Aktuelle Entwicklungen im Hochschulbereich
Die Arbeitsgemeinschaft der 21 bayerischen Forschungsverbünde hat erst vor kurzem in Erlangen eindrucksvoll im Rahmen eines Symposiums ihre Breite und Leistungsstärke unter Beweis gestellt. An den insgesamt 370 Projekten der bayerischen Forschungsverbünde sind ca. 270 Partnerunternehmen aus der Wirtschaft, davon 114 kleine und mittelständische Unternehmen beteiligt. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. So wurde beispielsweise in diesem Jahr vom Bayerischen Klimaforschungsverbund ein Klima-Atlas vorgelegt, in dem Informationen über das Klima an jedem gewünschten Ort in Bayern mit einer bisher unerreichten Genauigkeit enthalten sind. Ebenso wichtig für die Zukunft sind z.B. die Forschungen zur Gentechnologie im Forschungsverbund "Biologische Sicherheit" oder die Entwicklung neuer Bauelemente für die Informationstechnik (FOROPTO).
Das 1995 eingeführte Bonus-Programm zur Steigerung der Drittmittelaufträge aus der Wirtschaft an bayerische Hochschullehrer, das für jeden neu eingeworbenen Drittmittelauftrag aus der Wirtschaft einen "Bonus" in Höhe von 10 Prozent, bei Kleinaufträgen in Höhe von 20 Prozent der Auftragssumme umfaßt, wird auch 1997 und 1998 fortgesetzt.
Die Forschungsförderung in der Europäischen Union erfolgt insbesondere durch Rahmenprogramme für Forschung und technologische Entwicklung, die Ziele und Prioritäten der Förderung für einen Zeitraum von jeweils 5 Jahren festlegen und durch spezifische Programme umsetzen. Derzeit gilt das 4. Rahmenprogramm, das mit 13,1 Milliarden ECU ausgestattet ist. Bayerische Universitäten und Fachhochschulen haben von Januar 1995 bis März 1996 insgesamt weit über 16 Millionen DM an EU-Forschungs- und Entwicklungsgeldern eingeworben. Dabei lagen die beiden Münchner Universitäten und die Universität Würzburg an der Spitze.
Im Rahmen von SOKRATES wird mit dem Programm ERASMUS, in das 55 Prozent der 850 Millionen ECU des Gesamtprogramms fließen, vor allem Studenten- und Dozentenmobilität gefördert. Unter den 31 deutschen Hochschulen mit jeweils mehr als 250 bewilligten ERASMUS-Stipendien waren im Studienjahr 1995/96 sechs bayerische Hochschulen, wobei Erlangen-Nürnberg mit 350 Stipendien den ersten Platz einnimmt.
Die europaweite Zusammenarbeit mit den Staaten Mittel- und Osteuropas im Hochschulbereich wird durch das TEMPUS-Programm gefördert. 1995 waren die Universität Erlangen-Nürnberg mit sieben Projekten, die Universität Bayreuth und die TU München mit je sechs Projekten beteiligt. Die Hochschulen leisten damit einen wesentlichen Beitrag zum Aufbau der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit mit den Ländern des ehemaligen Ostblocks.
Die Kommission sieht es als einen unbedingt notwendigen Bestandteil der Neuordnung der Universitätsklinika in Bayern an, daß den Klinika eine flexible Wirtschaftsführung ermöglicht wird und bestehende Rechtsvorschriften, die einem eigenverantwortlichen, unternehmerischen Handeln des Klinikums entgegenstehen, aufgehoben werden. Die Kommissionsvorschläge müssen noch eingehend und im Detail analysiert werden, da ihre Umsetzung die Änderung einer größeren Zahl von Vorschriften des Bayerischen Hochschulgesetzes und weiterer gesetzlicher Bestimmungen erfordert.
Die Klinika der Universität Erlangen-Nürnberg und der Universität Würzburg wurden vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie als zwei von acht Standorten in der Bundesrepublik Deutschland für ein Interdisziplinäres Zentrum für Klinische Forschung ausgewählt, ein deutliches Zeichen dafür, daß die bayerischen Medizinischen Fakultäten und Hochschulklinika einen Spitzenplatz in der hochschulmedizini-schen Forschung der Bundesrepublik Deutschland einnehmen.
In den bestehenden ca. 460 Partnerschaften wurden allein im Jahr 1996 von den bayerischen Universitäten weitere 17 neue Partnerschaften mit Universitäten aus nahezu allen Erdteilen begründet.
Die Auslandsbeziehungen der bayerischen Fachhochschulen umfassen derzeit weltweit etwa 500 Kontakte. Der größte Teil der Auslandsbeziehungen besteht mit Hochschulen in europäischen Ländern (etwa 80 Prozent). Darüber hinaus bestehen auch Beziehungen zu Hochschulen in Nord- und Lateinamerika (z. B. USA, Kanada, Brasilien) sowie in Asien (z. B. China, Taiwan und Vietnam). Bei den gemeinsamen Studiengängen (Studiengänge mit integriertem Auslandsstudium von zwei Jahren) gibt es bereits die ersten Absolventen (im Studiengang Feinwerk- und Mikrotechnik, Studienrichtung Produktion und Automatisierung der von der Fachhochschule München zusammen mit der Ecole Polytechnic Féminine, Paris durchgeführt wird; im Studiengang Europäische Betriebs-wirtschaft, der von den Fachhochschulen Regensburg und Landshut zusammen mit englischen und französischen Hochschulen durchgeführt wird). Die Aktivitäten zwischen den bayerischen Hochschulen und den ausländischen Hochschulen erstrecken sich auf gemeinsame Forschungsvorhaben und gemeinsame Studiengänge, den Austausch von Professoren, Dozenten und Studenten, die Vermittlung von Praktikantenstellen, die Möglichkeit der Absolventenfortbildung bzw. eines Postgraduiertenstudiums, die Durchführung von Seminaren, gemeinsamen Workshops und Entwicklungen sowie auf die Beratung bei der Neustrukturierung von Studieninhalten, insbesondere bei Hochschulen in den MOE-Staaten.
Im Haushalt 1997 sind für die "Pflege von Beziehungen zu ausländischen Hochschulen" wieder Haushaltsmittel in Höhe von 500 000 DM ausgebracht, die auf die Hochschulen verteilt werden.
Die Zahl der Studentenwohnplätze in Bayern betrug zum 01.03.1996 29 646; dies bedeutet eine Unterbringungsquote von 12,4 Prozent. Zum 01.04.1989 betrug die Zahl der Studentenwohnheimplätze in Bayern noch 23 414 (Unterbringungsquote von 10,2 Prozent). Innerhalb von knapp sieben Jahren konnten somit in Bayern über 6 200 Studentenwohnplätze neu geschaffen werden.
In den Haushaltsjahren 1997 und 1998 werden voraussichtlich jeweils 35 Mio DM zur Förderung des Studentenwohnraumbaus zur Verfügung stehen.
Im Rahmen des Beschäftigungspaktes vom 11. Juni 1996 hat die Bayerische Staatsregierung eine Existenzgründungs-Offensive angekündigt. Diese wurde vom Staatsministerium für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst und von den bayerischen Hochschulen aufgegriffen und bereits mit guten Anfangsergebnissen begonnen. So wurde mit den Organisationen "Aktivsenioren Bayern e.V." und "Alt hilft Jung Bayern e.V." je ein Rahmenabkommen abgeschlossen, wonach beide Organisationen ihr hohes Erfahrungspotential zusammen mit den Technologietransferstellen der Universitäten in gemeinsamen Existenzgründer-Seminaren zur Verfügung stellen, um vor allem Hochschulabsolventen schnell und zuverlässig die notwendigen Kenntnisse im kaufmännischen Bereich, im Personal-Management und Finanzbereich zu vermitteln.
Im Oktober wurde vom Kultusministerium zusammen mit dem British Council und dem Nachbarministerium aus Baden-Württemberg ein gemeinsames Existenzgründer-Seminar veranstaltet, das ganz auf high tech-Gründungen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie, der Biotechnologie und im Bereich der Neuen Werkstoffe ausgerichtet war.
Darüber hinaus ist geplant, einen Modellversuch an der Technischen Universität München zu fördern, mit dem künftigen Existenzgründern bereits vor dem Verlassen der Hochschule das notwendige Wissen und Handwerkszeug für eine Existenzgründung vermittelt werden soll.
Für die Ausstattung der Frauenbeauftragten an den Hochschulen die auf die Herstellung der verfassungsrechtlich gebotenen Chancengleichheit und auf die Vermeidung von Nachteilen für Wissenschaftlerinnen, weibliche Lehrpersonen und Studentinnen hinwirken sollen, sind im Jahr 1997 im bayerischen Haushalt 500 000 DM vorgesehen.
Im Jahr 1996 wurden von 14 Preisträgern sechs Frauen mit dem Bayerischen Habilitationsförderpreis ausgezeichnet, davon drei im Fach Rechtswissenschaften, zwei im Fach Chemie und eine im Fach Katholische Theologie.
Im Rahmen des Hochschulsonderprogramm III, das rückwirkend zum 1. Januar 1996 in Kraft getreten ist, sind folgende frauenfördernde Maßnahmen vorgesehen: Wiedereinstiegsstipendien, die es Hochschulabsolventinnen ermöglichen sollen, sich bei Unterbrechung ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit in ein neues Forschungsprojekt einzuarbeiten oder ein unterbrochenes Forschungsprojekt wieder aufzunehmen und abzuschließen; Werkverträge, die außerhalb von Beschäftigungsverhältnissen mit geregelter Arbeitszeit insbesondere qualifizierten Wissenschaftlerinnen in der Familienphase die Möglichkeit zu eigenständiger wissenschaftlicher Arbeit in Hochschulen und Forschungseinrichtungen eröffnen; Stipendien und Werkverträge für junge Künstlerinnen zur Förderung des Hochschullehrerinnennachwuchses an Kunsthochschulen sowie Qualifizierungsstipendien und Werkverträge für Fachhochschulabsolventinnen zur Höherqualifizierung durch ein Aufbaustudium oder ein Anschlußstudium an einer Universität. Wie in der Vergangenheit werden auch künftig für diese Maßnahmen rund 3,4 Mio DM zur Verfügung stehen.
Im Bereich der Fachhochschulen wurde bereits im Frühjahr 1995 das Konzept "MEILE" (= Multimedia-Einsatz in der Lehre an Fachhochschulen) entwickelt, mit dessen Verwirklichung ab dem Wintersemester 1996/97 begonnen wird. Ziel ist die Nutzung multimedialer Lehrsoftware auf breiter Basis. Hierfür sollen Entwick- ler-Arbeitsplätze eingerichtet und Entwickler-Kapazitäten zur Verfügung gestellt sowie ein zentrales Kompetenz- und Referenzzentrum aufgebaut werden. Als wesentliche Vorteile ergeben sich der Gewinn an Zeit und zeitlicher Flexibilität bei Lehrenden und Lernenden, eine Steigerung der Effizienz in der Ausbildung und mittelfristig auch Einsparungen an Räumen und Geräten in den Hochschulen.
Im Universitätsbereich hat das Staatsministerium im März 1996 insgesamt sieben Arbeitsgruppen von einschlägig erfahrenen Hochschullehrern für die Bereiche Naturwissenschaften, Mathema-tik/Informatik, Medizin, Kulturwissenschaften, Sprach- und Lite- raturwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften und Ingenieurwissenschaften in den Universitäten eingesetzt mit dem Auftrag, die Einsatzmöglichkeiten von Multimedia in der Hochschullehre konzeptionell zu entwickeln und den dafür erforderlichen Personal- und Sachmittelbedarf zu veranschlagen. Hierzu wurden in der überarbeiteten Fassung nunmehr 39 Projektanträge aus allen Bereichen vorgelegt, denen vielfach einschlägige Vorarbeiten zugrunde liegen.
Auf Grund einer bayerischen Initiative zum Thema "Neue Medien und Telekommunikation im Bildungswesen" hat die Kultusministerkonferenz am 25.10.1996 einen Bericht über die möglichen Konsequenzen, die sich aus der kommunikationstechnischen Entwicklung für den Hochschulbereich ergeben, verabschiedet. Er kommt zu dem Ergebnis, daß an den Hochschulen über die Rechen-, Medien- und Bibliothekszentren hinaus Kompetenzzentren für Multimedia-Informationen und zur Entwicklung von Konzepten für deren verstärkten Einsatz in der Lehre und Weiterbildung eingerichtet werden müssen. Damit diese neuen Technologien nicht nur in den Natur- und Ingenieurwissenschaften, sondern auch in den Geisteswissenschaften angemessen Eingang finden, müßten dafür die lokalen Hochschulnetze geschlossen und die Hörsäle und Seminarräume entsprechend ausgestattet werden.
Auch im zurückliegendem Jahr konnte die DV-Ausstattung der medizinischen Fakultäten wiederum den aktuellen Bedürfnissen angepaßt und ergänzt werden. Die Universität Erlangen-Nürnberg erhielt einen medizinischen Datenserver sowie einen Ausbau des Backbone-Netzes für zusammen ca. 0,9 Mio DM, die Universität München eine Ergänzung der Geräteausstattung für die zentralen Datenverarbeitungsaufgaben in Höhe von 10,2 Mio DM. Im Rechenzentrum des Klinikums r.d.Isar wurden neue Anlagen und Programmsysteme mit Kosten in Höhe von 4,4 Mio DM installiert.
Für die Bereitstellung eines digitalen Bildarchivierungs- und Kommunikationssystems (PACS) am Klinikum Großhadern der Universität München wurde eine Haushaltsunterlage in Höhe von 7,15 Mio DM genehmigt.
Die Ausstattung mit computergestützten Wissenschaftler-Arbeitsplätzen für Forschungsaufgaben wurde mit Investitionen von ca. 3 Mio DM verbessert.
Für den weiteren Ausbau der zentralen Datenverarbeitungseinrichtungen der Universitätsklinika werden in den nächsten Jahren ca. 88 Mio DM für Geräte und Programme und 13,2 Mio DM für Netzerweiterungen in den fünf alten Universitätsklinika aufgewendet werden müssen.
Die von Kultusminister Zehetmair eingesetzte Beratungskommission "Neue Informations- und Kommunikationstechnologien für wissenschaftliche Bibliotheken" hat ihren Bericht abgeschlossen und überreicht. Er wird in Kürze allen interessierten Stellen zur Verfügung gestellt werden können. Die Kommission setzte sich zum Ziel, die gesamte Informationskette vom Publikationswesen bis zur Langzeitarchivierung des Schrifttums zu untersuchen und Empfehlungen auszusprechen. Der Bericht beschäftigt sich deshalb mit dem Publikationswesen, dem Bestandsaufbau, Erschließungssystemen, den Benutzerkatalogen (OPAC), der Nutzung und Lieferung, Entgelten und Abrechnungssystemen, neuen Inszenarien und Organisationsstrukturen im Gesamtprozeß der Erstellung und Nutzung von Literatur sowie der Retrokonversion alter Bestände und der Langzeitarchivierung. Schließlich wurden noch Empfehlungen zur Entwicklung von Kooperation und Koordination im Bibliothekswesen ausgesprochen.