Beibehaltung der gegenwärtigen Strukturen eingesetzt werden wollte. Das Gelingen der Hochschulreform hänge entscheidend davon ab, dass die Hochschulen und deren Mitglieder, Professoren, wissenschaftliche Mitarbeiter, Studenten und sonstige Hochschulangehörige für Veränderungen offen sind und die mit der Hochschulreform verbundenen Chancen für eine Verbesserung und zukunftsweisende Weiterentwicklung des Hochschulwesens nutzten.
Wichtiges Element der Hochschulreform in Bayern sei die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Wirtschaft, erklärte Zehetmair. So solle die Aufgabe der Hochschulen, mit der Wirtschaft und der beruflichen Praxis zusammenzuarbeiten, neu gefasst und der Auftrag der Hochschulen, in Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Arbeitsverwaltung den Erwerb von Zusatzqualifikationen zu fördern und Hochschulabsolventen den Übergang in das Beschäftigungssystem zu erleichtern, neu in das Hochschulgesetz aufgenommen werden. Die schwierige Arbeitsmarktsituation sei nicht nur eine Herausforderung für die Hochschulen, auch die Wirtschaft stehe in der Verantwortung, wenn es um die Verbesserung der Beschäftigungsmöglichkeiten durch zusätzliche Vermittlung von allgemeinen berufsqualifizierenden Fähigkeiten und Kenntnissen gehe. Einer berufsweltgerechten Ausbildung komme eine vorrangige Bedeutung zu.